"Die Notfallseelsorger werden dringend gebraucht"

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Synode des evangelischen Kirchenkreises entscheidet über die Finanzierung einer Koordinatorenstelle. Die Nachbarkreise sind bereits dafür.

 Über die Arbeit der Notfallseelsorger berichten Superintendent Reinhard Bartha (links) und Pfarrer Albrecht Roebke.

Über die Arbeit der Notfallseelsorger berichten Superintendent Reinhard Bartha (links) und Pfarrer Albrecht Roebke.

Foto: Antonia Clausen

Wenn sich ein Jugendlicher umbringt, ein schwerer Unfall Menschen aus dem Leben reißt oder ein Feuerwehrmann Brandopfer aus einem Haus holen muss, sind sie im Einsatz: die Notfallseelsorger. Und sie werden immer häufiger und immer dringender gebraucht: "Das stellen wir einfach fest, nicht nur anhand der reinen Zahlen", sagte am Freitag Reinhard Bartha, Superintendent der evangelischen Kirche An Sieg und Rhein (Ekasur).

Am kommenden Wochenende tagt die Synode des Ekasur in Windeck-Herchen und wird unter anderem über die Einrichtung eines hauptamtlichen Koordinators für eben diese Notfallseelsorge abstimmen. "Denn so, wie es jetzt läuft, geht es eigentlich nicht mehr", betonte Bartha in einem Vorgespräch

Was "kaum noch geht", erklärte Pfarrer Albrecht Roebke, der den Job "Notfallseelsorge" im Beritt des Kirchenkreises seit zehn Jahren ehrenamtlich ausfüllt - und zwar neben seiner Vollzeittätigkeit als Pfarrer an der Berufsschule Hennef: "Im vergangenen Jahr hatten wir etwa 270 Einsätze, das heißt, wir waren vor Ort, wenn es galt, Betroffenen, Angehörigen oder Rettern beizustehen, die etwas erleben mussten, was kaum ein Mensch so einfach wegsteckt."

Erst kürzlich war dies der Fall, als es in Niederkassel einen Unfall an einer Stromleitung gab - und auf dem benachbarten Fußballfeld eine Horde Drei- bis Fünfjähriger und ihre Eltern Augenzeugen wurden, wie der Lasterfahrer, der in dem unter Strom stehenden Fahrzeug saß, schwere Verletzungen erlitt.

"Wir waren auch bei der Love-Parade in Duisburg zu Hilfe gerufen worden und sind auch dann da, wenn Angehörige vom Tod eines Familienmitglieds erfahren müssen", so Roepcke. Für diese anspruchsvolle Arbeit gibt es in der Region etwa 30 ausgebildete Ehrenamtler, die konfessionsübergreifend von Roepke, katholischen Kollegen und den Nachbarkirchenkreisen Bonn und Bad Godesberg-Voreifel koordiniert werden müssen.

"Die Nachbarkreise haben bereits auf ihren Synoden in der vorigen Woche einer halben Stelle zugestimmt. Ich hoffe, dass wir ein weiteres Viertel über uns und das fehlende über den Kreis finanzieren können", so Bartha. Die öffentliche Tagung der Synode beginnt am Samstag, 16. Juni, 10 Uhr, im Bodelschwingh-Gymnasium Windeck-Herchen.

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