Sinziger Nahversorgungszentrum Bürger sagen Nein

SINZIG · Das geplante Nahversorgungszentrum auf der ehemaligen Industriebrache am Sinziger Dreifaltigkeitsweg wird möglicherweise nun doch nicht gebaut. In einer Bürgerversammlung sprachen sich am Donnerstagabend alle Teilnehmer gegen eine Innenstadt nahe Ansiedlung eines neuen Edeka-Marktes, eines Aldi-Discounters sowie eines Rossmann-Drogerie-Marktes aus.

 Das Drohnenbild oben zeigt eine der gestern Abend vorgeschlagenen Varianten, mit denen das Nahversorgungsgebiet (rote Fläche) erschlossen werden soll. Der Verkehr soll über eine neue Trasse (weiß) zu einem Kreisel geführt werden. Die Bürger lehnen jedoch die neue Einkaufsmöglichkeit per se ab.

Das Drohnenbild oben zeigt eine der gestern Abend vorgeschlagenen Varianten, mit denen das Nahversorgungsgebiet (rote Fläche) erschlossen werden soll. Der Verkehr soll über eine neue Trasse (weiß) zu einem Kreisel geführt werden. Die Bürger lehnen jedoch die neue Einkaufsmöglichkeit per se ab.

Foto: Martin Gausmann

Kein Bürger meldete sich zu Wort, der für das Projekt gewesen wäre. Ob die artikulierte Bürgermeinung allerdings repräsentativ ist, bleibt zunächst offen. Bürgermeister Wolfgang Kroeger (CDU) zieht daher sogar einen Bürgerentscheid in Erwägung. Es war eine Premiere, die am Donnerstagabend im voll besetzten Sinziger Ratssaal stattfand: Erstmals fand eine Bürgerversammlung zu einem Thema statt, das noch nicht im Stadtrat beraten, geschweige denn beschlossen worden ist. "Wir wollen vorher mit Ihnen diskutieren. Ich möchte ein offenes, transparentes Verfahren", rief Kroeger den Sinziger Bürgern zu.

Kroeger rief in Erinnerung, dass der vorhandene Sinziger Edeka-Markt erheblich vergrößert werden soll und daher einen neuen Standort suche. Da das favorisierte Areal an der Jahn-Wiese politisch nicht umsetzbar war, wurde ein neues Gelände gesucht. Das ehemalige Betonwerk Rick in Innenstadtnähe schien dem Investor und dem Supermarktbetreiber geeignet. Mit ins Boot stiegen Aldi und Rossmann sowie ein Getränkemarkt. Das nachvollziehbare Ziel: Man wolle - der demografischen Entwicklung Rechnung tragend - näher an die Innenstadt heran. Investitionssumme: zwölf Millionen Euro. Der Kaufvertrag über das 20.000 Quadratmeter große Grundstück ist bereits geschlossen, kommt jedoch nur zum Tragen, wenn das erforderliche Planungsrecht geschaffen wird.

Zur denkbaren Lenkung der Verkehrsströme legten die Planer drei Varianten vor, von denen eine auch zu einer Entlastung des Dreifaltigkeitsweges führen soll. Diese Straße ist nach Meinung der gestern Abend zahlreich vertretenen Anlieger des Dreifaltigkeitsweges stark befahren, da er täglich Transportweg für nahezu 2000 Schüler und Kindergartenkinder ist. An eine Entlastung glauben die Anrainer nicht. Sie befürchten vielmehr eine Verkehrssteigerung, wenn sich Edeka, Aldi & Co. ansiedeln sollten, da dann ihre Straße sehr wohl für Fahrten in oder aus dem Einkaufsgebiet genutzt werde.

"Wir brauchen für Familien neue Wohngebiete, keine neuen Einkaufsmärkte", hieß es gestern in der langen und lebhaften Diskussion. "Alle gezeigten Varianten blenden ökologische Aspekte aus", hieß es weiter. Eine neue Straße "quer durch ein Wohngebiet zu bauen", sei nicht nachvollziehbar, erklärten die Diskutanten, die Stadt sei gut beraten, "diesen Unsinn sein zu lassen". Und: Der Bau einer Straße parallel zur Ahr sei "eine ökologische Katastrophe".

Zunächst werden sich nun die Ausschüsse und der Rat mit der deutlichen Stimmungslage in der Bürgerversammlung zu befassen haben. Ob es zu dem von Kroeger in Erwägung gezogenen Bürgerentscheid kommt, wird der Rat zu entscheiden haben. In der Regel geht dem in der repräsentativen Demokratie ein Bürgerbegehren voraus.

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