Kanalerneuerung Das Honnefer Loch

BAD HONNEF · Anwohner fürchten schlaflose Nächte durch Kanalbauarbeiten: Vor den Anwohnern der Alexander-von-Humboldt-Straße tun sich Abgründe auf, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Acht Meter tief ist das Loch, das an der Einmündung der Girardetallee im Boden klafft. Auch am unteren Ende der Straße wurde das Erdreich metertief aufgerissen.

 Acht Meter tief ist das Loch an der Alexander-von-Humboldt-Straße.

Acht Meter tief ist das Loch an der Alexander-von-Humboldt-Straße.

Foto: Frank Homann

Doch diese seit rund zwei Monate dauernden Bauarbeiten waren nur das Vorspiel, der erste Akt der Kanalerneuerungsmaßnahme beginnt in der Nacht: Ddann werden von der sogenannten Startgrube in der Mitte der Alexander-von-Humboldt-Straße aus riesige Kanalrohre unterirdisch durch das Erdreich gepresst. Und zwar an insgesamt 85 Tagen rund um die Uhr, also auch in der Nacht.

Der Hintergrund: in der gesamten Straße sowie im unteren Teil der Girardetallee müssen die Abwasserkanäle erneuert werden, "die alten Rohre waren zu klein und kaputt", erläutert Bauleiter Martin Leischner vom städtischen Abwasserwerk. Gleichzeitig war es notwendig, zusätzlichen Stauraum für abfließendes Niederschlagswasser zu schaffen.

"Was hier entsteht, ist ein Regenrückhaltebecken für den gesamten Bad Honnefer Talbereich." Bislang wurden die Abwässer nach heftigen Niederschlägen stark verdünnt in Bäche abgeleitet. Aus Gründen des Gewässerschutzes soll das Wasser aber künftig komplett kontrolliert in die Kläranlage geleitet werden.

"Wir haben den Horror im Kopf, wenn wir dran denken, dass jetzt 24 Stunden am Tag gearbeitet wird", sagt Anwohner Michael Köjer. Wie viele andere Betroffene befürchtet er, nachts kein Auge mehr zutun zu können. Leischner versprach, die Belastung so gering wie möglich zu halten.

"Ich kann aber den Lärm leider nicht wegdiskutieren." So sollen nachts keine Lkw verkehren, und Stromgeneratoren wurden eigens mit Lärmschutzvorrichtungen versehen. Lärmmessungen sollen sicherstellen, dass sich die Belastung im erträglichen Maße hält. Die hydraulische Presse selbst soll nicht hörbar sein. Im Einsatz sein wird aber unter anderem der Kran, der die Rohre in die Grube hinablässt und den Aushub wieder nach oben transportiert.

Doch warum muss überhaupt nachts gearbeitet werden? "Die technischen Rahmenbedingungen zwingen uns dazu", sagt Leischner. Hat der sogenannte Vortrieb der Rohre erst begonnen, wäre es gefährlich, die Presse anzuhalten. Die Rohre könnten dann steckenbleiben. "Das hieße, dass auf der gesamten Strecke der Kanal aufgemacht werden müsste."

Die Rohre, die nun verlegt werden, sind so groß, dass man darin spazieren gehen könnte. Sie sollen mit der Hydraulikpresse unterirdisch auf einer Länge von bis zu 450 Meter an ihre Position geschoben werden - ein technisch hochaufwändiges Verfahren. "Wir arbeiten hier an der Grenze des Machbaren." Für alle Betroffenen jedoch sei dies die schnellste und kostengünstigste Variante.

Die Baustelle

Bei den Bauarbeiten wird der städtische Mischwasserkanals auf einer Strecke von 700 Metern erneuert. Als Gesamtdauer wurden für die rund 3,5 Millionen teure Baumaßnahme 15 Monate veranschlagt, an 85 Tagen wird rund um die Uhr gearbeitet. Das unterirische Vorpressverfahren erfolgt in drei Abschnitten, zunächst nach Norden, dann durch die untere Girardetallee und zuletzt Richtung Süden. Außerdem werden alle Grundstücksanschlussleitungen neu hergestellt. Auch dies soll in unterirdischen Bohrverfahren erfolgen.

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