Drachenfels wird wegen seines reichen Quarztrachytvorkommens schon früh ausgebeutet

Mit Römern beginnt sein Leiden - Rüdenetstrom als römischer Steinbruch bis heute im Originalzustand erhalten - Wolkenburg verliert Gipfel

Drachenfels wird wegen seines reichen Quarztrachytvorkommens schon früh ausgebeutet
Foto: Heimatmuseum

Siebengebirge. Als höchster Berg Hollands wird der Drachenfels schon mal bezeichnet. Was sich auf die Beliebtheit bei Touristen aus dem Nachbarland bezieht, kann man durchaus auch anders verstehen.

"Wenn man von den Niederlanden mit dem Schiff rheinaufwärts fährt, ist der Drachenfels der erste Berg, der unmittelbar am Rhein steht, und seine Kuppe besteht aus Quarztrachyt", erzählte Heimatforscher Frieder Berres über die Gewinnung und Verwendung von Naturwerksteinen des Siebengebirges.

"Mit der Steingewinnung der Römer beginnt die lange Leidensgeschichte des Drachenfels", so Berres in seinem Vortrag beim Heimatverein Siebengebirge. Beginnend in der Römerzeit hatte sie ihren Höhepunkt im Spätmittelalter und klang mit dem Basaltboom im 19. Jahrhundert aus.

Was schon die alten Römer wussten: In den Quarztrachyt sind Feldspatkristalle, so genannte Sanidine, in geregelter Weise eingelagert; dadurch lässt sich das Gestein besonders gut spalten. Und so waren die Römer auch die ersten, die den Trachyt des Drachenfels als Werkstein verwendeten. Das meiste Gestein bauten sie am Westhang unterhalb der heutigen Burgruine ab.

Frieder Berres gab seinen Zuhörern auch Tipps zur Spurensuche: Wer vom Aussichtsplateau auf dem Eselsweg talwärts geht, findet nach wenigen Metern links einen Stein, der eine Keilspur aufweist. "Diese ist einwandfrei römisch." Ein Stück weiter, wo der Eselsweg nach Osten abbiegt, ist unterhalb eine Stelle mit zwei römischen Felszeichen zu finden.

Sie sind in eine Steinbruchwand eingeritzt und stellen einen schreitenden Hahn und einen Penis mit Skrotum dar. Alle anderen Zeugnisse römischer Steingewinnung auf der Westseite des Berges gingen durch die mittelalterliche und neuzeitliche Steingewinnung verloren.

Steine aus dem Siebengebirge sind an bedeutenden Bauwerken zu finden. "Die erste nachweisbare Verwendung von Vulkaniten von hier haben wir mit dem Ringwall auf dem Petersberg", erläuterte Berres. Auch den Transport bezog er ein. Bei Großbauten früherer Zeit wurden jeweils rund ein Drittel der Gesamtkosten für das Material, die Löhne und für den Gesteinstransport veranschlagt. Diese Kosten fielen beim Bau des Ringwalls natürlich weg: Er besteht aus Basaltgestein vom Petersberg selbst.

Wahrscheinlich wurde Lockermaterial verwendet, denn es ist nicht davon auszugehen, dass für den Bau der Anlage Steingewinnung im heutigen Sinne stattfand. Der Ringwall wird in die Zeit um 300 bis 100 v. Chr. datiert und umschloss eine etwa fünf Hektar große Fläche auf der Bergkuppe. Die Mauer war drei Meter stark und ebenso hoch. Vermutlich umgab sie eine Fliehburg. 1879 war der Ringwall noch fast vollständig erhalten. Durch den großen Steinbruch und den Bau von Hotelanlagen wurde er zerstört. Nur noch 450 Meter sind erhalten.

"Ein zweiter römischer Steinbruch blieb bis heute in seinem Originalzustand erhalten, der Steinbruch Rüdenet", berichete Berres. Der Trachyt steht hier nicht in Pfeilern, sondern bildet ein Meer von riesigen Blöcken, die über den Hang verstreut liegen.

An etwa 40 Trachytblöcken sind römerzeitliche Bearbeitungsspuren zu erkennen. Berres: "Wenn die Oberfläche verwittert war, wurde zunächst eine Schalrinne gelegt, um an das feste Gestein zu gelangen. Dann wurde in die Schalrinne die Keilspur geschlagen und der Stein mit eisernen Keilen auseinandergetrieben."

Blöcke mit glatten Trennflächen sind zu finden, aber auch Blöcke mit Spuren nicht vollendeter Spaltung. "Sie lassen vermuten, dass der Steinbruch irgendwann überstürzt aufgegeben wurde." Die römische Periode ging über mehrere Jahrhunderte; die Verwendung des Steins für Bauwerke zog sich über das gesamte Rheingebiet bis nach Xanten hin.

Die erste Verwendung von Drachenfels-Trachyt in nachrömischer Zeit ist für den Bau der Krypta der Kölner Kirche Maria im Kapitol 1060 nachgewiesen. Als 1248 in Köln beschlossen wurde, ein Gotteshaus mit gigantischen Ausmaßen im Stil der Gotik mit vielen Fialen, Krabben, Kreuzblumen, Wimpergen und Figuren zu schaffen, bot sich der Trachyt vom Drachenfels als geeignetes Gestein an.

Ein eigener Steinbruch, die Domkaule, wurde eingerichtet. Historische Bilder zeigen Steinrutschen, über die die Blöcke in den Uferbereich gelangten. Als der Dom, nach drei Jahrhunderten als Bauruine, im 19. Jahrhundert vollendet wurde, konnte dies nur zu einem geringen Teil mit Trachyt vom Drachenfels geschehen.

Denn: Die Kuppe des Berges stand mittlerweile unter Schutz. 1850 legte vom Domsteinplatz letztmals ein mit Drachenfelser Trachyt beladenes Schiff ab. Etwa 450 000 Kubikmeter Gestein wurden dem Berg entnommen. An den Sanidinen ist es im Inneren des Doms sofort als "Drachenfelser" zu erkennen.

Der Weg der Steine

Als mit dem Kölner Dombau begonnen wurde, hatten die Zisterzienser ihre Abtei Heisterbach mit Konventgebäude und 88 Meter langer Klosterkirche aus Latit vom Stenzelberg längst errichtet.

1237 waren sie nach nur 35-jähriger Bauzeit fertig. Latit gab es auch von der Wolkenburg. Als sich nach dem 30-jährigen Krieg Barock und Rokoko als neue Baustile ausbreiteten, war der Trachyt wegen der figürlichen Darstellungen wenig brauchbar. Der Drachenfels war nicht mehr gefragt.

Der Steinbruchbetrieb verlagerte sich auf die Wolkenburg. Von dort kamen auch die Steine für die Schlösser in Bonn und Brühl, die die Kölner Kurfürsten errichteten ließen. Auch am Bonner Rathaus ist der Latit zu finden. Geschätzt wird, dass 20 bis 40 Meter vom Gipfel abgetragen wurden.

Viele Steinbrucharbeiter litten unter den schwierigen Arbeitsbedingungen. Viele von ihnen erkrankten an Lungenschwindsucht. Ein hartes Brot, von dem auf der anderen Seite viele Königswinterer eineinhalb Jahrhunderte lang ihren Lebensunterhalt bestritten.

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