Chance für Kreis Ahrweiler: Landflucht ausbremsen

KREIS AHRWEILER · "Ja, es gibt sie, die neue Landflucht." Das erklärte Professor Ingeborg Henzler beim Neujahrsempfang des Gewerbevereins Kempenich. "Doch dem kann gekontert werden", fand die promovierte Volkswirtin und Schülerin von Karl Schiller. Die ehemalige Präsidentin der Fachhochschule Koblenz sieht den soziodemografischen Wandel als Herausforderung.

 Investitionen in Frauenfreundlichkeit können der demografischen Entwicklung entgegensteuern.

Investitionen in Frauenfreundlichkeit können der demografischen Entwicklung entgegensteuern.

Foto: dpa

Dabei gelte ein an sich einfacher Grundsatz: "Schwächen schwächen und Stärken stärken." Soll heißen: Egal ob Gemeinde oder mittelständischer Betrieb, zuerst kommt die Analyse der Ist-Situation. Und die ist gar nicht so fatal. "Denn bei meinen Recherchen hab' ich mich gefragt, ob die das wirklich alles wissen", sagte Henzler zu ihrer Bestandsaufnahme für die Verbandsgemeinde Brohltal, die durchaus auf das ganze AW-Land übertragbar ist.

Die Stärken: gute Infrastruktur, relativ hohe Zahl an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, Expansionsmöglichkeiten, intaktes Umfeld. Risikofaktoren sind hingegen die demografische Entwicklung und die Landflucht. Denn bis zum Jahr 2020 wird es nach bisherigen Prognosen im Kreis Ahrweiler mit rund 20.000 etwa 10.000 der 35- bis 50-Jährigen weniger geben als im Jahr 2006.

Bei den Jugendlichen im Alter von 16 bis 20 Jahren macht die Differenz mit einem Verhältnis von 4600 im Jahr 2020 zu 6200 in 2006 insgesamt 1600 Personen aus. Dabei steigt die Zahl der über 80-Jährigen um mehr als 3000 auf 10.500.

"Dem können die Kommunen nur begegnen, indem sie für junge Familien interessant werden", fand Henzler und sieht gerade in den Stammbelegschaften der Unternehmen wichtige Problemlöser. "Sie sind die Botschafter der Betriebe. Wenn diese Leute sagen, hier lohnt es sich zu arbeiten und zu leben, dann kommen auch neue Menschen in die Gemeinde."

Um künftigem Fachkräftemangel zu begegnen, sei es auch wichtig, wie der Gewerbeverein Kempenich es vormache, bereits in den Schulen nach künftigen Mitarbeitern zu suchen. "Betriebe müssen in die Schulen, Schüler in die Betriebe." Fach- und Führungskräfte könne man außerdem durch attraktive Gesamtangebote gewinnen. Hier gelte es in Familien- und Frauenfreundlichkeit zu investieren. Ebenfalls gehe es um die Schaffung neuer Netzwerke zwischen den Unternehmen: "Nur gemeinsam sind sie stark."

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