Das Betreten des Steinbruches am Oelberg ist verboten

Mit Geldern aus einer Ausgleichsmaßnahme finanzierte der VVS das Abholzen von Büschen an einem alten Basaltbruchgelände - Dort entsteht neuer Lebensraum für seltene Kröten

Siebengebirge. "Es ist doch toll, was man als Ausgleich für 300 Meter Wasserleitung der Natur alles Gutes tun kann", freut sich der Vorsitzende des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS), Herbert Krämer. Gemeint ist damit die großangelegte Abholzung von Büschen des ehemaligen Steinbruchgeländes an der Ostflanke des Oelbergs.

Noch vor zwei Monaten war kaum zu erkennen, dass hier vor mehr als 100 Jahren massiv Basaltsteine abgebaut wurden: Vor allem Ahorn- und Eschenbäume wucherten dicht an dicht, verdeckten die Sicht und überschatteten auch den kleinen See unterhalb des Steinbruchs. Diese zunehmende Überwucherung zerstörte aber den Lebensraum für seltene Wärme liebende Reptilien und Amphibien. Dank einer vom Wasserbeschaffungsverband Thomasberg (WBV) finanzierten Ausgleichsmaßnahme konnte das Biotop jetzt wieder in ein Paradies für Kröten, Molche und Ringelnattern zurück verwandelt werden.

Grund für die Ausgleichsmaßnahme war die Verlegung einer neuen Wasserleitung im Naturschutzgebiet. "Eine Prüfung hatte ergeben, dass der Bereich der Straße Am Weisenstein in Thomasberg, der direkt an das Naturschutzgebiet grenzt, nicht ausreichend mit Löschwasser versorgt werden konnte", erklärt Heinz Lindlahr vom WBV.

Um diesen Missstand abzustellen, wurde eine Großwasserleitung im Siebengebirge - in der Nähe des Kleinen Oelbergs - "angezapft". Das machte wiederum die Verlegung eines etwa 300 Meter langen Rohrstücks notwendig. In Absprache mit dem VVS und der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises wurde dann als Ausgleichsmaßnahme die Finanzierung der Biotop-Pflegearbeiten am Oelberg beschlossen.

Kostenpunkt für den WBV: 10 600 Euro. "Wir zahlen das gerne, da das Siebengebirge für uns der wichtigste Wasserlieferant ist", betont Lindlahr. 1,3 Millionen Kubikmeter Grundwasser fließen jährlich aus dem Naturschutzgebiet in die Brunnen des WBV, 32 000 Menschen im Königswinterer Bergbereich werden damit versorgt.

"Die Entbuschung des Steinbruchgeländes ist eine sehr sinnvolle Maßnahme", betont Biologin Barbara Bouillon, die das Projekt geplant und die Umsetzung fachlich begleitet hat. Insbesondere gehe es um die Erhaltung des Lebensraumes der Geburtshelferkröte, die hier zu finden sei. Die seltene Amphibie, die auf der roten Liste der bedrohten Tierarten steht, hat eine besondere Eigenart: "Die Männchen wickeln sich die Eier um die Beine und laufen damit erst eine ganze Weile herum, bevor sie sie im Wasser ablegen", erklärt Bouillon.

Die Kröte braucht wie ihre Artgenossen neben einem See auch sonnige Steinhalden, auf denen sie sich aufwärmen kann und die Verstecke -- unter anderem für den Winterschlaf - bieten. "Durch die zunehmende Verbuschung ist es hier um den See herum immer schattiger geworden", so Bouillon. "Über kurz oder lang wären die Geburtshelferkröten daher mit Sicherheit verschwunden, wenn man nichts getan hätte."

Zu Gesicht bekommen aber selbst die Fachleute die Krötenart nur sehr selten: "Es sind sehr heimliche Tiere." Hauptsächlich würden sie daher über die Rufe der Männchen identifiziert. Wobei es wiederum schwierig sei, die einzelnen Kandidaten auseinander zu halten. Wie viele Geburtshelferkröten es zurzeit am Oelberg gibt, lässt sich daher auch kaum feststellen: "Wir haben bei einer Zählung einmal fünf Tiere identifiziert", berichtet Bouillon. Die Biologin hofft aber, dass es jetzt noch mehr werden.

Neben den Kröten kommen am Fuße des Steinbruchs aber auch viele Molcharten, darunter der seltene Kammmolch, vor. "Der VVS ist sehr dankbar, dass der WBV die Mittel für diese Maßnahme zur Verfügung gestellt hat", unterstricht Revierförster Stephan Mense. Vor allem, da es sich bei dem Steinbruch um eine ganz historische Stelle am Oelberg handele: "Hier fiel damals, angesichts der großen Zerstörungen durch den Basaltabbau, der Startschuss für den großen Flächenerwerb des VVS."

Mit der Freilegung des Biotops habe sich der Verein jetzt aber auch eine große Verantwortung aufgeladen: "Es werden hier immer wieder Nachpflegearbeiten nötig sein", sagt Mense. Der Revierförster weist darauf hin, dass für den gesamten Bereich des Steinbruchs ein absolutes Betretungsverbot besteht, und zwar nicht nur wegen des Schutzes von Flora und Fauna, sondern auch aufgrund der Gefahr durch herabstürzendes Gestein.

Dazu auch: Der Steinbruch am Oelberg

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