Das Radar sichert nur den Übergang

Die Deutsche Bahn sieht kein Verschulden für den Unfall an der Bonner Kaisterstraße - Bundesgrenzschutz hat die Daten der Sensoranlage überprüft und die Dokumentation sichergestellt - 10 000 bis 20 000 Euro Schaden an den Loks

  Auf dem Puffer  hat die Lok des Güterzuges das Auto 400 Meter vor sich hergeschoben.

Auf dem Puffer hat die Lok des Güterzuges das Auto 400 Meter vor sich hergeschoben.

Foto: Lannert

Bonn. Bei dem Unfall auf den Bahngleisen an der Kaiserstraße vom frühen Sonntagmorgen ist an den Lokomotiven des Güter- und des Personenzuges ein Schaden zwischen 10 000 und 20 000 Euro entstanden. Das teilte das Bundesgrenzschutzamt (BGS) Köln am Montag auf Anfrage mit.

Leichte Beschädigung habe es auch an den Gleisen gegeben, doch die seien für den Verkehr unerheblich. "Die Schäden, die der Bahn aber durch Verspätungen und Umleitungen entstanden sind, sind noch nicht ausgewertet", sagte BGS-Sprecher Jörg Ackmann weiter.

Wie berichtet, hatte eine 30-Jährige aus Bonn beim Abbiegen von der Königstraße nach rechts in die Kaiserstraße ihren Wagen offenbar zu früh eingelenkt. Der Wagen landete im Gleisbett. Nach BGS-Angaben versuchte sie noch, aus dem Kiesbett wieder herauszufahren, doch das Auto steckte fest.

Als sich die Schranken senkten, geriet sie in Panik. Sie schaltete die Warnblinkanlage ein und verließ fluchtartig ihren Wagen. Ein Güterzug, der laut BGS mit 90 Stundenkilometer Richtung Bad Godesberg unterwegs war, erfasste das Auto und schob es rund 400 Meter vor sich her.

"Der Lokführer hatte keine Chance, denn als er das Hindernis vor sich sah, konnte er nicht mehr anhalten. Der Bremsweg eines Zuges ist viel zu lang", so Ackmann am Montag. Weil in Richtung Norden der "Alpenexpress" auf den Gleisen stand, wurde das seitlich auf dem Puffer der Güterlok hängende Fahrzeug zwischen den beiden Zügen eingeklemmt.

Die Deutsche Bahn sieht nach eigenen Angaben kein Verschulden am Unfall und dem daraus resultierenden Chaos im Zugverkehr. Der Bahnübergang wird durch eine Radarsensoranlage überwacht. Wenn er durch irgendwen oder irgendwas nicht frei ist, bekommen Züge auch keine freie Fahrt, so die Bahn.

"Der BGS hat die Anlage überprüft. Sie hat einwandfrei gearbeitet", sagte ein Bahnsprecher in Düsseldorf. Das Radargerät überwache nur den Übergang, das heißt den Bereich, wo die Straße die Schienen kreuze. Das Auto habe aber nicht auf dem Übergang gestanden, sondern davon entfernt. Die Frau sei von der Königstraße rechts ins Schotterbett abgebogen und nicht geradeaus über den Übergang gefahren.

Ackmann bestätigte eine Überprüfung der Sensoranlage: "Wir haben die Dokumentation des Speichers sichergestellt." Von bereits vorliegenden Ergebnissen weiß der BGS-Sprechers nichts. "Wenn die Daten ausgewertet sind, zählen sie zu den Beweismitteln und gehen an die Staatsanwaltschaft zwecks eines möglichen Verfahrens", so Ackmann weiter.

Nach Polizeiangaben wird sich die Autofahrerin, die laut Alco-Test einen Alkoholgehalt von 0,4 Promille im Blut hatte, wegen des Verdachts der Trunkenheitsfahrt und des gefährlichen Eingriffes in den Bahnverkehr verantworten müssen.

Die 30-Jährige ist nicht die Erste, die mit ihrem Auto im Gleisbett gelandet ist. Wenige Meter von ihrem Unfallort entfernt fuhr sich im Juni vergangenen Jahres am Bahnübergang Weber-/Schumannstraße ein Autofahrer im Schotter fest. Erst ein Abschleppwagen bekam den Wagen wieder frei.

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