Der neue Milchpavillon lässt auf sich warten

Bonner Verwaltung kann ihren eigenen Zeitplan nicht einhalten und bittet die alten Pächter, noch bis Mai zu bleiben - Jetzt wird frühestens im nächsten Spätherbst mit der Eröffnung gerechnet

  Mit weiteren Verzögerungen  ist beim Neubau des Bonner Milchpavillons zu rechnen.

Mit weiteren Verzögerungen ist beim Neubau des Bonner Milchpavillons zu rechnen.

Foto: Friese

Bonn. "Es hakt," sagt Hermann Grummich. Der Investor des neuen Milchpavillons auf dem Münsterplatz wollte spätestens im kommenden Frühsommer den Bau eröffnen. Doch daraus wird nichts: "Seit der Jury-Entscheidung im vergangenen Juni ist so gut wie nichts passiert; die Verwaltung kommt nicht zu Potte." Monika Hörig, Vize-Chefin des städtischen Presseamtes, weist hingegen darauf hin, dass das Verfahren sich als "komplizierter als gedacht" herausgestellt habe.

Nun wird frühestens im Juni 2005 mit Abriss und Neubau begonnen. Damit würde sich der Platz vor dem Beethoven-Denkmal im nächsten Sommer als Baustelle präsentieren. Und ob die rechtzeitig zum Weihnachtsmarkt geräumt ist, scheint fraglich. Denn die von Hörig genannte Bauzeit von maximal vier bis fünf Monaten hält Grummich für unrealistisch: "Ich gehe eher von einer Gesamtbauzeit von plus-minus neun Monaten aus."

Ein Neubau an alter Stelle war bereits 1989 geplant. "Von Seiten der Stadt werden Überlegungen angestellt, den Milchpavillon in seiner bestehenden Form niederzulegen, um den Platzbereich nach heutigen architektonischen Gesichtspunkten neu zu gestalten", hieß es seinerzeit in einem Brief des Liegenschaftsamtes an die Pächter Peter Lange und Herbert Schöngen, denen zum 31. Dezember 1989 gekündigt wurde. Die Idee wurde aber nicht umgesetzt; Lange und Schöngen betreiben den Pavillon noch heute.

Nun sollten sie genau 15 Jahre später das Licht ausknipsen: Abriss war angesagt. Doch der verzögert sich erneut. Nun hat die Verwaltung den Pächtern sogar angeboten, noch bis kommendem Mai das sogenannte Milchhäuschen zu betreiben. "Wir müssen prüfen, ob sich das rechnet", sagt Schöngen.

Aus "stadtgestalterischen Gründen" waren die Neubaupläne im Sommer vergangenen Jahres wieder auf die Tagesordnung gekommen. In einem Verwaltungsbericht vom Juni 2003 heißt es: "Die Entscheidungen über den Investor/Betreiber und das Projekt sollen noch in diesem Jahr getroffen werden, so dass möglichst in 2004 mit der Bauphase begonnen und die Neueröffnung schon für Ende 2004 vorgesehen werden könnte."

Grummich hatte eigenen Angaben zufolge bereits damals der Stadt schriftlich sein Interesse an dem Projekt mitgeteilt; er sei aber "vertröstet" worden". Doch erst im vergangenen Frühjahr wurden mit dem Ehepaar Annegret und Hermann Grummich (sie sind Pächter der Innenstadt-Restaurants NT, Roses und Spitz) Investoren gefunden, die auf Geheiß der Verwaltung einen Gestaltungswettbewerb durchführten, aus dem am 21. Juni die Architekten Wolf Dittmann und Wolfgang Luft als Sieger hervorgingen. Damit war der ursprüngliche Zeitplan obsolet.

Grummichs Hoffnung, jetzt werde "alles ganz zügig gehen", erfüllte sich nicht. Längst seien Fragen wie die nach der konkreten Gestaltung des Pavillons, der Laufzeit des Erbpachtvertrages oder der Kostenaufteilung für die Unterhaltung der geplanten öffentlichen Toilette auf dem Tisch - "doch in der Verwaltung will keiner Verantwortung übernehmen". Während er die Kosten für den Wettbewerb übernommen hat, will er den Architektenvertrag erst abschließen, "wenn ich mit der Stadt einig bin". Und wenn nicht? "Dann bekomme ich das Geld von der Stadt zurück."

Die nächste Gesprächrunde zwischen Grummich, der in das Projekt rund 750 000 Euro investieren will, und der Verwaltung findet am 4. November statt; dann wird auch über ein Bodenwertgutachten diskutiert. Kommt es zu einer Verständigung, muss der Rat darüber entscheiden. Wann das sein wird, ist noch offen.

Dazu auch der Kommentar "Berechtigter Ärger"

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