DSL-Ausbau in Swisttal nur durch private Initiative

Kein Steuergeld für schnelles Internet. CDU-Politiker will jetzt einen Bonner Anbieter gewinnen.

DSL-Ausbau in Swisttal nur durch private Initiative
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Swisttal. Lange hat die Gemeinde Swisttal versucht, den Ausbau des DSL-Netzes mit öffentlichen Mitteln voranzubringen. Von diesem Gedanken müssen sich die Politik und all die, die unter lahmen Internetverbindungen leiden, jetzt endgültig verabschieden.

Die Verwaltung teilt dem am Dienstag tagenden Haupt- und Finanzausschuss mit, dass weder Mittel aus dem Konjunkturpaket des Bundes noch Fördergeld vom Land noch Mittel aus dem Gemeindeetat zur Verfügung gestellt werden können. Aus Rechts- und Wettbewerbsgründen. Die für DSL vorgesehenen 150 000 Euro aus dem Konjunkturpaket will die Verwaltung jetzt in die Verbesserung der Barrierefreiheit zugunsten älterer Bürger investieren.

Virtuell wird es hingegen weiterhin Barrieren geben. Vor allem in Miel, Ollheim, Essig, Ludendorf und Teilen von Odendorf klagen Internetnutzer über langsame und labile Verbindungen. Er wähle sich ins Internet ein und gehe dann erst einmal duschen, denn so lange dauere der Verbindungsaufbau: Mit diesem Bild hat einmal der Mieler Ortsvorsteher Rolf Esch seinem Ärger Luft gemacht.

"Wir haben alles versucht, aber wir kommen nicht weiter", sagte am Montag Gemeinde-Sprecher Bernd Kreuer über das Engagement der Gemeinde. "Die Wege, die uns gangbar erschienen, sind uns verstellt." Ursprünglich wollte die Gemeinde 150 000 Euro in Leerrohre investieren, die dann von Telekommunikationsfirmen genutzt werden sollten.

Doch keine der Firmen, die sich auf einen Aufruf der Gemeinde meldeten, machte eine Zusage. Nach Gesprächen mit der Bezirksregierung Köln hat sich laut Mitteilung der Verwaltung außerdem die Hoffnung auf Fördermittel für den DSL-Ausbau zerschlagen. Um sie zu bekommen, müsste in der Gemeinde die Datenübertragung unter zwei Megabit pro Sekunde liegen. Die in Swisttal tätigen Funk-Anbieter garantieren vertraglich jedoch mindestens drei Megabit pro Sekunde.

"Ich bezweifele, ob die beim Verbraucher ankommen", sagt der Mieler CDU-Ratsherr Wolfgang Heller. Je mehr Nutzer gleichzeitig online seien, desto langsamer seien die Verbindungen. Dass der Ausbau des mobilen Internets, für den der Bund Mobilfunk-Lizenzen versteigert hat, für Swisttal Besserung bringt, davon geht die Verwaltung nicht aus.

Heller sieht "strukturelle Nachteile" für die Gemeinde. Er berichtet, dass auch Kinder ihre Hausaufgaben nicht aus dem Internet herunterladen könnten. Der Ratsherr setzt nun auf private Initiativen. Ein Weg, den auch Gemeinde-Sprecher Kreuer momentan für die beste Lösung hält.

Einige Mieler um Heller und Ortsvorsteher Esch werben in Miel für den Bonner Anbieter bn:t Blatzheim Networks, der sich vor Monaten bei einer Bürgerversammlung vorgestellt und ein konkretes Angebot gemacht hat. Das Unternehmen erklärte damals, es könne wirtschaftlich DSL anbieten, wenn sich in Miel 220 und in Ollheim 100 Vertragskunden finden würden.

Laut Christoph Tiegel, bei bn:t Leiter Vertrieb Telekommunikations Services, wurden bislang in Ollheim 80 und in Miel 92 Vorverträge abgeschlossen. "Wir sind mit unseren Erwartungen schon heruntergegangen, trotzdem wäre das Ganze für uns noch nicht wirtschaftlich", so Tiegel. Bei einem Investitionsvolumen von 300 000 Euro gebe es allein in Miel aktuell noch eine Decklungslücke in Höhe von 8 000 Euro.

Das Unternehmen bemühe sich, diese zu schließen. Es seien beispielsweise schon Gespräche mit Gewerbetreibenden geführt worden.

"Das kann nicht an 8 000 Euro scheitern", sagt Heller. Er rege alle Mieler an, Vorverträge mit dem Anbieter abzuschließen. Das Unternehmen dürfe die potenziellen Kunden aber nicht enttäuschen. Schließlich habe es in der Vergangenheit genug Unzufriedenheit mit anderen Anbietern gegeben. Wenn die Firma bn:t erkläre, dass sie noch in diesem Jahr mit dem Projekt beginne, so Heller, dann rechne er damit, "dass auch noch die Unentschlossenen in den betroffenen Ortsteilen Verträge abschließen werden".

Die Ausschuss-Sitzung beginnt am Dienstag um 17.30 Uhr im Rathaus.

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