GA-Serie "Rheinische Redensarten" Dat Dudehemp, dat hätt keen Täsch

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir bedeutungstiefe Redewendungen.

Das Totenhemd, das hat keine Tasche.

Das Totenhemd, das hat keine Tasche.

Foto: GA-Grafik

Der Rheinländer hat ohne Zweifel zwei große Themen, die sein Herz bewegen. Das ist zum einen der Alltag und alles, was damit zu tun hat. Und wie man sich darin am besten, erfolgreichsten und geschicktesten verhält. Aber auch die sogenannten letzten Dinge stehen bei ihm hoch im Kurs. Tod, Teufel und Abgesang. Man könnte zusammenfassen, der Rheinländer interessiert sich für Himmel und Ääd.

Eine beinahe geniale Erkenntnis offenbart sich in diesem Zusammenhang in der rheinischen Redensart: „Dat Dudehemp, dat hätt keen Täsch.“ Es ist nicht sehr kompliziert, den Satz zu verstehen. Auch der Imi ist schnell im Thema: Das Totenhemd, das hat keine Tasche. Und dies ist eine weitreichende Erkenntnis, die unser Leben im Hier und Jetzt beeinflussen dürfte. Denn es ist der Fingerzeig an alle, die einen wie auch immer gearteten Besitz ihr eigen nennen. Sei es nun ein Haufen Geld, viel Land, Häuser und/oder Klunker jeder Form. Für all das gibt es keinerlei Möglichkeit, es in der Todesstunde mit ins Jenseits zu nehmen. Und die Moral von der Geschicht': Gib aus, was Du hast! Gebe es für Nützliches! Sei spendabel! Tue Gutes damit!

Dieses Wissen ist nicht neu. Schon in der Bibel steht in Psalm 90: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Ein kleiner schöner Satz, den man sich nicht oft genug bewusst machen kann. Der in seiner Bedeutung vielfach unterschätzte Kölner Sänger Gerd Köster entblättert die genannte Thematik in seinem aktuellen Song „Nix metnemme“. Da heißt es etwa: Du kannst einen SUV haben, mit einer eigenen Postleitzahl, aber Du darfst nichts mitnehmen. Frag doch mal den Teufel, frag den lieben Gott. Du darfst nichts mitnehmen – Zitat Ende.

Auch die Psychologie hat das Thema gestreift mit ihrer Typenlehre. Da gibt wird unter anderem der ökonomisch orientierte Mensch identifiziert, der seine Handlungen an der Gewinnmaximierung ausrichtet. Und – quasi als Gegenentwurf – gibt es den Menschen, der auf die höheren Werte bedacht ist. Letzterer weiß, er kann nix metnemme!

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