GA-Serie "Rheinische Redensarten" Dat is doch keen Hantier

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

 Das ist doch kein arbeiten.

Das ist doch kein arbeiten.

Foto: GA-Grafik

Viele rheinische Redewendungen stammen aus dem Handwerkssektor. Denn lange Zeit war die Hauptsprache auf der Baustelle durch den Dialekt geprägt. Inzwischen ist es kaum noch möglich, überhaupt Handwerker zu engagieren, weil sie so viel zu tun haben und unter Nachwuchsmangel leiden, weil sich niermand mehr die Hände schmutzig machen möchte.

So kurz und vorurteilsbeladen klingt die Begründung, warum immer mehr Heimwerker selbst zu Hammer und Schraubenzieher greifen müssen, um die anspruchsvollen Aufgabenstellungen in Haus und Hof selbst zu lösen.

Die Kehrseite dieser Medaille, die man auch unter der Rubrik „Do it yourself“ zusammenfassen könnte, ist die bange Frage nach der Professionalität dieser Heimwerkerarbeiten.

Und genau an dieser Stelle kommt unsere rheinische Redensart ins Spiel: „Dat is doch keen Hantier.“ Wir haben hier den äußerst seltenen Fall, dass es eigentlich keine wörtliche Übersetzung ins Hochdeutsche gibt. Das Wort Hantier stammt vom Begriff Hand ab. Es geht also um Handarbeit. So könnte man sagen: Das ist doch kein Handarbeiten. Oder kurz: Das ist doch kein Arbeiten. Unwillkürlich denkt man an den spitzen Schrei eines Künstlers, der ruft: Ich kann so nicht arbeiten!

Und tatsächlich ist das die bedeutungsnächste Übersetzung. Für den Handwerker ist an dieser Stelle also kein ordentliches Arbeiten möglich.

Im Gegenzug lässt sich sagen: Dat is aber en Hantier – das bezeichnet eine unfachmännische Arbeit, die nicht wirklich erfolgreich abgeschlossen werden kann. Eine dritte Variante ist der Satz: Mach mal kein Hantier. Hier handelt es sich um den Appell an jemanden, der viel Lärm um Nichts macht und dabei nicht besonders zielgerichtet agiert.

Der Begriff ist auch im Mitmachwörterbuch des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) erwähnt und wird lokalisiert im südlichen und westlichen Rheinland, obwohl es handwerkliche Laien und sogar Stümper ohne Zweifel in allen Landesteilen gibt.

Haben auch Sie einen rheinischen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns unter rheinisch@ga.de. Die „Rheinischen Redensarten“ aus der wöchentlichen Kolumnenserie des General-Anzeigers sind als Buch erschienen und in den GA-Geschäftsstellen und im Handel zu haben. Das gedruckte Werk hat die Edition Lempertz verlegt, ISBN: 978-3-96058-211-3, es kostet 9,99 Euro.

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