Das Entree zum Wald ist Paul Bachems Erbe

Am 17. Februar vor 160 Jahren beginnt auf der Margarethenhöhe die Ära Bachem - Der heutige Wirt repräsentiert die sechste Generation

  Hausherr:  Gastronom Paul Bachem präsentiert stolz seinen renovierten Gasthof auf der Margarethenhöhe.

Hausherr: Gastronom Paul Bachem präsentiert stolz seinen renovierten Gasthof auf der Margarethenhöhe.

Foto: Homann

Margarethenhöhe. Vor sechs Jahren hat er das Skalpell niedergelegt und entschieden, es in den Fußstapfen seiner Eltern fortan mit Fleischklopfer und Rührbesen zu versuchen. Paul Bachem ist froh, dass er den klaren Schnitt damals gemacht hat. Seine Entscheidung bereut er nicht.

Der einstige Orthopäde am Bonner Petrus-Krankenhaus schaltet und waltet im "Margarethenkreuz", ist sein eigener Boss. Er genießt die Unabhängigkeit, denn Pacht oder Brauereizwang sind Fremdworte für den Gastwirt auf der Margarethenhöhe. Die Ausflugsgaststätte ist am 17. Februar seit 160 Jahren ununterbrochen in Bachemschen Familienbesitz.

Was würde der Mediziner wohl aus dem komplizierten Erbe mit einigem Renovierungsstau machen? Nachbarn und Stammgäste beobachten seit Bachems Start neugierig die Entwicklung. Der Saal atmet schließlich noch den "Flair" der 60er Jahre, die Toiletten etwa waren veraltet. Bachem geht alles mit Bedacht an.

Es kommt ihm zugute, dass er die Gastronomie praktisch mit der Muttermilch eingesogen, in der Jugend vor dem Medizinstudium die Hotelfachschule und eine Kochlehre absolviert hat. Nach dem Tod seiner Mutter, Wirtin Charlotte Bachem, entschloss sich Bachem zur Übernahme.

"Das Interesse ist größer als ich dachte, die Menschen verfolgen sehr genau den Werdegang und Fortbestand", berichtet Bachem und blickt auf Dinge, die er erhalten oder bereits erneuern konnte. Stolz ist er auf sein "Wohnzimmer": den komplett renovierten Thekenraum und das separate, rundum erneuerte Eckzimmer.

Ganz zu schweigen von der Küche, die für die neue Konzession als erstes modernisiert werden musste. An diesem Morgen rücken wieder Handwerker an: Bachem lässt zurzeit die Toilettenanlage des alten Gasthauses sanieren - was bitter nötig war. "Die Toiletten waren 40 Jahre alt, was zuletzt natürlich unübersehbar war", erzählt der "Arzt-Wirt". Schritt für Schritt ging Bachem die Renovierung an, stemmte die nicht unerheblichen Investitionen, stöhnt auch mal: "Sie können sich nicht ausrechnen, was das kostet."

Andere vergleichbare Traditionshäuser haben längst zugemacht: wie das frühere Hotel "Berghof" an der Löwenburger Straße. "Der Berghof verkommt immer mehr zum Schandfleck", bedauert Bachem. Dafür wurde die Waldwirtschaft "Milchhäuschen" aufwändig renoviert, auch Oelberg-Gasthaus, Einkehrhaus und Löwenburger Hof kommen gut zurecht.

Der Margarethenkreuz-Chef, der am Aufgang zum Oelberg quasi am Entree zum Wald sitzt, begrüßt jede Qualitätsverbesserung bei den Kollegen: "Je mehr gute Gastronomie wir hier im Siebengebirge haben, desto besser läuft es. Es gibt genug zu tun für alle. Die Wochenenden sind immer noch unendlich gut."

Der vergangene Traum-Sommer bescherte ihm einen gut gefüllten Biergarten. Vor allem auf Familien setzt der bald 50-jährige Gastronom und auf den Trend, in den Ferien zu Hause zu bleiben und mit der Familie Erholung an frischer Luft im Wald zu suchen. "Es läuft seit dem Euro nicht mehr so wie früher", resümiert er, doch die Wanderer und Ausflügler kommen nach wie vor aus allen Himmelsrichtungen.

Zudem kann Bachem auf einige Stammtische bauen, die regelmäßig bei ihm tagen, darunter Motorrad- und Autoclubs. Bachem stellt die sechste Generation im "Margarethenkreuz" dar. Ob seine beiden 12- und 13-jährigen Söhne mal in seine Fußstapfen treten, ist noch unabsehbar.

Ein Ur-Ur-Urgroßvater Bachems hatte das Anwesen, damals noch eine Meierei mit Namen "Margarethenkreuz-Hof", am 17. Februar 1844 erworben - einschließlich Stallungen, Ackerland und Wald für 600 Taler.

Das am Straßenrand stehende Trachytkreuz zu Ehren der heiligen Margaretha gab Anhöhe und Gut den Namen. Zunächst hieß dieses Margarethenhof, ab 1903 dann Margarethenkreuz. Dort oben wechselten Reisende die Pferde, wurden Milch und Ziegenkäse an sie verkauft und das war wohl der Ursprung der heutigen Ausflugsstätte. Bachem will das Jubiläum im August mit einem großen Sommerfest feiern.

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