"Du bist nichts, die Gruppe ist alles"

Klaus Farin sprach im Albert-Einstein-Gymnasium in Sankt Augustin über Skinheads und die Regeln der Rechten

Sankt Augustin. (mic) Klaus Farin kennt sich aus in der Jugendszene. Er weiß, wie sich Cliquen bilden und was junge Menschen an Neo-Nazis und anderen rechten Gruppen interessant finden. Deshalb hat das Augustiner Jugendamt den Autor und Journalisten eingeladen. "Zeichen setzen - gegen Rechts" heißt die Veranstaltungsreihe, die diese Woche läuft. Am Freitag war Farin Gast im Politik-Unterricht der 10. Klassen am Albert-Einstein-Gymnasium.

Der in Berlin lebende Farin zog schon mit Skinheads und Hooligans durch die Gegend, schrieb über sie, drehte Filme, machte Interviews und gründete den Verein "Archiv der Jugendkultur" in Berlin. "Wer von Euch ist in einer Szene?" fragte er. Niemand meldet sich, auch nicht als Farin wissen will, wer denn schon mal mit Rechten oder Neo-Nazis in Berührung gekommen sei. Nur ein Schüler meinte, er kenne ein paar Rechte. Viel mehr kommt nicht von den Schülern der 10 a. Dafür beginnt Farin zu erzählen. Die rechten Einstellungen kämen gar nicht so sehr von den jungen Leuten, sondern häufig von den Eltern. Laut Farin wachse Fremdenfeindlichkeit mit dem Alter, besonders in der Gruppe der 35- bis 50-Jährigen.

Auch die Politik sei nicht die Motivation für junge Menschen, sich Szenen anzuschließen. "Die sind vielmehr auf der Suche nach Freundschaft, Spaß und Anerkennung." Es sei eher zufällig, in welcher Szene man lande. Die rechte Szene sei eine männlich geprägte und unterscheide sich von anderen darin, dass man dort vieles nicht dürfe. "Du bist nichts, die Gruppe ist alles. Was sie gar nicht mögen, ist Veränderung", sagte Farin. Es gebe klare Regeln. "Das vereinfacht die Welt."

Hip-Hop, Skaten und Kiffen oder ausländisch Essen sei verpönt. Wer sich nicht daran halte, werde verprügelt und ausgeschlossen. Die Leute hätten regelrecht Angst vor Fremdheitserfahrung und wenig Selbstbewusstsein. "Die Gruppe macht sie stark. Die Kameradschaft ist für sie da" Passieren würde nicht viel, außer sitzen, rauchen, reden, saufen, pöbeln und prügeln. Neo-Nazis, Hitlerkult und Antisemitismus wirkten auf mehr als 90 Prozent der Bevölkerung zwar abstoßend. Aber fast ein Drittel meinen laut Farin, Deutschland sei kein Einwanderungsland.

Am Freitag ab 20 Uhr liest Farin in der Stadtbibliothek, Markt 1, in Siegburg aus seinem "Buch der Erinnerung".

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