Der Bundespräsident übt sich als Packer - Stippvisite auf Schloß Birlinghoven

Horst Köhler und seine Frau Eva besuchen zum Jahr der Mathematik das Fraunhofer-Institutszentrum

Der Bundespräsident übt sich als Packer - Stippvisite auf Schloß Birlinghoven
Foto: Axel Vogel

Sankt Augustin. "Geht das noch?" Horst Köhler blickt abschätzend in die Kiste. "Na ja", beantwortet sich der Bundespräsident die Frage selbst, nachdem er das letzte sperrige Gussteil in den Behälter platziert hat. Offensichtlich nicht so ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Aber er lächelt.

Die Mathematiker des Fraunhofer-Institutszentrums können das besser, zumindest deren Software. Wie das funktioniert, darüber ließ sich der Bundespräsident am Donnerstag bei seinem Besuch auf Schloß Birlinghoven informieren. Köhler war auf Einladung des Instituts für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen, kurz SCAI, nach Sankt Augustin gekommen.

Es ist das Jahr der Mathematik, und wie wichtig richtiges Rechnen für viele Bereiche ist, unter anderem auch für wirtschaftliche Prozesse, erläuterten die SCAI-Mathematiker an verschiedenen Exponaten und mit Vorträgen. Horst Köhler hätte indes noch lange ausprobieren können, wie die sperrigen Teile am Besten zu verstauen sind. Der von SCAI entwickelte "Pack Assistant" schafft das natürlich optimaler, schneller und intuitiver.

Er berechnet optimierte Befüllungen von Standardbehältern mit baugleichen Teilen anhand von 3D-Datensätzen. So lassen sich möglichst viele, auch komplexe Teile, platzsparend verpacken. Das spart Zeit und Geld. "In Zeiten der globalen Verflechtungen ist das eine ganz wichtige Fragestellung für die Wirtschaft", sagte Köhler. Zu den Kunden, die diese Software einsetzen, zählen so renommierte Unternehmen wie Audi, Daimler oder BMW.

Der Besuch des Staatsoberhauptes im Schloss kam nicht von ungefähr. Ulrich Trottenberg, SCAI-Institutsleiter, und Horst Köhler kennen sich gut aus gemeinsamen Bonner Tagen. "Wir haben es immer wieder versucht, ihn hierher zu bekommen. Schön, dass es geklappt hat", freute sich ein Mitarbeiter des Institutes.

Pünktlich um 10 Uhr fuhr der Bundespräsident mit seiner dunklen Karosse, Kennzeichen "0-1", vor. Da warteten Journalisten und Fotografen schon in einem mit schwarzem Band abgesperrten Karree. Nähe unerwünscht.

Gerade hatten Köhler und seine Frau Eva Platz genommen, da eilte NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart durch den großen Saal. Zwei Minuten zu spät. Kurze Begrüßung, dann begrüßt Trottenberg das Staatsoberhaupt: "Es ist eine große Freude und eine Auszeichnung, Ihnen unsere Forschungsergebnisse präsentieren zu dürfen." Leider gelte die Mathematik in der Bevölkerung als unsympathisch, weltabgewandt und schwierig.

"Wir stellen eine gefährliche Entwicklung fest und einen Nachwuchsmangel, der die Wettbewerbsfähigkeit bedroht", sagte Trottenberg. Deshalb sei das Jahr der Mathematik mit seinen vielen Projekten so wichtig.

Wie man Millionen Unbekannte mit linearen Gleichungen berechnen kann, und wo sie zum Einsatz kommen, darüber referierte Tanja Clees. So helfe das etwa beim Erstellen von Wettervorhersagen oder bei Berechnungen von Strömungswiderständen, etwa in der Autoindustrie.

Danach ging es im kleinen Zirkel weiter. Die meisten Gäste, darunter Fotografen und Journalisten, mussten sich in einem separaten Raum versammeln - Tür zu. Warten auf das Foto und einen Satz vom Staatsoberhaupt. Knapp fünf Minuten Nähe gab es dann doch noch.

Zu wenig offenbar für eine Journalistin, die laut protestierte, als man die Öffentlichkeit hinauskomplimentierte. Danach tischten die Kellner auf - Gazpacho, Steinbutt mit Trüffeln und ein Erdbeer-Zitronensorbet.

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