Drogencafé "Koko" zieht in die Troisdorfer Post

Anwohner kritisieren neuen Standort am Bahnhof in der Nähe von Grundschule und Kindergarten - Diakonie: Lage wird sich verbessern, Abhängige müssen nicht auf die Straße ausweichen

  Das Café Koko  zieht von der Troisdorfer Wilhelmstraße ins Postgebäude am Bahnhof um.

Das Café Koko zieht von der Troisdorfer Wilhelmstraße ins Postgebäude am Bahnhof um.

Foto: Holger Arndt

Troisdorf. Die Drogenberatungsstelle "Café Koko" in der Troisdorfer Innenstadt sorgt erneut für Schlagzeilen und erhitzte Gemüter. Seit bekannt wurde, dass das Drogencafé im Sommer von der Wilhelmstraße ins Postgebäude am Bahnhof umziehen will, hagelt es Proteste. Die Anwohner fordern, dass die Beratungsstelle, die von Drogenabhängigen aus dem gesamten Kreis aufgesucht wird, an einen weniger problematischen Standort umgesiedelt wird.

Das Diakonische Werk, Träger der Hilfseinrichtung, machte klar, dass es am Wechsel in die Post festhalten will. "Der Umzug ist nötig, weil die alten Räume an der Wilhelmstraße zu klein für die vielen Besucher sind", sagte Jürgen Schweitzer, Geschäftsführer der Diakonie. Die Beratungsstelle meldete 1999 rund 7 400 Besucher. Das neue Domizil des "Koko" liegt in der Nähe des alten Standortes. Der hatte in der Vergangenheit zu Beschwerden geführt. Zeitweise hatte sich die Drogenszene auf und am Hamacher-Platz, am evangelischen Gemeindezentrum an der Kornprinzenstraße, sowie an Kindergarten und Grundschule an der Viktoriastraße etabliert. Wiederholt nahm die Polizei Drogenhändler fest. Auf den Geländen wurden Fixer-Utensilien und Spritzen gefunden.

Anwohner und Eltern fürchten, dass sich an den Missständen wenig ändert. "Wir wehren uns dagegen, dass eine solche Einrichtung in der Nähe von Schule und Kindergarten angesiedelt wird, und wir wehren uns gegen die Größenordnung", schrieben die Anlieger Michaela und Stefan Jones in einem Protestbrief, den viele Bürger unterzeichnet haben. Von der Stadt Troisdorf fühlen sich die Anwohner im Stich gelassen. "Die Stadt scheint nicht viel zu tun. Es stellt sich die Frage, ob sie nicht will oder nicht kann", so die Anwohner.

Bereits im Sommer 1999 hatte ein anderer Anwohner, Matthias Reinheimer, bei der Stadt vergeblich die Schließung des "Café Koko" beantragt. Jetzt fordert er von Bürgermeister Manfred Uedelhoven, "engagiert und energisch gegen die Verlagerung des Café Koko in das Postgebäude vorzugehen, um die damit einhergehenden Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung abzuwenden. Reinheimer sieht durch das Drogencafé auch die Grundschule Viktoriastraße gefährdet. "Schon jetzt kämpft die Schule mit einem erheblichen Rückgang der Schülerzahlen." Reinheimer, Mitglied der Schulpflegschaft, fürchtet, dass die Schule "ausblutet", wenn das Café Koko und die Drogenszene dauerhaft in der Nähe der Schule bleiben.

Jürgen Schweitzer vom Diakonischen Werk glaubt, dass sich durch die Umsiedlung des "Café Koko" die Situation der Anwohner verbessern wird. Weil die neuen Räume größer seien, würden die Drogenabhängigen nicht mehr gezwungen sein, "auf die Straße auszuweichen". Zudem werde das Café durch einen weiteren Mitarbeiter künftig in der Lage sein, "ein Auge auf den Eingangsbereich zu halten".

Zwei Jahre habe die Diakonie nach einem neuen Standort gesucht. Die Verhandlungen mit dem Eigentümer des Postbaues, ein Siegburger Unternehmer, hätten sich bis zum 5. April hingezogen. Kreis und Stadt Troisdorf, so Schweitzer, seien beteiligt gewesen. Peter Wahlbrink, Leiter der Drogenhilfe, hat "allen beteiligten Institutionen und Gruppen" angeboten, ein Sicherheits- und Handlungskonzept zu entwickeln, "damit Probleme direkt und gemeinsam gelöst werden können".

Schweitzer und Wahlbrink rechnen mit Unterstützung der Politik. Nach einem Informationsgespräch mit Vertretern der Kreistagsfraktionen und des Troisdorfer Rates habe es "Zustimmung zu dieser Entscheidung und dem neuen Standort" gegeben. Allerdings macht sich Leo Müller, Chef der Regenbogenfraktion im Troisdorfer Rat, Sorgen um die Situation rund um den Bahnhof und sieht noch offene Fragen. So will Müller wissen, wie künftig die Sicherheit am Bahnhof, vor allem im Fußgängertunnel, gewährleistet werden soll und was getan wird, um "Spielplätze, Schulhöfe und Anlagen von Vermüllung mit Spritzen, Nadeln und anderen gefährlichen Utensilien freizuhalten".

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