Buddeln für die Fußball-Weltmeisterschaft

Mehr als 50 Baustellen gibt es derzeit auf den nordrhein-westfälischen Autobahnen - Die meisten sollen bis zum nächsten Frühsommer fertig werden - Land und Bund geben 150 Millionen für direkte WM-Projekte aus

  Eine dritte Spur  kommt auf die A 565 zwischen der Anschlussstelle Beuel und der Nordbrücke. Wegen der Bauarbeiten sind die Fahrbahnen derzeit verengt.

Eine dritte Spur kommt auf die A 565 zwischen der Anschlussstelle Beuel und der Nordbrücke. Wegen der Bauarbeiten sind die Fahrbahnen derzeit verengt.

Foto: Frommann

Bonn. Wer in diesen Wochen auf nordrhein-westfälischen Autobahnen unterwegs ist, der steht oft im Stau - trotz Urlaubszeit und obwohl vielerorts oft nur nachts gearbeitet wird. 56 Baustellen gab es zu Beginn der Ferien im bevölkerungsreichsten Bundesland, so viele wie selten zuvor zu dieser Jahreszeit. Und viel weniger sind es seitdem nicht geworden. Autofahrer, die zum Beispiel von Bonn nach Essen und weiter nach Gelsenkirchen und Dortmund fahren, haben kaum 30 Kilometer ohne Baustelle.

Es beginnt auf der A 565 in Höhe Beuel-Nord, setzt sich auf der A 3 zwischen dem Heumarer Dreieck und dem Kreuz Köln-Ost fort. Die nächste Baustelle befindet sich auf der A 52 zwischen dem Kreuz Breitscheid und Essen-Kettwig und auch auf der A 2 in Höhe Gelsenkirchen-Buer und Recklinghausen sowie im Dortmunder Norden werden mit großem Aufwand die Fahrbahnen instand gesetzt.

Dass gerade in diesem Sommer besonders viele Baustellen den Verkehr behindern, hat einen Grund: Land und Bund wollen zur Fußball-Weltmeisterschaft, die vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 hierzulande stattfindet, einen Verkehrskollaps auf den Straßen Nordrhein-Westfalens vermeiden. Dazu wird jetzt gebuddelt, saniert und ausgebessert, um im nächsten Sommer den Mannschaften und Fans freie Fahrt zu ermöglichen. "Wir wollen die meisten Baustellen bis dahin beseitigen", sagte NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) dem GA.

So soll die A 3 im Kölner Osten im Dezember fertig werden, und auch rund um den WM-Spielort Gelsenkirchen sollen die Autobahn wieder frei befahrbar sein. Überall werden Bagger und Teermaschinen vor der WM aber nicht abgezogen werden können. "Auf der A 2 im Dortmunder Norden werden wir nicht fertig werden", sagte Wittke.

Insgesamt stellen Land und Bund für direkte WM-Projekte in NRW gut 150 Millionen Euro bereit, wie die Landesregierung mitteilte. Hinzu kommen weitere 30 Millionen Euro aus dem Etat der Deutschen Bahn AG für den Ausbau des Nah- und Fernverkehrs. Dazu zählen der Ausbau der Bahnhaltestelle Westfalenhalle direkt am Dortmunder Stadion, die Modernisierung des Gelsenkirchener Hauptbahnhofes und der Neubau der Autobahn-Anschlussstelle Schalke an der A 42.

In Köln soll es eine effektivere Schienenverbindung zwischen dem Stadion im Kölner Westen und dem Flughafen im Osten der Stadt geben und die Ausfahrt Bonnstraße auf der A 4 gebaut werden. Angestoßen wurden diese Projekte bereits von der früheren rot-grünen Regierung in Düsseldorf.

Noch vor seinem Amtsverlust hatte der frühere Verkehrsminister Axel Horstmann (SPD) betont, dass Nordrhein-Westfalen im Zuge der WM-Planungen die Gunst der Stunde genutzt und mehr Geld vom Bund nach Düsseldorf gelotst habe, um neben den direkten WM-Projekten auch überregionale finanzieren zu können. Rund 600 Millionen Euro stehen demzufolge zurzeit insgesamt zur Verfügung: zum Beispiel für den sechsstreifigen Ausbau der A 1 im Kölner Norden und im Raum Remscheid sowie der A 2 bei Recklinghausen, Dortmund und Kamen.

Da die WM-Organisatoren sich zum Ziel gesetzt haben, dass die Hälfte der Besucher von Fußballspielen mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, soll im Hinblick auf das Großereignis auch der Nahverkehr wesentlich attraktiver werden. So gelten die Eintrittskarten laut Wittke zugleich als Fahrkarten, die am Spieltag und am Tag danach im gesamten Gebiet des jeweiligen Verkehrsverbundes unbegrenzt genutzt werden können. So sind Tickets für das Kölner Stadion zum Beispiel zwei Tage lang auf allen Strecken des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) gültig.

Zudem habe das Land dem VRS und dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) fünf Millionen Euro zusätzlich bereit gestellt "zur Verbesserung des Nahverkehrs auf der Strecke Köln-Hamm", erklärte Wittke. Das ist die Hauptlinie, die durch die drei Spielorte Köln, Gelsenkirchen und Dortmund führt und auf der nun zusätzliche Züge, aber auch mehr Berater für die ausländischen Gäste eingesetzt werden können. "Die fünf Millionen haben wir noch bewilligt, einen Tag, bevor die Haushaltssperre erlassen wurde", meinte Wittke und fügte hinzu, "danach wäre das nicht mehr möglich gewesen."

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