Siebengebirge Die Hasen sind derzeit in Hochzeitsstimmung

SIEBENGEBIRGE · Er besitzt zwei lange Löffel und trägt am Hinterteil eine Blume. Mit Eiern hat er herzlich wenig zu tun - weder legt er welche, noch stehen sie auf seinem Speiseplan. Dennoch wird ihm nachgesagt, an Ostern eine Menge bunt gefärbter Exemplare in unseren Gärten zu verstecken. Die Rede ist vom "Lepus europaeus", wie der Feldhase im Fachjargon heißt.

Dass es derzeit bei Meister Lampe hoch hergeht, liegt nicht am bevorstehenden Osterfest. "Von Januar bis August ist Rammelzeit", erläutert Bernd Zimmermann, Obmann des Hegerings Siebengebirge. Aus dem Jägerlatein übersetzt heißt dies: Die Hasen sind in Hochzeitslaune.

Hauptsaison der Paarungszeit ist der April. Auf den Feldern in der Königswinterer und Bad Honnefer Bergregion kann man jetzt besonders gut beobachten, wie die Hasen-Männchen, die Rammler, hinter den Häsinnen hersetzen oder sich um ein Weibchen streiten. Dabei wird auch im wahrsten Sinne des Wortes ersichtlich, wie der Hase zu seinem Spitznamen "Meister Lampe" gekommen ist: Beim Rennen hebt sich das helle Unterfell am Hinterteil deutlich in die Höhe, was an das Aufleuchten einer Lampe erinnert.

Dies ist übrigens nicht der einzige Grund, weshalb man den Hasen nicht mit einem Kaninchen verwechseln kann: "Der Hase ist deutlich größer und hat viel längere Ohren mit schwarzen Spitzen", so Zimmermann. Auch in ihrer Lebensweise seien beide komplett unterschiedlich: "Kaninchen lieben Sandböden und offene Grasflächen. Außerdem graben sie Höhlen, in denen sie auch ihre Jungen zur Welt bringen."

Der Hase hingegen lebt das gesamte Jahr über auf dem Feld, zum Schutz vor Winter und Wetter buddelt er lediglich kleine Mulden in die Erde. Vor allem im Frühjahr, wenn der erste Nachwuchs auf die Welt kommt, sind die Hasen daher auf eine trockene Witterung angewiesen - die kleinen Häschen haben Frost und Nässe noch nichts entgegenzusetzen. "Ein feucht-kaltes Frühjahr ist des Hasen Tod", besagt eine alte Jägerweisheit.

Tatsächlich fallen Hasen hierzulande in großer Zahl Krankheiten zum Opfer. "Kein anderes Wildtier vereinigt so viele Krankheiten auf sich wie der Hase", so Thomas Gehle von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung des Landesbetriebs Wald und Holz in Bonn. 60 bis 90 Prozent der Jungtiere überleben das erste Lebensjahr nicht. Neben dem Klima setzt jedoch auch der Mensch dem Feldhasen oder besser gesagt seinem Lebensumfeld zu: "Es gibt immer weniger offene Felder und Ackerflächen", so Zimmermann.

Gleiches gilt für die Grünstreifen, in denen der Hase seine Nahrung findet. "Das Nahrungsangebot wird knapp." In der Region sprechen daher viele Jäger mit Landwirten ab, wo Grünstreifen angelegt werden können, um das Futterangebot und Rückzugsmöglichkeiten für Meister Lampe sicherzustellen.

Eine Einschätzung, wie es um den Hasen in der Region bestellt ist, ist nach Ansicht Gehles kaum möglich, auch da es keine aussagekräftigen Bestandszählungen gibt. Fest steht jedoch: "NRW ist im Vergleich zu anderen Ländern seit jeher ein Hasenland." Auch müsse die Feldhasenpopulation nach 1999 wieder erheblich zugenommen haben, "da die Jagdstrecken (Anm. der Redaktion: Die Anzahl der bei der Jagd erlegten Tiere) landesweit bis 2005 wieder steil angestiegen sind."

Osterhasen-Brauchtum

"Wie wir in Mitteleuropa sozusagen zu Ostern auf den Hasen gekommen sind, ist bis heute unklar", so Thomas Gehle von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung, der dem Feldhasen eine eigene wissenschaftliche Arbeit gewidmet hat. Er vermutet einen Zusammenhang mit der Bedeutung des Hasen als Zeichen für Fruchtbarkeit. Schließlich vermehrt er sich an 260 Tagen im Jahr, und die Häsinnen können, während sie noch trächtig sind, schon wieder erneut befruchtet werden.

Auch lässt die Terminierung des Osterfests eine Verbindung zum Hasen zu: "Das Osterfest wird am ersten Sonntag des Frühlingsvollmonds gefeiert, und der Hase gilt als Mondtier." Der Hase als österlicher Eier- und Gabenbringer soll indes eher eine junge Erscheinung sein. Gehl hat recherchiert, dass die erste gesicherte Erwähnung nach Angaben des Osterhasen-Museums in Zam bei München aus dem Jahr 1682 stammt.

In einem Bericht eines Heidelberger Professors ist zu lesen: "In Südwest-Deutschland, in der Pfalz, im Elsaß sowie auch in Westfalen werden diese Eier Haseneier genannt. Man macht dabei einfältigeren Leuten und kleinen Kindern weis, diese Eier brüte der Osterhase aus und verstecke sie im Garten im Gras."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Wissenspool nutzen
Kommentar zu den Rodungen am Kellerberg Wissenspool nutzen
Aus dem Ressort