Der Deichgraf schiebt jetzt Sonderschichten

Niederkassel wappnet sich gegen die Flutwelle - Landunter auf der Rheinufer-Promenade

Niederkassel. Stündlich steigt der Pegel, der Rhein schwappt bereist auf der Uferpromenade in Mondorf, und die Anrheiner verfolgen mit Sorge Meldungen über reichlich Regen und anschwellende Flüsse. Am Wochenende könnte es brenzlig für Niederkassel werden: Mit maximal 9,5 Meter Pegelstand rechnet der "Deichgraf". Engelbert Rummel, Beigeordneter der Stadt, und 15 Mitarbeiter stehen in den nächsten Tagen parat. Dass der neue Deich halte, davon sind sie überzeugt. Dennoch kontrollieren sie regelmäßig den Zustand des Bollwerks.

"8,70 Meter sind drin"

Das Wochenende war für Rummel bereits am Freitag gelaufen. Handy und Gummistiefel hat er jetzt ständig bei sich. 7,82 Meter betrug der Pegel Bonn gegen 16 Uhr, und die Vorhersagen waren alles andere als rosig: 8.50 Meter erwartet Rummel heute früh, und "im Laufe des Tages sind auch die 8,70 Meter drin".

Für die Stadtverwaltung heißt das jede Menge Arbeit. Am Rheinufer warnen Hochwasserschilder. Schon am Freitag lockten die steigenden Fluten Schaulustige ans bereits überschwemmte Ufer in Mondorf. Am Fähranleger, dem benachbarten Kinderspiel- und Parkplatz sowie an der Uferpromenade heißt es wieder einmal "Landunter". Als nächstes steht die Sperrung der Rheinallee an. Schieber im Kanalnetz riegeln es gegen die Fluten ab, Pumpen befördern das bereits eingedrungene Wasser wieder hinaus.

Die Meteorologen verheißen nichts gutes: Nach kurzen Aufheiterungen soll es am Samstag und Sonntag kräftig regnen. Keine gute Nachricht, zumal die Nebenflüsse des Rheins wie Mosel und Saar ohnehin jede Menge Hochwasser führen und es auch in Rheinland-Pfalz weiter regnet. Die magische Neun-Meter-Marke, ab der die Verwaltung einen Einsatzstab im Rathaus bildet, droht unter Umständen.

Rekordpegel 10,20 Meter

Zur Erinnerung: Das höchste je gemessene Hochwasser in Bonn stand bei 10,20 Metern. Das war am 28. November 1882. Doch erst vor wenigen Jahren kam es fast ebenso knüppeldick: Am 23. Dezember 1993 wurde mit 10,13 Meter der zweithöchste Wert gemessen, am 1. Januar 1926 waren es 10,10 Meter.

Ganz so schlimm wird''s nicht werden. Zur Erinnerung: Zuletzt standen im Spätherbst 1998 in Niederkassel die Keller unter Wasser, waren Straßen gesperrt. Zahllose Helfer schleppten Sandsack um Sandsack, die Stadtverwaltung stand im Dauerstress, und der Krisenstab tagte um den damaligen Deichgrafen, Rummels Vorgänger Helmut Schlimbach. Damals war der Deich ganz neu und musste seine Feuerprobe bestehen.

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