Drei Arbeitstage Verspätung im Jahr

Michael Welteroth pendelt seit 16 Jahren per Bahn durch die Region, er führt Tagebuch über Mängel und Ärgernisse.

Drei Arbeitstage Verspätung im Jahr
Foto: Ingo Eisner

Rhein-Sieg-Kreis. Seit 16 Jahren fährt Michael Welteroth aus Eitorf mit dem Zug nach Köln zur Arbeit. An mehr als 200 Arbeitstagen benutzt er morgens und abends zumeist den Regionalexpress RE 9.

Eigentlich macht er das gerne. "Im Grunde ist das Reisen mit der Bahn eine angenehme und durchaus bezahlbare Sache", sagt der Techniker. Eigentlich. Denn wie etliche andere Berufspendler hat der 45-Jährige fast täglich mit Mängeln, Verspätungen und Ärgernissen zu kämpfen.

Ein halbes Jahr lang hat der Eitorfer über jede Fahrt penibel Buch geführt und festgehalten, womit es der ganz normale Bahnfahrer zu tun bekommt, wenn er es mit der Deutschen Bahn zu tun hat. Welteroth: "Ich wollte einfach mal in einer Art Fahrtenbuch festhalten, wie viel Zeit man verliert, wenn man als Pendler mit dem RE 9 oder auch der S 12 unterwegs ist."

In sechs Monaten ist Welteroth auf gut 13 Stunden gekommen, die ihm die Bahn an Verspätungen eingebracht hat. "Würde man das aufs ganze Jahr umrechnen, kämen 26 Stunden zusammen - immerhin drei Arbeitstage", so Welteroth. Seine Rechnung sei zwar nicht repräsentativ, aber dennoch müsse man sich fragen, "wie hoch der wirtschaftliche Schaden durch den verspäteten Nahverkehr pro Jahr tatsächlich ist".

Die Regional-Express-Linie 9 ist eine der bedeutendsten Nahverkehrsverbindungen in Nordrhein-Westfalen. Jährlich nutzen rund 7,3 Millionen Fahrgäste die Verbindung. Damit gehört der RE 9, der seit dem Fahrplanwechsel im Dezember von der Bahn auch RSX (Rhein-Sieg-Express) genannt wird, zu den fünf wichtigsten Linien in NRW. Bedient wird mit dem RE 9 die Strecke Siegen-Siegburg-Köln-Düren-Aachen.

Neben den Verspätungen kritisiert Welteroth vor allem die vielen Mängel. So hat er sich als Vielfahrer etwa ein Jobticket für die 1. Klasse besorgt. Aber seit dem Fahrplan- und Betreiberwechsel ist es wiederholt vorgekommen, dass es in den Waggons gar keine 1.Klasse-Abteile gab.

Zudem seien die neuen Doppelstockzüge sehr eng und man habe kaum Platz, um die Koffer vernünftig unterzubringen. Die Liste der Ärgernisse, die Welteroth aufführt, ist lang: defekte Türen, Toiletten, Heizungen und Fenster, Wagen ohne Strom, kaputte oder fehlende Sitze, Schmutz und defekte Beleuchtung.

Ein Kritikpunkt in dem "Schwarzbuch" des Eitorfers ist auch die Informationspolitik der Bahn. Das fängt bei kaputten Lautsprechern an, setzt sich über fehlerhafte oder fehlende Ansagen und Anzeigen auf den Bahnhöfen fort und geht bis zu widersprüchlichen Auskünften am Telefon.

"Der Bericht zeigt, dass die 500 Millionen Euro, die die Bahn pro Jahr an den Bund zahlen muss, dringend gebraucht werden, um die Infrastruktur auf der Schiene zu verbessern", sagte Dietmar Tendler, verkehrspolitischer Sprecher der SPD im Kreistag. Der Eitorfer hatte Welteroth ermutigt, mit seinen Bahn-Tagebuch an die Öffentlichkeit zu gehen.

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