Die Biomüllabfuhr könnte in Bonn zum Auslaufmodell werden

Brüse kündigt Prüfung an - Müllverbrennungsanlage läuft jetzt ständig auf allen drei Kesseln

Bonn. Die Mitte der 90er Jahre in Bonn eingeführte Sammlung und separate Entsorgung von Biomüll könnte zum Auslaufmodell werden. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Müllverbrennungs (MVA) GmbH, Christoph Brüse, sagte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz, die CDU-Fraktion werde diese Leistung auf den Prüfstand stellen.

Grund: Der bei der MVA angelieferte Haus- und Gewerbemüll weise immer höhere Brennwerte auf, die Kessel würden dadurch immer heißer. Deshalb müsse man den Abfall vor dem Verbrennen schon mit Wasser besprengen. "Der Biomüll ist ideal, um den Müll anzufeuchten, hat man uns gesagt", berichtete Brüse. "Und wir werden dem nachgehen." Konkret wolle man wissen, was es kostet, den Biomüll zu sammeln und zu entsorgen, und wie hoch die Wasserkosten sind. Er deutete auch an, dass der aus Biomüll gewonnene Kompost nicht so gut vermarktbar sei, wegen des fruchtbaren Lößbodens. "Aber das wollen wir alles geklärt wissen."

Stadtwerke-Geschäftsführer Theo Rohl bestätigte, dass der Müll höheren Brennwert habe, schränkte aber auch ein: "Das Problem ist zum Teil durch Mischen des Mülls zu regeln." Die MVA wird derweil immer wirtschaftlicher. Seit 19. Mai ist die dritte Verbrennungslinie ständig im Einsatz. Brüse: "Und wir bemühen uns, sie auszulasten." Durch die von der Bezirksregierung genehmigte Leistungssteigerung können nunmehr 240 000 Tonnen Müll pro Jahr verbrannt werden, statt wie bisher 180 000 Tonnen. Brüse erklärte, dass die MVA dadurch wertvoller geworden sei. Er bestätigte den GA-Bericht, wonach nur noch zwei Unternehmen im Rennen um einen 49-prozentigen Anteil an der Bonner Abfallwirtschaft sind, bezifferte aber den Mindestkaufpreis für die MVA von 72 Millionen Mark auf 73,5 Millionen. In diesem Preis sei die Wertsteigerung durch die dritte Verbrennungslinie schon berücksichtigt.

Nachdem Brüse berichtete, dass die Verhandlungen um eine Teilprivatisierung "auf gutem Wege" seien und man "spätestens Mitte Juli" Ergebnisse habe, meldeten sich am Mittwoch die Grünen und verlangen Akteneinsicht. Ihr Vorwurf: Der Verkauf der Abfallwirtschaft werde am Stadtrat vorbei organisiert, die Bedingungen klüngele man im Hinterzimmer aus.

Dazu der Kommentar: Munition für die Kritiker

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