GA-Serie "Rheinische Redensarten" Der hätt Mattes en de Maue

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir bedeutungstiefe Redewendungen.

Der hat Kraft in den Armen.

Der hat Kraft in den Armen.

Foto: GA-Grafik

Dem Thema „Mattes“ könnte man bei der Begutachtung des rheinischen Dialektes ein ganz eigenes Kapitel widmen. Der Name erscheint nämlich in etlichen Redensarten und kann Synonym für verschiedene Begriffe sein.

Einer der schönsten Sätze lautet: „Der hätt Mattes en de Maue.“ Die beiden zentralen Begriffe sind sicherlich für den Zugereisten erklärungsbedürftig. Maue heißt im zentralen Rheinland so viel wie Arme. Bei der Bedeutungserklärung für Mattes muss man dann schon ein bisschen weiter ausholen. Denn mit Mattes ist der Heilige Matthias bezeichnet, der in katholischen Kerngebieten als Schutzpatron der Fleischer und Metzger gilt. Wenn man an deren Arbeit mit dem Fleischerbeil denkt, assoziiert man unwillkürlich kraftvolles Schlagen. Folglich steht der Begriff Mattes hierzulande für Kraft und Stärke.

Unsere Redensart heißt also im Hochdeutschen so viel wie: Der hat aber Kraft in den Armen. Man kann sich sehr gut einen Mann mit manierlichen Muskelpaketen vorstellen.

Der Heilige Matthias steht aber auch für unheilvolle Vorahnungen. Wir hatten an anderer Stelle schon mal den Satz erwähnt Mattes, der de Lamp usblöhs (Matthias, der die Lampe ausbläst). Wie LVR-Sprachforscher Peter Honnen erläutert, gibt es den Volksglauben, dass Menschen, die zwischen 0 und 1 Uhr in der Matthiasnacht (die Nacht zum 24. Februar) geboren sind, hellseherischen Fähigkeiten besitzen. Ja, sie seien in der Lage vorauszusehen, wer im nächsten Jahr sterben wird. Das klingt alles sehr gespenstisch und gehört nicht gerade in das Bedeutungsspektrum des Wortes Stärke.

Man könnte auch auf den Gedanken kommen, dass Mattesöößje von eben jenem Wortstamm abgeleitet ist. Es bezeichnet im Rheinischen das Gänseblümchen, stammt aber nicht vom Matthias ab. Vielmehr hilft der Blick auf das benachbarte Niederländische. Dort heißt das kleine Pflänzlein Madelief. Und Made oder Matte bedeuten so viel wie Wiese oder Weide. Die wörtliche Übersetzung wäre dann also Wiesensüßchen – durchaus sehr treffend.

Haben auch Sie einen rheinischen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns unter rheinisch@ga.de. Die „Rheinischen Redensarten“ aus der wöchentlichen Kolumnenserie des General-Anzeigers sind als Buch erschienen und im Handel zu haben.

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