Coppeneur erwägt Wegzug aus Bad Honnef

BAD HONNEF · Es ist keine gute Woche für die Stadt Bad Honnef. Erst die Nachricht über den Umzug des Katholisch-Sozialen Institutes. Und jetzt droht auch noch der Weggang eines imageträchtigen Unternehmens mit gut 100 Arbeitsplätzen: Die Confiserie Coppeneur steht in Verhandlungen über einen deutlich erweiterten Standort in der Gemeinde Grafschaft.

Das bestätigte Firmengründer und -inhaber Oliver Coppeneur auf GA-Anfrage. Bad Honnef sei für ihn "erste Wahl". Da man über einen neuen Standort am Dachsberg aber bislang "nicht handelseinig" geworden sei, stehe ein Umzug ins günstigere Rheinland-Pfalz in Rede.

1993 in Siegburg gegründet, hat die Firma ihren Sitz seit 1999 im Honnefer Süden. Dort steht ein eigenes Gebäude mit 900 Quadratmetern zur Verfügung. Anfängliche Erweiterungspläne wurden auf Eis gelegt. Gleichwohl expandierte Coppeneur. 2000 wurden in Rheinbreitbach 2 500 Quadratmeter gemietet.

Nicht zuletzt nach jüngeren Weichenstellungen in der Firma haben die Neubau- und Erweiterungspläne nun neue, flottere Fahrt aufgenommen, so Coppeneur: Produktion und Produktpalette sollen erweitert werden. Und: Coppeneur plant eine "gläserne Produktion" mit Schokoladenkino, Kochschule und Eventbereich, Seminarraum, Werksverkauf und Museumsshop sowie Bistro. "Die Idee kam uns vor zwölf Jahren in einer Firma in Japan, die ein solches Konzept erfolgreich umgesetzt hat", so der 43-Jährige.

Die Besucher sollen über die Schokoladenherstellung informiert werden - und zwar passgenau: Ob Laie, Experte, Kind oder Erwachsener - für jeden gibt es ein alters- und kenntnisgerechtes Informationsangebot. Gezeigt werden soll der Weg von der Kakaobohne bis zum fertigen Produkt. Coppeneur glaubt an den touristischen Nutzen: "Das Schokoladenmuseum Köln hatte im Vorjahr an die 500.000 Besucher."

All das würde Coppeneur eigentlich gerne im Gewerbepark Dachsberg an der A3 realisieren. Schon früh habe man bei der Grundstücksgesellschaft mbH, die das Gebiet vermarktet, an einem 15.000-Quadratmeter-Areal am Kreisel Interesse bekundet. Und es jüngst erneuert. Die Krux, so schwingt zwischen den Zeilen mit: der Preis.

Den Quadratmeter Gewerbefläche gibt es in Rheinland-Pfalz bekanntermaßen um bis zu 50 Euro günstiger als in Bad Honnef. "Wir können mit Rheinland-Pfalz nicht konkurrieren", sagt dazu Bürgermeisterin Wally Feiden, auch Beiratschefin der Grundstücks GmbH. Das weiß auch Coppeneur: Er plädiert für einen goldenen Mittelweg und ist nach eigener Aussage bereit, deutlich mehr als im Nachbarland nötig zu investieren. Zugleich müsse er "unternehmerische Verantwortung für 100 Familien" übernehmen, hofft darum auf positive Bewegung in der Sache.

Ein Kompromiss steht aus, wie Feiden nicht verhehlte. Dem GA sagte sie: "Ich will das Unternehmen unbedingt halten. Man muss dabei auch in die Waagschale werfen, dass es ein Gewerbesteuerzahler ist, den wir kennen und von dem wir wissen, dass er am Markt erfolgreich ist." Indes: "Von der Gewerbesteuer hat die Grundstücksgesellschaft erst mal nichts." Dennoch sei sie "vorsichtig optimistisch", dass eine Lösung gefunden wird. Auch Kreis und Kommunalaufsicht unterstützten die Stadt dabei.

Die Grundstücksgesellschaft werde das Thema also erneut beraten. Einen Termin hierfür gebe es noch nicht. Feiden bestätigte aber zugleich, dass es auch einen weiteren Interessenten für das Entrée am Dachsberg gebe: Eine "hiesige Investorengruppe" plane einen Autohof im "kleineren Stil", mit Tankstelle und Motel. Lastwagen kontra Pralinen? Feiden: "Beide Interessenten wollen von der A 3 aus gesehen werden. Auch das gehört sicher mit zur Kompromissfindung."

"Eine Ansiedlung am Dachsberg wäre auch für Bad Honnef ein gutes Geschäft", sagt Coppeneur. Das sieht auch Kreis-Wirtschaftsförderer Hermann Tengler so, der sich zusätzlich auf ein Fachgutachten stützt. Jährliche hohe Gewerbesteuereinnahmen, den Erhalt der Arbeitsplätze und touristische Effekte nannte er auf GA-Anfrage als Argumente.

Und betonte: "Es wäre ein Glücksfall für Bad Honnef, eine Firma wie Coppeneur als Erstansiedlung im neuen Gewerbegebiet zu haben." Denn eine "Erstansiedlung bestimmt maßgeblich die weitere qualitative Entwicklung eines jeden Gewerbegebietes". Und bislang tut sich am Dachsberg - nichts. Tengler: "Es wäre nicht gut für Bad Honnef, einen Imageträger zu verlieren, nach dem sich andere Kommunen die Finger lecken." So wie die Gemeinde Grafschaft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort