Bürgervereine: Das wird bewusst verschleppt

Der Lärmschutzbeirat hätte über die Änderung der Hangelarer Platzrunde beraten und diese in Düsseldorf beantragen müssen, hat aber seit einem Jahr nicht mehr getagt - Flugplatzgeschäftsführer ist skeptisch

  Die Platzrunden  des Flugplatzes Hangelar sind weiterhin ein Ärgernis. Eine Änderung der Routen könnte Entlastung bringen - aber das Verfahren hängt.

Die Platzrunden des Flugplatzes Hangelar sind weiterhin ein Ärgernis. Eine Änderung der Routen könnte Entlastung bringen - aber das Verfahren hängt.

Foto: Arndt

Beuel/Hangelar. Willi Palm ist sauer. Und er steht nicht allein mit seinem Zorn. Der Vorsitzende des Bürgervereins Geislar hatte gemeinsam mit Willi Becker (Bürgerverein Vilich), Christoph Brenner (Vilich-Müldorf) und Manfred Roth (Bürgerinitiative gegen Fluglärm Bonn) vor anderthalb Jahren eine Initiative gestartet, um die Platzrunde der Maschinen, die den Flugplatz Hangelar anfliegen und von dort starten, zu ändern ( der GA berichtete mehrfach).

Ihr Argument war so einleuchtend, dass sich damals sämtliche Fraktionen in der Bezirksvertretung Beuel dem Antrag anschlossen: Warum nutzen die Piloten nicht die unbesiedelten Flächen wie die Siegauen oder die Autobahn für ihre Runden statt über den Wohngebieten die Bürger mit ihren Maschinen zu nerven? Erweitert um die Anregung des CDU-Stadtverordneten Georg Fenninger, die Änderungen der Platzrunden auch auf Holzlar auszuweiten, wurde der Antrag beschlossen. Das war vor einem Jahr.

Seitdem ruht der See, meinen Palm, Becker, Brenner und Roth, die jetzt die Oberbürgermeisterin, die Fraktionen in der Bezirksvertretung und im Rat und die Geschäftsführung des Flugplatzes angeschrieben haben und in dem offenen Brief ihrem Ärger Luft machen. "Das Thema wird bewusst verschleppt", so Palm.

Die Verwaltung weist alle Vorwürfe weit von sich: "Die Änderung der Flugplatzrunde ist eine hoheitliche und wegen der großen Zahl der Beteiligten komplexe Aufgabe, die von der Bezirksregierung Düsseldorf wahrgenommen wird. Hier gibt es keine kommunalen Zuständigkeiten", so Elke Palm vom Presseamt.

"Der Bürgerantrag der Bürgerinitiative gegen Fluglärm vom 25. März 2004 wurde Anfang April 2004 vom Stadtplanungsamt an die Flugplatzgesellschaft Hangelar zur Stellungnahme weitergeleitet, noch vor der entsprechenden Beschlussfassung durch die Bezirksvertretung Beuel am 28. April. Im August/September 2004 wurden ergänzende Bürgeranträge in dieser Sache gestellt."

Sämtliche Fragen und Anträge sowie politischen Beschlüsse seien der Flugplatzgesellschaft zur Stellungnahme übersandt worden. Die ausführliche Antwort der Gesellschaft zu den Anfragen der Verwaltung sei erst im März 2005 eingegangen und soll in einer der nächsten Bezirksvertretungen unter Teilnahme von Vertretern der Flugplatzgesellschaft diskutiert werden.

Ein Anruf beim Geschäftsführer der Flugplatzgesellschaft, Klaus Karcher, bestätigt das weitgehend. Nur: Politische Beschlüsse habe er nicht erhalten. "Das Einzige, was wir bekommen haben, war der Fragenkatalog", so Karcher.

Überraschend äußert sich Karcher zu einer Platzrundenänderung sehr viel reservierter, als er es noch vor einem Jahr gegenüber den Bürgervereinsvorsitzenden getan haben soll. "Wir haben den Eindruck, dass die unseren Vorschlägen sehr offen gegenüber stehen und dass die Änderung der Platzrunde technisch möglich ist", hatte Palm von einem Treffen berichtet. "Sie haben keine Bedenken geäußert."

Karcher: "Das muss ein Missverständnis sein. Eine Änderung der Platzrunde bedeutet nur eine Verschiebung der Betroffenheit. Außerdem ist das alles nicht so einfach. Die Platzrunde muss bestimmten Anforderungen genügen und muss mit der Bezirksregierung Düsseldorf abgestimmt werden."

Nicht nur das: Was die drei Bürgervereinsvorsitzenden und der Sprecher der Bürgerinitiative in Düsseldorf erfuhren, empörte sie vollends: Die Bezirksregierung könne nämlich noch überhaupt nicht tätig werden, wenn der Antrag nicht zuvor vom Lärmschutzbeirat beraten wurde. Palm: "Ausschließlich der Lärmschutzbeirat kann die Änderung der Platzrunde beantragen."

Doch der hat seit über einem Jahr nicht mehr getagt. Eigentlich hätte der sich nach der Kommunalwahl sogar neu konstituieren müssen. Hat er aber auch noch nicht. Der bisherige Vorsitzende des Beirats, der Sankt Augustiner Peter Fischer, sagte, es hätten dem Beirat keine Beschwerden oder Anträge vorgelegen: "Es gab keinen Grund zu tagen. Auf unserer Hotline gab es im vergangenen Jahr nur einen Anruf."

Bonn wird vom CDU-Stadtverordneten Willi Härling im Lärmschutzbeirat vertreten, und der ist überrascht: "Da schlottere ich jetzt aber mit den Ohren. Wenn das so ist, dass wir darüber hätten tagen müssen, hätte uns die Verwaltung darüber informieren müssen", meint er. In der Stadtverwaltung schüttelt man darüber den Kopf: "Dafür sitzt Herr Härling ja im Lärmschutzbeirat. Das müsste er eigentlich selber wissen", heißt es aus dem Presseamt. Die Verwaltung habe keinen Einfluss auf die Tagesordnung dieses Gremiums.

Die Geschmierten sind die betroffenen Bürger, meint Palm resigniert: "Wir können bei der Geschäftsführung des Flugplatzes und allen politisch Verantwortlichen leider keinen größeren Willen zur Konfliktlösung erkennen." Die Bürgervereinsvorsitzenden fordern nun alle Verantwortlichen auf, "das "ergebnislose Rumeiern endlich zu beenden" und sich für die Änderung der Platzrunden einzusetzen.

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