Die Natur liegt unter einer Eisschicht

SIEBENGEBIRGE · Wasserleitungen frieren ein, Autotüren zu: Die niedrigen Temperaturen sorgen für Probleme. Die eisigen Temperaturen haben auch das Siebengebirge fest im Griff.

Heizung und Sanitär: Noch abends um zehn klingelt das Telefon. Dann muss Mario Busenbender raus in die klirrende Kälte. Der Meister für Heizung und Sanitär aus Selhof kommt auch sonntags bei Rohrbrüchen und eingefrorenen Wasserleitungen. Seitdem die Thermometer Nullgrade im zweistelligen Bereich anzeigen, sind er und seine fünf Mitarbeiter quasi rund um die Uhr mit Notfällen beschäftigt.

"Seit Mitte letzter Woche haben wir jeden Tag so um die zehn Einsätze. Das hat im Moment Vorrang", sagt der 41-jährige Chef des Selhofer Unternehmens. "Die Wasserleitungen frieren ein und nach dem Auftauen gibt es Rohrbrüche." Das passiert vorwiegend in älteren Häusern mit schlecht gedämmten Dachböden oder Außenmauern. Bei eingefrorenen Rohren setzen die Handwerker ein Auftaugerät ein; über ein Trafo wird nach und nach Wärme zugeführt, bis das Wasser wieder läuft. Dann kleben sie ein elektrisches Heizband auf die Leitung, eine sogenannte Rohrbegleitheizung.

Feuerwehr: Bei der Honnefer Feuerwehr sind es weniger technische Probleme, sondern Stadtbrandinspektor Torsten Budde sorgt sich um leichtsinnige Kinder und Jugendliche, die sich auf den Eisflächen von Teichen tummeln. "Die Eisdecke ist nicht dick genug. Sie darf nicht betreten werden", schließt er sich der Warnung von Kreisbrandmeister Walter Jonas an.

Kraftfahrzeuge: "Das ist schon eine besondere Situation. Solche Temperaturen über eine längere Zeit kennen wir hier ja nicht", sagt Thomas Klinkenberg, Geschäftsführer des Autohauses Klinkenberg in Bad Honnef. "Wir werden laufend zu Notfällen gerufen. Autos springen nicht an, Türen sind festgefroren, das Wasser in den Scheibenwaschanlagen ist eingefroren. Wir haben unsere 24-Stunden-Notdienstmannschaft, die rausfährt, Starthilfe gibt oder eine Batterie austauscht."

Pflanzen: Wer jetzt erst an seine nicht winterharten Pflanzen oder an Kübelpflanzen denkt, die im Freien steht, kommt wahrscheinlich zu spät. "Bei minus 15 oder 20 Grad gibt es Wurzel- und Blattschäden", so Werner Klosterhalfen aus der Baumschule Klosterhalfen in Freckwinkel. Klosterhalfen ist im Moment eher als Ratgeber in Sachen Schneiden gefragt. Bis auf Hecken, immergrüne Gehölze, Winter- und empfindliche Frühjahrsblüher sowie Rosen kann der Besitzer auch bei diesen Temperaturen Gehölze schneiden.

"So einen milden Herbst und Januar habe ich noch nicht erlebt. Die Rosen entwickelten schon Triebe bis zu eineinhalb Zentimetern", so Klosterhalfen (47). "Der Schockwinter kann Schäden hervorrufen, die erst in einigen Wochen oder gar Monaten zu sehen sind." Er nennt eine alte Bauernregel: "Gibt's an Lichtmess Sonnenschein, so wird's ein spätes Frühjahr sein!" Am 2. Februar strahlte die Sonne.

Tipps und Tricks bei Minusgraden

Mario Busenbender, Installateur: Er empfiehlt, den Hahn ein bisschen aufzudrehen und das Wasser laufen zu lassen, auch wenn dadurch der Wasserverbrauch etwas steigt. Und über Nacht sollte die Zirkulationspumpe laufen.

Thomas Klinkenberg, Kfz-Fachmann: Genügend Frostschutzmittel in die Scheibenwaschanlage füllen. Überhaupt die Flüssigkeiten im Fahrzeug, auch das Motoröl, überprüfen. Die Wischerblätter müssen in Ordnung sein, damit eine gute Sicht gewährleistet ist. Die Fahrer sollten die Türgummis ihrer Autos behandeln, damit sie nicht anfrieren; heute gibt es dafür Roller, früher wurde Glyzerin genutzt.

Klinkenberg rät Autofahrern außerdem, Decken, eine zweite Jacke, Warnwesten vorn im Fahrzeug zu deponieren, den Verbandskasten zu überprüfen und nur mit gründlich enteisten Scheiben loszufahren und eine Notration mit Essen und Trinken dabei zu haben.

Werner Klosterhalfen, Gärtner: Der Versuch ist es wert, den nicht oder nur schlecht geschützten Topf noch mehr einzumummeln mit Styropor, einem alten Teppich oder Decken. Ob eine Pflanze noch zu retten ist, hängt auch von der Örtlichkeit ab und wie sie vorher behandelt wurde. Später sollte sie in Ruhe und im Schatten stehend auftauen. Und: Immergrüne Pflanzen sollten mit Vlies oder Laken vor der Wintersonne geschützt werden.

Torsten Budde, Feuerwehrchef: Die Eisflächen auf Gewässern nicht betreten!

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