Botschaftspark verwandelt sich in Biergarten

Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft kauft die ehemalige pakistanische Botschaft in Königswinter - Die Immobilie sollte in Berlin versteigert werden - Park und Haus stehen unter Denkmalschutz

  Der Park  der pakistanischen Botschaft wird für Spaziergänger geöffnet. Die Stadt will einen Ausgleich für die Grünfläche auf dem Berliner Platz schaffen.

Der Park der pakistanischen Botschaft wird für Spaziergänger geöffnet. Die Stadt will einen Ausgleich für die Grünfläche auf dem Berliner Platz schaffen.

Foto: Homann

Königswinter. "Die Tage, da das altehrwürdige Gebäude der ehemaligen pakistanischen Botschaft leer steht, sind gezählt." So oder so ähnlich haben in den vergangenen Jahren mehrere Artikel zu diesem geschichtsträchtigen "Geisterhaus" begonnen. Doch jetzt wird es anscheinend ernst. Die Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft (WWG) der Stadt Königswinter soll das Gebäude in der Altstadt kaufen und es so schnell wie möglich wieder einer Nutzung zuführen.

Nach Informationen des General-Anzeigers sollten das Gebäude und der Park - beides steht unter Denkmalschutz - in Berlin versteigert werden. Der Eigentümer, der landeseigene Betrieb Liegenschaften und Bauen (BLB), wollte die Königswinterer Immobilie auf diesem Weg endlich zu Geld machen. In der Vergangenheit waren zwar mehrfach Kaufverträge zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und privaten Interessenten abgeschlossen worden, aber Geld ist nie geflossen.

So waren alle angestrebten Transaktionen schnell wieder geplatzt. Und weil der denkmalgeschützte Park nicht bebaut werden darf, ist die Immobilie auch nur schwer an den Mann zu bringen. Mittels einer Versteigerung hätte sich das Land schnell von seinem Sorgenkind trennen können.

Als die Siebengebirgsstadt jetzt von dem geplanten Deal in der Bundeshauptstadt erfuhr, klingelten in den Chefetagen des Rathauses sofort die Alarmglocken. Ist das Botschaftsgebäude doch ein Schwerpunkt der geplanten Altstadt-Sanierung.

"Wäre die Botschaft samt Park unter den Hammer gekommen und an einen privaten Investor gelangt, hätten wir keinen Einfluss mehr auf die zukünftige Nutzung gehabt. Somit wäre das Objekt für die Altstadtsanierung unter Umständen verloren gegangen", erklärte Bürgermeister und WWG-Aufsichtsratsvorsitzender Peter Wirtz auf Nachfrage des General-Anzeigers die Nervosität der städtischen Spitzen.

Die Stadt Königswinter hat nun Kontakt zum BLB aufgenommen und erreicht, dass die Pakistanische Botschaft nun doch nicht versteigert wird. Stattdessen hat die Stadtverwaltung bereits eine Kaufabsichtserklärung an die BLB geschickt. Wirtz will jetzt eine Sondersitzung des Aufsichtsrates der WWG einberufen und diesem Gremium offiziell den Kauf der pakistanischen Botschaft vorschlagen.

Erste Gespräche zwischen Stadt und Aufsichtsrat ergaben bereits positive Signale. Die WWG ist eine Tochtergesellschaft der Stadt Königswinter. Über die Höhe des Kaufpreises wollte Wirtz nur soviel sagen: "Es ist finanzierbar."

Ist die WWG erst einmal im Besitz der Immobilie, werden Stadtverwaltung und Gesellschaft eine Entscheidung über die Nutzung treffen. Derzeit existieren zwei Gedankenspiele. Erstens: Die WWG sucht einen Investor und verkauft das Gebäude weiter. Zweitens: - und diese Version favorisiert Wirtz - Die WWG behält die Botschaft und sucht einen Pächter für eine gastronomische Nutzung im Erdgeschoss samt Biergarten.

Der Park würde für die Bürger geöffnet und wäre somit ein Ersatz für den Berliner Platz, wenn dort das Sea Life Center gebaut werden sollte. In die erste und zweite Etage könnte zum Beispiel die WWG selbst einziehen und dort ihr Verwaltungsgebäude einrichten. Der jetzige Sitz in der Altstadt, im Haus Hauptstraße 497, könnte dann vermietet oder verkauft werden. Vor einer künftigen Nutzung muss das Gebäude allerdings gründlich saniert werden.

Pakistanische Botschaft

Das markante Haus auf dem Eckgrundstück Clemens-August-Straße/Rheinallee stammt aus dem Jahr 1889 und hat eine bewegte Vergangenheit. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten war es Sitz des örtlichen Gauleiters. Nach dem Kriegsende wurde es für 50 Jahre Sitz des pakistanischen Botschafters. Seit Mitte der 90er Jahre steht das Haus leer.

Das Grundstück ist 5 660 Quadratmeter groß. Allerdings darf der Park, er steht ebenso unter Denkmalschutz wie das Haus, nicht bebaut werden. Das Gebäude hat eine Wohn- und Nutzfläche von insgesamt 600 Quadratmetern. In dem Park befinden sich ein alter Soldatenfriedhof und ein Pumpenhaus des städtisches Abwasserwerkes.

Im Frühjahr 2001 wollte ein Bonner Wirtschaftsberater ein Gründerzentrum auf dem Gelände errichten. Letztlich scheiterte das Projekt an der Finanzierung. Die Immobilie gehört heute dem Landesbetrieb Liegenschaften und Bauen. Das Areal zählt zum Sanierungsgebiet Altstadt.

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