Neues Infosystem im Rhein-Sieg-Kreis Busnetz digital gesteuert

RHEIN-SIEG-KREIS · Wolfgang Lindlar und Dieter Schweizer haben ein Dutzend großer Bildschirme im Blick. Auf denen bewegen sich unablässig kleine Bussymbole. Die beiden Männer spielen aber nicht etwa ein Computerspiel, sondern sitzen in der neuen Leitstelle der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG). Dort hat das digitale Zeitalter Einzug gehalten.

 Verkehrsüberwachung: Dieter Schweizer (links) und Wolfgang Lindlar sorgen in der Leitstelle der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft dafür, dass der öffentliche Busverkehr störungsfrei rollt.

Verkehrsüberwachung: Dieter Schweizer (links) und Wolfgang Lindlar sorgen in der Leitstelle der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft dafür, dass der öffentliche Busverkehr störungsfrei rollt.

Foto: Klaus Elsen

Denn die kleinen Bussymbole auf den Bildschirmen bewegen sich über Landkarten des Rhein-Sieg-Kreises und zeigen auf wenige Meter genau an, welcher Bus sich gerade wo befindet - und das in Echtzeit. Das bedeutet: Wenn der Bildschirm anzeigt, dass der Bus der Linie 501 am Ursulaplatz in Troisdorf hält, dann tut er das in diesem Augenblick wirklich.

Möglich machen dies neue Computer in den Bussen. Die Bordrechner können nicht nur Tickets drucken und Dauerkarten "lesen". Per GPS senden sie auch die genaue Position des Busses an die Zentrale der RSVG im Sieglarer Betriebshof. Dort erscheinen die Busse dann mit ihrer exakten Position auf den Bildschirmen.

Zudem berechnet der Zentralcomputer, wann die Fahrzeuge im weiteren Streckenverlauf an den nachfolgenden Haltestellen eintreffen werden. Vom Zentralrechner werden die Daten in Echtzeit an die bereits mit dem neuen dynamischen Informations-System ausgerüsteten Haltestellen gesendet.

Dort sehen die Fahrgäste dann beispielsweise die Anzeige, dass der Bus, auf den sie warten, in drei Minuten eintreffen wird. "Da müssen jeden Tag riesige Datenmengen bewältigt und immer wieder aktualisiert werden", so RSVG-Geschäftsführer Michael Reinhardt. Mit den dynamischen Anzeigen ausgestattet ist bereits der Siegburger Busbahnhof, Troisdorf und Hennef werden folgen.

Kommunen müssen Umrüstung zahlen

Wie viele Haltestellen in den Städten und Gemeinden mit dem System ausgestattet werden, liegt allein an den Kommunen, so Reinhardt. Denn die müssen die Umrüstung zahlen. So hat Troisdorf das digitale System für 17 Haltestellen bestellt. Weil die Kassen der Städte und Gemeinden leer sind, tut sich so manche Kommune schwer, das neue System einzusetzen.

Derzeit sind schon 122 Busse umgerüstet. Das ist nicht gerade billig, denn pro Bus muss die RSVG rund 5500 Euro ausgeben. Insgesamt kostet die Digitalisierung 3,4 Millionen Euro. Mit rund 1,6 Millionen Euro fördert die Europäische Union das Projekt. Noch in diesem Jahr sollen alle 293 Busse der RSVG, ihrer Tochterunternehmen sowie der privaten Vertragspartner mit den Bordrechnern ausgestattet werden.

Die Busse bedienen 64 Linien mit mehr als 1000 Haltestellen, befördern pro Jahr rund 30 Millionen Fahrgäste und legen dabei mehr als 13 Millionen Kilometer zurück. "Deshalb brauchen wir eine optimale Koordination, um auf jede Verzögerung oder jede Behinderung sofort reagieren zu können," sagte Reinhardt. Aus diesem Grund ist die Leitstelle auch rund um die Uhr besetzt, insgesamt sind dort elf Mitarbeiter beschäftigt.

Zudem hat die RSVG auch die Kommunikation zwischen Busfahrern und Leitstelle auf Digitalfunk umgestellt. Die Sprachqualität ist besser und die Busse sind in mehr als 90 Prozent des RSVG-Gebietes zu erreichen. Die Zeiten der großen Funklöcher, vor allem im östlichen Kreis, sind vorbei. Probeweise sind auch zwei Busse mit Videoanlagen ausgestattet. Bei Zwischenfällen, etwa wenn Fahrgäste oder der Busfahrer angegriffen werden, können die Mitarbeiter der Leitstelle sofort reagieren.

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