Betreiber gesucht Diskussion ums Örtchen in Rheinbach

RHEINBACH · Die öffentliche Toilette auf dem Himmeroder Wall in Rheinbach - gehört sie zur Grundausstattung oder ist sie ein Luxus, den sich die klamme Kommune heute kaum mehr leisten kann?

 Öffentliches Örtchen: Der Zustand und die Sauberkeit der Toilette im Windmühlenturm am Himmeroder Wall sorgen für Kritik. Die Stadt ist jetzt mit einem möglichen Betreiber im Gespräch.

Öffentliches Örtchen: Der Zustand und die Sauberkeit der Toilette im Windmühlenturm am Himmeroder Wall sorgen für Kritik. Die Stadt ist jetzt mit einem möglichen Betreiber im Gespräch.

Foto: Roland Kohls

Die Stadt sucht derzeit aus Kostengründen einen Betreiber für die Anlage im Windmühlenturm, der - möglicherweise gegen eine Nutzungsgebühr - die Toilette instand hält. Laut Sprecher Peter Feuser ist die Stadt im Gespräch mit einem Interessenten. Wer das ist, wollte er gestern noch nicht verraten.

Gerhard Eisfeld, Rheinbacher Ehrenringträger, ist verärgert. "Eine kostenlose und öffentliche Toilette gehört zur Mindestausstattung einer Stadt. Ich habe als Finanzausschussvorsitzender im Rat viele Kürzungsvorschläge gemacht, aber an so einer Toilette kann eine Kommune einfach nicht sparen", sagt der 74-Jährige, der von 1984 bis 2004 für die SPD im Rat saß. "Kleinkinder, Jugendliche, Kranke, Behinderte, Marktfrauen und alte Menschen brauchen so eine Einrichtung." Und zwar jederzeit, ansonsten hätten sie ein "beachtenswertes Problem".

Die Toilette im Windmühlenturm, im Volksmund auch "Pinkelturm" genannt, ist nicht durchgehend geöffnet. Sie steht an Werktagen in der Regel von 7.30 bis 18 Uhr offen, an Sonntagen gar nicht - allenfalls bei Veranstaltungen auf den Wällen. Auch an der Sauberkeit und am allgemeinen Zustand hatte es Kritik gegeben, wie die Rheinbacher FDP vor Monaten in einem Antrag an die Stadt berichtete. Darin hatten die Liberalen die Verpachtung der Anlage an einen Betreiber angestoßen, der dann über ein Bezahlsystem Gebühren einnimmt und das "Örtchen" in Schuss hält.

Probleme mit Beschmutzungen und Beschädigungen

"Solch eine Lösung wäre vorstellbar", so Feuser. "Wir haben Probleme mit Beschmutzungen und Beschädigungen." Ein privater Betreiber könne für die Anlage eher eine Aufsicht stellen als die Stadt mit ihren finanziellen Problemen. Nach Auskunft von Feuser veranschlagt die Stadt jährlich allein 7600 Euro an Reinigungs- und Unterhaltungskosten. Eisfeld regt indes den Einbau eines Tresors in eine Wand an, in den freiwillige Spenden für die Toilettennutzung eingeworfen werden können.

Der Vorsitzende des Gewerbevereins, Paul Nelles, sieht hingegen keine Notwendigkeit für eine öffentliche Toilette im Windmühlenturm. Es gebe genug Alternativen: "Öffentliche Toiletten, auch behindertengerecht, gibt es im nahen Glasmuseum und im Rathaus, ebenso im Amtsgericht. Das Glasmuseum ist täglich geöffnet, auch am Wochenende, außer Montag. Das Rathaus ist in der Woche durchgängig geöffnet."

Für Anna und Wilhelm Zilligen aus Kirchheim ist unterdessen ganz klar: "Besonders alte Leute wie wir brauchen eine öffentliche Toilette, die auch mal schnell erreichbar ist", so die beiden 83 und 84 Jahre alten Passanten gestern. Der Rheinbacher Udo Endres knüpft seine Antwort an eine Bedingung: "Ja, wir brauchen eine öffentliche Toilette. Aber nur, wenn sie auch gepflegt ist", meinte er. "Es muss ein Konzept vorhanden sein, durch das die Nutzung auch bezahlbar ist."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort