Bürger protestieren gegen Fahrplanänderung

Die Bahn hält nur abwechselnd in Roisdorf und am Bornheimer Rathaus - Freude über den neuen Bahnhof und Unterschriftenaktion wegen der Stopps

  Hält er oder hält er nicht?  Am Bahnsteig Rathaus stoppt nur jeder zweite Zug, der andere steuert Roisdorf an.

Hält er oder hält er nicht? Am Bahnsteig Rathaus stoppt nur jeder zweite Zug, der andere steuert Roisdorf an.

Foto: Wolfgang Henry

Bornheim-Roisdorf. Seit einer Woche halten die Bahnen der Linie 18/68 jetzt an der neuen Haltestelle Bornheim/Rathaus. Oder sie fahren durch. Oder sie halten doch. Im 20-Minuten-Takt hält auf der eingleisigen Strecke nur jede zweite Bahn am Rathaus, die jeweils andere Bahn fährt bis nach Roisdorf-West durch. Das sorgt auch eine Woche nach der Eröffnung der Haltestelle für Verwirrung.

Marcel Koffi aus Roisdorf etwa wurde Opfer der Fahrplan-Irritationen: "Ich bin deswegen eine halbe Stunde zu spät zur Arbeit gekommen und habe eine Menge Ärger bekommen", meinte er. Auch Doris List aus Bonn gab zu, Schwierigkeiten mit der Regelung zu haben: "Dieser Fahrplan ist sehr merkwürdig. Neulich habe ich meine Bahn verpasst, obwohl ich mir eigentlich genau ausgerechnet hatte, wann wieder eine in Bornheim halten müsste." Jakob Dormagen aus Bornheim kannte den Grund: "Vormittags und nachmittags fahren die Bahnen anders - das macht es echt schwierig, sich die richtigen Zeiten zu merken", meinte er. Auch Katharina Luft aus Bornheim stöhnte: "Das werde ich mir nie merken können."

"Mich stört schon, dass ich überhaupt darüber nachdenken muss", klagte Doris List und konnte nicht verstehen, weswegen dann soviel Geld in eine neue Haltstelle investiert worden sei - immerhin 1,2 Millionen Euro. "Damit wollte doch nur die CDU gut aussehen", meinte der Roisdorfer Wilfried Sauer. Er helfe sich, indem er die Alfterer Haltestelle benutzt. "Hier hat sogar einer die Notbremse gezogen, als die Bahn einfach durchfuhr", berichtete er.

Der Bornheimer Marcus Richter dagegen begrüßt den Neubau: "Es wurde höchste Zeit für eine Möglichkeit, bequem zur Verwaltung zu kommen. Aber das mit dem Hin- und Herlaufen ist heftig", sagte er zu den 600 Metern Fußweg zur nächsten Haltestelle. Senior Fritz Engelmann aus Bad Godesberg, der jetzt leichter zu seiner Schwester im Wohnstift Beethoven kommt, spart sich diesen Weg dank der neuen Haltestelle gerne. "Und wenn ich warten muss, habe ich ja meine Zeitung", sagte er.

Außerdem soll der Zustand ja nicht ewig anhalten, erklärte Joachim Berger von den Kölner Verkehrsbetrieben: "Der Bau des zweiten Gleises ist schon in Planung." Bis zur Verwirklichung der Pläne, die bislang nicht auf der Tagesordnung steht, sei jedoch kein anderer Fahrplan möglich: "Jeder Halt mehr würde uns eine Minute kosten. Das summiert sich wegen der Eingleisigkeit in der Stunde schnell auf sechs Minuten, die dann in Köln zu größten Problemen führen würden." Harald Stadler (SPD) schlug vor, morgens länger die Linie 68 verstärkt einzusetzen, die bisher nur in den Stoßzeiten die Linie 18 ergänzt.

Den Unmut in der Bevölkerung hat Edith Schmitz-Brietzke aufgenommen und einen offenen Brief an die Stadtbahngesellschaft geschrieben. Darin gratuliert die Roisdorferin erst einmal zu dem "neuen Bahnsteig Bornheim Rathaus, der sehr schön geworden ist. Dafür ist Ihre Fahrplanänderung miserabel. Auch die Bekanntgabe der neuen Regelung war vollkommen unzureichend". Die Roisdorferin fragt, wie sich der Nutzer der Bahn merken soll, an welchem Bahnsteig er denn nun ankommt. Man sei gezwungen, ständig einen Fahrplan in der Tasche zu haben.

Kein Verständnis zeigt Edith Schmitz-Brietzke für die Begründung, die neue Regelung sei wegen der Eingleisigkeit der Strecke unvermeidbar. "Es müsste doch möglich sein, dass sich die Züge von Köln und von Bonn nicht mehr in Alfter, sondern in Dransdorf kreuzen. Mit gutem Willen lässt sich der jetzige Zeitplan sicherlich ändern. Es ist doch nicht das erste Mal, dass ein Fahrplan geändert wird." Um ihre Forderungen zu unterstreichen, hat sich die Roisdorferin an die beiden Bahnsteige Roisdorf-West und Bornheim/Rathaus gestellt und Protestunterschriften gegen die neue Regelung gesammelt: In einer Viertelstunde kamen mehr als 60 Unterschriften zusammen.

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