Kultur in Bonn und der Region Das bedeutet die 17. Beethovenstele in Holzem

Wachtberg · An der Holzemer Kapelle steht eine weitere Station des BTHVN-Rundgangs. Dieser soll Touristen auch ins Ländchen locken. Sie werden dabei den Tenor Anton Raaf kennenlernen.

Trotzen dem Regen: Renate Offergeld (l.), Ralf Birkner (Mitte), Rainer Lang (2.v.r.) und viele Holzemer an der Anton-Raaff-Kapelle.

Trotzen dem Regen: Renate Offergeld (l.), Ralf Birkner (Mitte), Rainer Lang (2.v.r.) und viele Holzemer an der Anton-Raaff-Kapelle.

Foto: Stefan Knopp

In Holzem muss man wohl niemandem erklären, wer Anton Raaff war. Dennoch steht jetzt eine Stele im Zuge des Projekts BTHVN-Region in dem kleinen Ort, in dem der international bekannte Tenor aufwuchs – gleich neben der Kapelle, die er 1744 diesem Ort stiftete. Aber die Informationen darauf sind auch nicht für die Dorfbewohner gedacht, sondern für all jene, die im Beethovenjahr 2020 Bonn besuchen und auch in der Umgebung auf Spurensuche nach dem Komponisten gehen wollen.

Mit dessen Großvater, der ebenfalls Ludwig hieß und am Hof des Kurfürsten Clemens August als Bassist musizierte, hatte Raaf (1714 bis 1797) ab 1733 zusammengearbeitet, nachdem der Kurfürst dessen gesangliches Talent erkannt hatte. Es folgte eine Ausbildung in München und Italien, danach kehrte Raaff nach Bonn zurück. Ob seines Talents rissen sich die Herrschenden um den Wachtberger Jung: Später verschlug es ihn nach Portugal, Spanien und Italien. Ob es auch eine direkte Begegnung mit dem berühmten Enkel gab, ist nicht bekannt: Ab 1770 singt der enge Freund von Mozart, der seine Oper Idomeneo quasi Raaff auf den Leib komponierte, an der damals bedeutenden Mannheimer Oper, danach unter anderem in München und Paris. Aber die Verbindung zum Großvater reichte der Beethoven-Jubiläums-GmbH, um Raaff Stele 17 von 22 zu widmen.

Man kann Anton Raaff, einen der besten Tenöre seiner Zeit, guten Gewissens als berühmtesten Sohn seines Heimatortes bezeichnen – auch das verbindet ihn mit Beethoven. Wachtbergs Bürgermeisterin Renate Offergeld freute sich bei der Einweihung jedenfalls über die Stele, deren Text die Direktorin der Volkshochschule Voreifel, Barbara Hausmanns, verfasst hat. Die Infotafel könne Holzem und die Kapelle ins Licht rücken, sagte Offergeld: Dort finden jährlich nur noch zwei Gottesdienste statt, die Kapelle habe es aber verdient, dass es wieder mehr würden. Vielleicht sei Beethoven ja auch mal in Holzem gewesen. Jedenfalls habe er in der Umgebung von Bonn Erholung gefunden.

Ralf Birkner von der Beethoven-Jubiläums-GmbH erläuterte den Stelen-Rundgang, der auch über das Beethovenjahr hinaus stehenbleiben wird. Die vielen Projekte der Gesellschaft sollen die touristische Aufmerksamkeit für Bonn fördern. Darüber hinaus soll das Beethovenjahr auch Wege in die Umgebung bieten. „Beethoven neu entdecken heißt eben auch, Bonn und die Region neu zu entdecken.“

Rainer Land, Leiter des Kultur- und Sportamtes im Rhein-Sieg-Kreis, stellte einige der 80 Veranstaltungen vor, die der Kreis zum Jubiläumsjahr beisteuert. Da Beethoven in der Region aufgewachsen sei, wolle man „etwas für diejenigen machen, die bei uns aufwachsen“, etwa musikalische Früherziehung und Projekte mit Grundschulen. Daneben werde es einen Beethoven-Marathon auf dem Petersberg, ein Orgelfestival und Musikpicknick in Schlossgärten in den sechs linksrheinischen Kommunen geben, Orgelkonzerte in Oberbachem und Villip und vieles mehr.

Einen besonderen Bezug zu Ludwig van Beethoven nannte der Villiper Ortsauschussvorsitzende Ulf Hausmanns: Als 1953 eine Villiper Schulklasse einen Ausflug in die Niederlande machten, waren die Erinnerungen an die Angriffen der Wehrmacht dort noch frisch. Deshalb verzichteten die deutschen Schüler darauf, die deutsche Hymne zu singen. Stattdessen stimmten sie die Ode an die Freude an, die seitdem jedes Mal beim offenen Singen in Villip zum Programm gehört.

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