Die Geldquelle auf dem Oelberg ist versiegt

VVS muss bei Pacht für Sendemast Einbußen hinnehmen - Sonderspende der Telekom schafft nur Linderung

Die Geldquelle auf dem Oelberg ist versiegt
Foto: Frank Homann

Siebengebirge. Was hat die Entwicklung der Fernsehtechnik mit der Pflege des heimischen Waldes zu tun? Wenig, so könnte man meinen. Dem Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) wird die Umstellung vom Antennenbetrieb auf Kabel und Satellit allerdings nun zumindest in finanzieller Hinsicht zum Verhängnis.

Der Sendemast auf dem Oelberg ist praktisch überflüssig geworden, und dies lässt die Haupteinnahmequelle des VVS versiegen. Für ihn bedeutet dies: Er muss seine ohnehin seit Jahren im Umbruch befindliche Finanzstruktur erneut umorganisieren.

Vom 3. November 1970 datiert der Pachtvertrag, den der VVS und die damals noch verantwortliche Bundespost einst unterzeichnet hatten. Dem Verein spülte das Schriftstück seitdem jahraus, jahrein die stattliche Summe von 105 000 Euro in die Schatulle.

Doch damit ist nun Schluss. Gerade einmal 10 000 Euro ist der Deutschen Funkturm GmbH, seit der Postprivatisierung als hundertprozentige Tochter der Deutschen Telekom AG für den Oelberg-Mast zuständig, die Pacht noch wert. Diese Summe wurde jetzt in einem neuen, auf 15 Jahre geschlossenen Vertrag festgeschrieben.

Und die Begründung des Unternehmens klingt plausibel: Der Mast, so heißt es bei der Gesellschaft mit Sitz in Münster, werde auch nur zu zehn Prozent seiner Gesamtkapazität ausgelastet. "Aus diesem Grunde soll die Antenne auch demnächst um die Hälfte verkürzt werden", weiß VVS-Vorsitzender Herbert Krämer zu berichten. Wann der Teilabbau über die Bühne gehen - und damit ein Wahrzeichen des Siebengebirges gestutzt werden - soll, ist laut Krämer zurzeit noch offen.

Für den VVS-Vorsitzenden war jedoch mit Erhalt der Nachricht etwas anderes sonnenklar: Ohne weiteres würde der Verein den Verlust seiner mit Abstand wichtigsten Einnahmequelle nicht wegstecken können. Die 105 000 Euro machten zuletzt 45 Prozent der gesamten Umsatzerlöse (237 000 Euro) des VVS aus.

"Also haben wir um Hilfe gerufen", bekennt Herbert Krämer unumwunden. Halbwegs erleichtert ist er inzwischen, dass sein Hilferuf durchaus Erfolg hatte - nämlich in Form einer einmaligen 500 000-Euro-Spende aus den Kassen der Deutschen Telekom. Deren Mitarbeiter, so laut Krämer die Begründung des Vorstandes um René Obermann, nutzten das Siebengebirge nachweislich in hohem Maße als Lebens- und Erholungsraum, sodass die Zuwendung durchaus auch im Interesse des Konzerns sei.

Die Bilanz, die der Vorstand des Verschönerungsvereins Dienstagabend bei der Mitgliederversammlung im Kloster Heisterbach vorlegte, ist in ihrer Summe nunmehr um jene 500 000 Euro angeschwollen, die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Zuschüssen schnellten von 67 000 auf 643 000 Euro in die Höhe.

"Komfortabel ist die Situation aber nur auf den ersten Blick", sagt Herbert Krämer, denn: Die Sonderspende der Telekom kann die Ausfälle bei der Pacht für den Sendemast nur sehr bedingt kompensieren. Konkret erhält der VVS inklusive Telekomspende in den nächsten 15 Jahren rund 650 000 Euro - statt der 1,57 Millionen Euro, die (ohne die Sonderspende) nach alten Vertragskonditionen auf das Konto des VVS geflossen wären. Ohne Einberechnung der in beiden Fällen zu erlösenden Zinserträge fehlen dem Verschönerungsverein auf 15-Jahres-Frist also 925 000 Euro.

"Das heißt nichts anderes, als dass wir sparen müssen", sagt Herbert Krämer. Vorstand und Beirat des VVS waren sich rasch darüber einig, die Spende der Telekom nicht in den nächsten Jahren ausgeben, sondern über 15 Jahre strecken zu wollen. "Auf diese Art und Weise können wir die Verluste in halbwegs erträglichen Grenzen halten", so VVS-Geschäftsführer Herbert Losem.

Gleichwohl führt laut Herbert Krämer kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass der Verschönerungsverein mit der Verkleinerung seiner finanziellen Grundlage seine öffentlichen Aufgaben als Träger des Naturparks Siebengebirge mittelfristig nicht mehr erfüllen kann. Für ihn gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder das Siebengebirge wird Nationalpark mit einem neuen Verband als Träger.

Oder aber, das Siebengebirge bleibt Naturpark; dann, so Krämer, seien die Kommunen in der Pflicht, einen Zweckverband zu gründen, der den gestiegenen Anforderungen an einen kürzlich auch noch von 4 800 auf 11 000 Hektar vergrößerten Naturpark gerecht werden kann-

"Wir als VVS mit zwei ehrenamtlichen Vorsitzenden und sechs Teilzeitkräften können dies nicht mehr lange", sagt Krämer. Der Organisationsform des Siebengebirges, so viel scheint sicher, stehen Veränderungen bevor.

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