Der Tatort liegt im Westerwald

Heimatforscher Hermann-Joseph Löhr widmet sich in seinem neuen Buch rheinischen Verbrechen. Zeitspanne der Kriminalfälle reicht von den Kelten am Druiden-Stein bei Kirchen an der Sieg über die Ermordung des Glockengießer-Lehrlings Ende des 14. Jahrhunderts in Erpel bis zu der Enttarnung des DDR-Spions Günter Guillaume 1974.

Der Tatort liegt im Westerwald
Foto: Horst-Dieter Küsters

Asbach. (khd) Noch als Staatsminister eingeladen worden war Hendrik Hering von Hermann-Joseph Löhr, das neue Buch des Heimatforschers "Tatort rheinischer Westerwald" vorzustellen.

Als Vorsitzender der rheinland-pfälzischen SPD-Landtagsfraktion war der Politiker dann, unterstützt von der Windhagener Landtagsabgeordneten Elisabeth Bröskamp, nach Asbach gekommen, um die intensive Spurensuche zu würdigen. Die hatte an 41 Plätzen in Flur und Wald geführt, an denen teils grausame Straftaten begangen worden waren.

"Nach der Trilogie über Kapellen, Kirchen und Wallfahrtsstätten hat sich Hermann-Joseph Löhr nun dem Verbrechen gewidmet, oft blutrünstigen Ereignissen, wie man schon auf der Titelseite des Buches deutlich sehen kann", so Hering. Entscheidend aber sei, dass man anhand dieser Geschichten aus der Heimat Geschichte hautnah erlebe und so motiviert werde, sich weiter zu informieren.

Ein Beispiel: "Durch die Besetzung des Rheinlands nach der Französischen Revolution wurde der rheinische Westerwald zum Rückzugsraum von Räuberbanden, die vor den Franzosen aus dem Flusstal geflohen waren", erinnerte Hering. Andere Geschichten hinter der "großen" Geschichte seien etwa die Hexenverfolgungen in Bruchhausen, Leubsdorf und Linz im Zuge der Rekatholisierung der Kirchenstaaten Köln und Trier nach Luthers Reformation.

"Am Ende eines jeden Kapitels führt ein "Steckbrief" zu dem jeweiligen Tatort. Dadurch wird der Leser zu einer abwechslungsreichen Wanderung durch die Landschaft animiert", so der Laudator. Dabei reicht die Zeitspanne der Kriminalfälle von den Kelten am Druiden-Stein bei Kirchen an der Sieg über die Ermordung des Glockengießer-Lehrlings Ende des 14. Jahrhunderts in Erpel bis zu der Enttarnung des DDR-Spions Günter Guillaume 1974.

"Der politische Referent des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt hat seine Funksprüche mit Informationen mehrmals im ehemaligen Steinbruch von Sankt Katharinen-Hargarten abgesetzt", erzählte Löhr. Brandt übernahm die Verantwortung für die "Agentenaffäre" und trat zurück.

Acht Jahre zuvor war im Siebengebirge der Teufel los. Der ehemalige Fremdenlegionär und Bankräuber, Dieter Freese, dem von Oktober 1960 bis Mitte Februar 1962 rund 250 schwere Straftaten angelastet wurden, war im Siebengebirge in den Königswinterer Ofenkaulen entdeckt worden.

Obwohl knapp 1 000 Polizisten das Gebiet rund um den Petersberg abriegelten, gelang dem Verbrecher die Flucht, bevor er am 9. März im Bayerischen Wald kurz vor der tschechischen Grenze verhaftet werden konnte.

"Ohne die Unterstützung von Fremdenverkehrsämtern, Museen und Archiven, vor allem aber ohne die wertvollen Hinweise zahlreicher Heimatforscher wäre dieses Buch nicht zustande gekommen", so Löhr.

Sein Dank galt aber auch seinem Verleger Jürgen Mertens sowie dem Unkeler Fotografen Heinz-Werner Lamberz, der für die reiche Bebilderung des "Tatort-Buch" verantwortlich zeichnet.

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