Ermekeilkaserne in der Südstadt Die ersten 100 Flüchtlinge sind da

BONN · Die Ermekeilkaserne in der Südstadt ist jetzt Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes

Vier Wochen eher als ursprünglich geplant sind die ersten 100 Flüchtlinge am Samstag in die Ermekeilkaserne eingezogen. Sie wurden mit Bussen aus Aachen nach Bonn gebracht und stammen aus verschiedenen Ländern. Damit die neue Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes NRW in Bonn rechtzeitig fertig wurde, waren am Freitag 50 Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Einsatz, richteten die Zimmer ein und befüllten die Kleiderkammer.

Die Unterkunft in der ehemaligen Kaserne ist recht nüchtern eingerichtet: In jedem Zimmer stehen zwei Doppel-Hochbetten, ein Tisch und vier Stühle. Die Wände sind weiß gestrichen, die Gänge ebenfalls hell gehalten. Insgesamt will die Bezirksregierung Köln in einem Teil der Gebäude 300 Flüchtlinge unterbringen.

Zentrale Unterbringung ist eine Durchgangsstation

Für die Asylbewerber ist der Aufenthalt in Bonn eine Durchgangsstation. Sie kommen aus einer Erstaufnahmeeinrichtung des Landes, wo sie ihren Asylantrag gestellt haben, registriert und untersucht wurden. Weil die Erstaufnahmeeinrichtungen überfüllt sind, gibt es bereits zusätzliche Notunterkünfte wie die im ehemaligen Landesvermessungsamt in Bad Godesberg. Zweite Station auf dem Weg der Flüchtlinge sind die Zentralen Unterbringungseinrichtungen des Landes, von denen es mehrere gibt. Die Bezirksregierung Arnsberg, die die Unterbringung für ganz NRW regelt, weist die Menschen dann den Kommunen zu, wo sie bis zum Abschluss des Asylverfahrens wohnen. Es kann also sein, dass einige der Neuankömmlinge vom Samstag nur wenige Tage nach der Anreise in der Südstadt wieder im Bus sitzen.

Gespräche mit den Flüchtlingen waren am Samstag nicht möglich. Als sie einzogen, mussten Besucher draußen bleiben. Man versuche, den Bewohnern ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, sagte Anja Martin vom DRK-Landesverband Nordrhein, die auch Pressesprecherin für die gemeinnützige DRK-Betreuungsgesellschaft für soziale Einrichtungen (BsE) ist, die die Unterkunft in der Südstadt betreibt.

In den nächsten Wochen werden auch die beiden Stockwerke über dem bereits bezogenen Erdgeschoss hergerichtet. Dann ist in der ehemaligen Kaserne Platz für bis zu 300 Flüchtlinge. Sie kommen in Vierbettzimmern unter. Einige Räume sind durch Zwischentüren miteinander verbunden, so dass Platz für größere Familien ist. Zusammengehörende Personen werden nicht voneinander getrennt. Im Gebäude befinden sich auch eine Ausgabe für Bedarfsgegenstände wie Hygieneartikel und Bettdecken sowie eine Kleiderkammer. Das Essen wird in der Kantine in Gebäude Sechs der Kaserne ausgegeben. Die sanitären Anlagen befinden sich in Containern. Pressesprecherin Martin zufolge wird das erst mal so bleiben.

Auf dem Gelände sind außerdem eine Nähstube mit acht Nähmaschinen, der Ermekeilgarten und eine Fahrradwerkstatt mit Ausleihe eingerichtet, einmal im Monat wird auch ein Repaircafé veranstaltet, in dem defekte Dinge repariert werden können. Einmal in der Woche treffen sich alle interessierten Bewohner zum gemeinsamen Kochen mit den Betreuern, es gibt Konzerte, Filmvorführungen und vieles mehr auf dem Gelände.

Weil plötzlich alles so schnell gehen musste, stehen derzeit noch keine hauptamtlichen Helfer zur Verfügung. Die Flüchtlinge werden deshalb von ehrenamtlichen DRK-Mitarbeitern und anderen Freiwilligen wie zum Beispiel von der Ermekeil-Initiative betreut. "Über den Tag verteilt haben wir 18 Helfer in drei Schichten", erklärte Projektmanager Thomas Voß. Das könne man situationsabhängig noch aufstocken, sagte Hassan-Dirk Yücelli vom DRK Bonn. Die Helfer betreuen die Flüchtlinge, übernehmen Registrierungen, die Essensausgabe und dergleichen mehr.

Bewerbungsverfahren für Mitarbeiter abgeschlossen

Die hauptamtlichen Mitarbeiter, unter anderem Sozialarbeiter, übernehmen ab dem 15. August den Dienst in der Ermekeilkaserne. "Die Bewerbungsgespräche sind abgeschlossen", so Martin. Unter den Bewerbern seien viele Menschen mit Migrationshintergrund. Daneben seien viele Menschen bereit, ehrenamtlich mitzumachen. "Wir wurden von Hilfsangeboten regelrecht überrollt", sagte Martin. Das ist lobenswert, aber nicht immer hilfreich. "Viele würden gerne helfen, aber nur zu bestimmten Zeiten", meinte Tjacke Bus, der in der Kleiderstube mitarbeitet. Man brauche eher kontinuierliche Unterstützung.

"In den vergangenen Tagen war ich gespannt, wie es läuft", sagte Georg Fenninger, Chef des Bonner DRK. Er war am Samstag zum Einzug der Flüchtlinge gekommen. "Es ist super gelaufen", dankte er allen Helfern.

Spenden für die Flüchtlinge

Das Deutsche Rote Kreuz benötigt zurzeit keine weiteren Kleiderspenden für Flüchtlinge. "Die Spendenbereitschaft ist sehr hoch, aber die Kleiderkammern sind überfüllt", sagt Anja Martin vom DRK Nordrhein. Hassan Yücelli vom DRK Bonn rät, auf Spendenaufrufe zu warten: "Sonst spendet man am Bedarf vorbei."

Wer die Flüchtlinge in der Ermekeilkaserne unterstützen will, kann das trotzdem tun. "Gebraucht werden Spielsachen", so Martin. Das können zum Beispiel Fußballtore und Tischtennisplatten für den Kasernenhof, Roller, Kettcars und Kinderfahrräder sein. Spielzeug aller Art kann direkt am Tor der Ermekeilkaserne an der Ermekeilstraße abgegeben werden. Mehr Informationen gibt es im Internet auf www.drk-bse.de.

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