Der Wind sagt, wohin die Reise geht

200 Ballonfahrer kommen zum 13. Freundschaftstreffen auf die Siegwiesen "Pletsch Wasem"

Der Wind sagt, wohin die Reise geht
Foto: Vogel

Eitorf. Rainer Schröder ist ein Abenteurer. Er schlägt sich nicht mit einer Machete durch den Dschungel oder ringt mit wilden Tieren. Rainer Schröder setzt sich in einen Heißluftballon.

"Man kann vor dem Start alles genau berechnen: Gas, Gewicht, Wetter. Aber sobald man in die Luft steigt, sagt der Wind, wo es lang geht", sagt der Ballonfahrer. "Es ist ungewiss, wo man wieder runterkommt, und eines der letzten Abenteuer." Am Wochenende hatte Schröder zum 13. Ballon-Freundschaftstreffen auf die Siegwiesen "Pletsch Wasem" in Eitorf geladen.

200 Ballonfahrer folgten seinem Ruf. Sie kamen aus Hamburg, München, Holland, der Region und einer sogar aus den USA angereist. Zum ersten Mal zählten auch 15 Gleitschirmflieger zu den Gästen. Von Freitag bis Sonntag brachen die Crews, so die korrekte Bezeichnung der Ballonbesatzung, zu mehreren Wettbewerbsfahrten auf.

In zwei Disziplinen sind die 30 Crews um die Wette gefahren: in der Fuchsfahrt und im Zielkreuzanfliegen. Bei der "Fuchsfahrt" startet ein Ballon, der Fuchs, mit einem Vorsprung von etwa zehn Minuten. Während seiner Fahrt macht der Pilot eine Zwischenlandung und legt ein großes weißes Zielkreuz aus.

Die Aufgabe der anderen Piloten ist es, mit ihren Ballons möglichst so nah wie möglich an das Zielkreuz heranzukommen und einen Marker abzuwerfen. Je näher das bunte Sandsäckchen am Zielkreuz liegt, desto mehr Punkte sind zu ergattern. Das Zielkreuzanfliegen ist ähnlich. Nur folgen die Piloten nicht einem Fuchs, sondern erhalten vor dem Start die Koordinaten des Zielkreuzes, das sie dann ansteuern müssen.

"Ballon fahren erfordert viel Geschick. Man muss viel berechnen, richtige Einstellungen vornehmen und den Ballon gut in den verschiedenen Luftschichten mit den vielen Winden steuern", sagte Schröder. Aber auch für die, die am Boden blieben, hatte Schröder sich etwas ausgedacht.

Am Freitagabend brachten die Crews ihre Ballons mit bengalischer Beleuchtung zum Glühen. Am Samstagnachmittag konnten auch Kinder an einem Miniballonwettbewerb mitmischen. Sie ließen selbst gebastelte Miniballons steigen, die sich an einem Zielkreuz nähern sollten. Am Abend taufte Schröder einen neuen Modellballon im Maßstab 1 : 10 auf den Namen "Feuerzauber".

Modellballons werden mit einer Fernsteuerung geheizt und können so wie die großen Pendants hoch und runter gesteuert werden. Schröder ist durch und durch Luftsportfan. 53 Jahre ist der 63-Jährige schon in Sachen Luft und Sport aktiv. Vom Drachen über den Gleitschirm bis hin zum Segel- und Motorflugzeug ist er schon alles geflogen.

Er hat sogar ausgebildet. Alles mache er mit seiner Frau zusammen, nur die Luftfahrt nicht. "Sie sagte mir, sie würde sich höchstens mal in einen Ballon setzen", erzählte er. Das haben beide vor 19 Jahren gemacht. "Dann sind wir hängen geblieben." Die beiden sind bereits über den Grand Canyon gefahren und haben Riga von oben gesehen.

Früher ist Schröder sogar bei Weltmeisterschaften mitgeflogen. "Heute habe ich dazu aber nicht mehr den Ehrgeiz. Das brauche ich nicht. Ich genieße einfach morgens bei einer Ballonfahrt die schöne Natur."

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