Das Schmuckkästchen des Rheinlands

Die Achse vom Rheinufer über das Schloss bis zum Gipfel des Drachenfels wird generalüberholt. Ein Herzstück des Förderprogramms sind die Veränderungen für den prominenten Berg: Vom Gestade bis zum Gipfel sollen hier in den nächsten Monaten Verschönerungen stattfinden.

Königswinter. Es ist ruhig auf dem Drachenfels an diesem Nachmittag. Die Waggons der Zahnradbahn sind recht leer, und nur eine Handvoll Gäste verliert sich auf der Terrasse des schönen Hotelbaus, der in den 30er Jahren auf dem Plateau des berühmten Gipfels errichtet wurde. Über das Aussichtsplateau fegt der frische Aprilwind.

Ein wenig verschlafen wirkt die Szenerie, und doch kündigt ein Transparent erhebliche Veränderungen für die beliebte Felsspitze an, die für Einheimische wie für Gäste von nah wie von fern zum Symbol für das ganze Siebengebirge geworden ist: Die Regionale 2010 wird den Berg und die Stadt verändern.

Ein Herzstück des Förderprogramms sind die Veränderungen für den prominenten Berg: Vom Gestade bis zum Gipfel sollen hier in den nächsten Monaten Verschönerungen stattfinden, die das exponierte Ausflugsziel auch in den kommenden Jahrzehnten attraktiv halten, gleichzeitig aber die ursprünglichen Werte sichern sollen.

Regionale 2010 Die Regionale ist ein Förderprogramm des Landes, das alle zwei Jahre einer Region die Möglichkeit bietet, ihre Eigenheiten herauszuarbeiten und gemeinsam Zukunft zu gestalten. 2010 findet die Regionale im Rheinland statt, beteiligt sind Köln, Bonn und Leverkusen, der Rheinisch-Bergische Kreis, der Rhein-Erft-Kreis, der Rhein-Sieg-Kreis und der Oberbergische Kreis."Der Drachenfels ist aus Sicht des Landes der südliche Leuchtturm am Rhein", sagt Regionale-Geschäftsführer Reimar Molitor. Seine Sicht der Dinge teilten offenbar auch die zahlreichen Architektur- und Planungsbüros, die sich an dem Wettbewerb zur Neugestaltung des Gipfelplateaus beteiligten.

Bemerkenswert war seinerzeit das Urteil der Jury, die dafür sorgte, dass ein beständiger Ruf aus der Bevölkerung gehört wurde: Alle drei erstplatzierten Entwürfe planten ohne den bunkerähnlichen Flachbau aus den 70ern. Der Gewinner hatte letztlich die baulich dezenteste Variante im Köcher gehabt: Wenn im Herbst die Bauarbeiter die rund 300 Höhenmeter überwinden, lautet ihr Auftrag: 70er-Jahre-Restaurant entfernen, Altbau sanieren und mit einem Glaskubus versehen, aus dem heraus sich die Aussicht gen Süden lohnt.

Eifrig gearbeitet wird derzeit bereits einige hundert Meter unterhalb: An der Mittelstation der Drachenfelsbahn sorgen Arbeiter seit Ende der Frostperiode dafür, dass die Haltestelle nicht nur schöner, sondern auch besser nutzbar wird. Menschen mit Gehbehinderung etwa soll der Besuch erleichtert werden.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Die Chance ergriffen"Und, ganz wesentlich im Gesamtgefüge: Der historische Zugang zum Schloss Drachenburg über die mächtige Brücke soll vom Sommer an wieder der reguläre Zugang zur Gesamtanlage mit Schloss, Vorburg und Park werden. Zwar hat die Sanierung von Schloss Drachenburg unmittelbar nichts mit der Regionale 2010 zu tun; er wird seit rund 15 Jahren aus einem eigens bewirtschafteten Etat, vor allem der NRW-Stiftung, bestritten. Gesamtkosten: 35 Millionen Euro.

Als kürzlich aber die beiden goldenen Hirsche von ihrem Aufenthalt beim Restaurator auf die Südterrasse zurückkehrten, da beschlich auch manchen Königswinterer das Gefühl: Es fügt sich eines zum anderen. Anfang Juli ist die feierliche Wiedereröffnung.

27 Mio. Euro stehen zur VerfügungDas Land übernimmt den Großteil der Kosten: Insgesamt steht für die "Gesamtperspektive Drachenfels" die Summe von 20 Millionen Euro zur Verfügung. Hiervon sollen 7,7 Millionen Euro in die Neugestaltung des Gipfelplateaus fließen; mit knapp zwei Millionen Euro schlägt die Mittelstation zu Buche.
3,3 Millionen Euro entfallen auf die Erweiterung des Siebengebirgsmuseums, wobei hier das Land sowie die Lemmerz- und die Professor-Rhein-Stiftung mit insgesamt drei Millionen Euro den Großteil übernehmen. sechs Millionen soll die Umgestaltung der Tourismusachsen kosten, hinzukommen Ergänzungen wie Hinweisschilder.

Zeugnisse der Alltagsgeschichte der Gegend hütet das Siebengebirgsmuseum. Und das tut es zurzeit besonders gut: Es ist geschlossen, wobei der Grund dafür ein erfreulicher ist.

Die Regionale sorgt auch hier dafür, dass das Haus nicht nur noch attraktiver, sondern auch größer wird.

Zwei alte Nachbarhäuser wurden entfernt, von Sommer 2011 an kann sich auch auf ihren ehemaligen Flächen das "Gedächtnis des Siebengebirges" vollends ausbreiten. Doch was wäre ein Besuch in Königswinter ohne Visite am Rhein?

Auch dieser rhetorischen Frage haben sich die Regionale-Beauftragten gestellt und ein Konzept dafür entwickelt, wie die Rheinromantik am Drachenfels im 21. Jahrhundert neu belebt werden kann. Ihr Ergebnis: Die "Tourismusachsen" sollen schöner werden und zum Flanieren und Verweilen einladen.

Das Projekt in KürzeDen exponiertesten Platz bei den Königswinterer Projekten nimmt gewiss das Drachenfelsplateau ein. Hier wird von November an der 70er-Jahre-Bau abgerissen. Der Altbau aus den 30er Jahren bleibt stehen, wird renoviert und zum Rhein hin um einen Glaskubus erweitert.

Bis Mitte 2011, dem Abschluss des Präsentationsjahrs der Regionale, soll der öffentliche Raum rund um den geplanten Glaskubus als Anbau an das alte Hotel fertiggestellt sein. Zweite Baustelle an der Tourismusachse ist die Mittelstation der Zahnradbahn in Höhe von Schloss Drachenburg sowie die landschaftliche Umgebung des Burghofes und die Wiederherstellung der Kastanienallee von der Vorburg hinüber zur Hirschburg.

Dort wird bereits fleißig gearbeitet. Ebenfalls im Gange ist die Erweiterung des Siebengebirgsmuseums an der Kellerstraße, das im Sommer 2011 in neuer Pracht erstrahlen soll. Attraktiver mittels Wasserläufen und neuer Pflasterung sollen auch die Tourismusachsen zwischen Rhein und Gipfel werden. Den Abschluss am Ufer bildet ein "Rhein-Balkon" als Aussichtspunkt in der Nähe des Sea Life Centers.

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