Doktor Volksmund liegt oft richtig

Der Autor Walter Schmidt widmet sich als "Gast auf dem Sofa" Redensarten zu Körper und Seele. Mit viel Humor zeigte er, wie oft "Doktor Volksmund" mit seinen Aussagen medizinisch richtig liegt.

 Walter Schmidt spricht in der Reihe "Zu Gast auf dem Sofa", an der auch der General-Anzeiger beteiligt ist, in der Bibliothek der Fachhochschule Rheinbach.

Walter Schmidt spricht in der Reihe "Zu Gast auf dem Sofa", an der auch der General-Anzeiger beteiligt ist, in der Bibliothek der Fachhochschule Rheinbach.

Foto: Wolfgang Henry

Rheinbach. Wenn jemand vor einem großen Publikum sprechen muss, dann kann ihm schon einmal die Spucke wegbleiben - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, wie Autor und Journalist Walter Schmidt zu berichten wusste. Vor unangenehmen Situationen wird weit weniger Speichel produziert.

Darum steht auch neben den meisten Rednerpulten ein Glas Wasser. Schmidt selber schien es nicht so zu ergehen, als er in der Bibliothek der Rheinbacher Fachhochschule als "Gast auf dem Sofa" Platz nahm.

Ohne einen Schluck Wasser begann er seinen Vortrag "Dicker Hals und kalte Füße - Was Redensarten über Körper und Seele verraten" nach seinem gleichnamigen Buch. Mit viel Humor zeigte er, wie oft "Doktor Volksmund" mit seinen Aussagen medizinisch richtig liegt. Rund 40 Experten, vom Psychosomatiker über den Allgemeinmediziner bis zum Tierarzt, hat Schmidt dazu befragt.

Neben vielen Fakten lieferten diese ihm auch witzige Vorschläge wie den, mit einer Zitrone ein ganzes Blasorchester lahmzulegen: Man müsse die Musiker nur dazu bringen, dass ihnen "das Wasser im Mund zusammenläuft", schon könnten sie nicht mehr spielen.

Richtig seien zum Beispiel auch die "kalten Füße" bei Angst. "Der Körper konzentriert bei Gefahr das Blut da, wo es sinnvoll ist", erklärte Schmidt vor rund 30 Zuhörern. Das seien Muskeln, Herz, Hirn und Lunge, um für Kampf oder Flucht gewappnet zu sein. "Die Haut ist dann vernachlässigbar."

Auch richtig ist die Einschätzung, dass Frauen öfters unter kalten Füßen leiden als Männer, eine Folge der geringeren Muskelmasse, die Wärme erzeugt. Im Ausgleich haben Frauen dafür mehr wärme speicherndes Unterfettgewebe. "Männer sind daher im Nachteil, wenn sie im Winter in die Nordsee fallen."

"Falsch" sei dagegen die Aussage "mir gefriert das Blut in den Adern", denn so kalt wird es im Körper nie. Stocken kann das Blut aber schon, bei Stress steigen nachweislich die blutgerinnenden Anteile und lassen es dicker werden. Vorgeschädigte Patienten kann dann tatsächlich "der Schlag treffen", nämlich ein Schlag- oder Herzanfall.

Überhaupt weiß Doktor Volksmund viel über das Herz zu berichten. Es ist laut Schmidt das am häufigsten in Redensarten bedachte Organ. Und selbst wenn es nie wirklich "in die Hose rutscht", kann es "hüpfen" oder sich gar verengen. Was Mediziner erst vor wenigen Jahren nachgewiesen haben, ist allerdings im Volksmund ein alter Hut. Schon der Eiserne Heinrich im Froschkönig hatte "Bänder um sein Herz" vor Trauer.

Heute hätte er Stress-Kardiomyopathie. Schmidt betonte, dass Ärzte heute immer mehr auf Zusammenhänge von Psyche und Physis achten. Sogar der umgekehrte Weg, die Behandlung psychischer Probleme über den Körper sei schon bekannt.

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