"Das bestätigt einen enormen Handlungsbedarf"

Gesamtschule: SPD-Kreistagsfraktion fragt aktuelle Daten ab und sieht drei mögliche Standorte - Regierungspräsident will mit Kühn über Schaffung weiterer Plätze im Kreis sprechen

Rhein-Sieg-Kreis. Bekommt der Rhein-Sieg-Kreis eine oder mehrere neue Gesamtschulen? Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, und auch Regierungspräsident Jürgen Roters lässt es nicht an Deutlichkeit fehlen. Seit Donnerstag liegen die aktuellen Bedarfsdaten für die Gesamtschulen im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn vor.

Und das sind zum ersten Mal harte Zahlen, die das Problem "Doppelanmeldung" ausschließen. Demnach gab es für die drei Gesamtschulen in Troisdorf, Hennef und Bornheim insgesamt 1 120 Anmeldungen, angenommen werden können aber nur 509 Kinder, 611 Schüler erhielten eine Absage. Diese Daten hat die SPD-Kreistagsfraktion bei einem Rundruf an den Schulen ermittelt.

"Und das bestätigt den enormen Handlungsbedarf", wie Fraktionsgeschäftsführer Achim Tüttenberg sagt. "Es sind mehr Kinder abgelehnt als angenommen worden." Deshalb hat seine Fraktion jetzt den Antrag gestellt, "zum Schuljahresbeginn 2006/07 ein deutlich ausgeweitetes Gesamtschulangebot im Kreis sicherzustellen." Darüber hinaus sollten umgehend Gespräche mit Bonn aufgenommen werden, wie grenzübergreifend die "bildungspolitische Misere gemeinsam und nachhaltig eingegrenzt" werden könne.

Der SPD schweben sogar drei mögliche Gesamtschulstandorte vor. Da wäre zum Einen Siegburg. "Die Stadt wehrt sich schon länger dagegen, ihrer Verantwortung nachzukommen", sagt der Eitorfer SPD-Mann Dietmar Tendler. Und schießt er eine Breitseite gegen den Siegburger CDU-Schulpolitiker Michael Solf, der mit seinem enormen Einfluss auf Stadt-, Kreis- und Landesebene gegen die Gesamtschule zu Felde ziehe.

"Solf stellt in dem Punkt seinen Willen über den Elternwillen", wettert Tendler. Er sieht die Möglichkeit, die Eitorfer Hauptschule zur Gesamtschule umzuwidmen. Darüber hinaus sei eine Gesamtschule in Königswinter oder Bad Honnef nötig.

Die Gesamtschuldiskussion währt schon seit Jahren, erhält aber durch das neue, mit der Stadt Bonn abgestimmte Anmeldeverfahren - das Doppelanmeldungen verhindert - eine völlig neue Dynamik. Bereits jetzt besuchen 675 Schüler aus dem Kreisgebiet eine der drei Bonner Gesamtschulen, die insgesamt 3 416 Schüler haben. In Beuel sind das 382 Schüler, vorwiegend aus Sankt Augustin, in Bad Godesberg 160 aus dem Einzugsbereich Wachtberg und Meckenheim und in Tannenbusch 133 aus Alfter und Bornheim.

Den Bedarf für neue Gesamtschulen sieht auch der RP Roters. Der hatte Landrat Frithjof Kühn kürzlich geschrieben und auf die stets großen Anmeldeüberhänge der letzten Jahre hingewiesen. "Allein die Stadt Sankt Augustin weist eine so hohe Zahl von abgewiesenen Gesamtschulinteressenten aus, dass gegebenenfalls bereits in dieser Kommune ein Bedürfnis auf Errichtung einer eigenen Gesamtschule abgeleitet werden kann."

Deshalb will Roters nun mit Kühn ein "Gespräch führen, das die Schaffung weiterer Gesamtschulplätze im Rhein-Sieg-Kreis zum Ziel hat". Er geht davon aus, dass sowohl im linksrheinischen, als auch im rechtsrheinischen Kreis ein starkes Bedürfnis bestehe.

Zwar ist der Bau einer Gesamtschule Sache der Stadt oder Gemeinde. Wie RP-Sprecherin Ursula Moritz mitteilte, könne der Kreis aber in die Pflicht genommen werden, wenn Bedarf bestehe, aber keine Kommune das Projekt alleine stemmen könne und keine Kooperation zustande komme.

Schließlich kommt so ein Neubau keineswegs billig. So kostete die Hennefer Gesamtschule inklusive Grundstück, Bauarbeiten und Einrichtung rund 25 Millionen Euro. Folglich werden die Schulpolitiker des Kreises nun zu erwägen haben, welche vorhandene Schule in eine Gesamtschule umgewidmet werden kann.

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