Bornheim plant Solaranlage auf dem Rathausdach

Atomstrom und erneuerbare Energien: Seit den Ereignissen in Japan ist das ein heiß diskutiertes Thema. Zahlreiche Initiativen zur Nutzung "sauberer" Energien werden angestoßen - so auch in Bornheim.

Bornheim. Atomstrom und erneuerbare Energien: Seit den Ereignissen in Japan ist das ein heiß diskutiertes Thema. Zahlreiche Initiativen zur Nutzung "sauberer" Energien werden angestoßen - so auch in Bornheim. "Wir planen eine Bürgersolaranlage", sagt Ulrich Rehbann, Vorstand des Stadtbetriebs Bornheim.

Derzeit liege der Antrag zur Nutzung des Rathausdachs in Roisdorf für eine Solaranlage bei der Bezirksregierung. Welche Größe diese Anlage haben und was sie somit kosten wird, ist derzeit noch offen. Prinzip des Bürgersolars ist es, dass Interessierte Anteile an einer Sonnenenergie-Anlage erwerben.

Die Erlöse durch den erzeugten Solarstrom werden dann anteilig als Rendite ausgezahlt, erklärt Rehbann. Vor ein paar Jahren haben die Grünen bereits einen Vorstoß für ein Bürgersolar gewagt. "Damals gab es aber wenige Rückmeldungen. Heute wird die Resonanz deutlich höher sein", sagt Arnd Kuhn, umweltpolitischer Sprecher der Grünen im Bornheimer Rat.

Er sieht gute Erfolgsaussichten, allerdings müsse dafür den Bürgern ein plausibles Angebot gemacht werden und das Ganze von kommunaler Seite organisiert werden. Seit ein paar Jahren gibt es auf Initiative der Grünen bereits ein solches Projekt - auf dem Kirchendach in Hemmerich.

Und auch in den Nachbarkommunen ist Bürgersolar bekannt, etwa in Swisttal. Dort hatte die Gesellschaft "BürgerSolar Swisttal" (BSS) vor einigen Jahren eine Solaranlage auf dem Dach des Übergangsheimes in Ludendorf installieren lassen. Anlagen auf dem Dach des Bauhofs in Ludendorf und auf der Turnhalle in Heimerzheim folgten.

"Wir wollen die Bürger auf Möglichkeiten erneuerbarer Energien aufmerksam machen und ermuntern, sich selbst zu engagieren", sagt Hermann Schlagheck, Vorsitzender der aus dem Integrierten Ländlichen Entwicklungs-Konzept (ILEK) der sechs linksrheinischen Kommunen hervorgegangenen Projektgruppe "Erneuerbare Energien, Energieeffizienz".

Der Gesellschafter der BSS sieht viele Vorteile: Zum einen sei das Projekt eine gute Geldanlage für Investoren, zum anderen könnten viele mit kleineren Beiträgen teilhaben. "Für Bornheim ist es gut vorstellbar. Aber es reicht nicht der gute Wille, es müssen sich auch Interessierte finden", so Schlagheck.

Zudem zähle auch der politische Aspekt: "Eine solche Initiative hat den Vorteil, dass die Bürger an einem gemeinsamen Projekt teilhaben können, dass sie aktiv am kommunalen Geschehen beteiligt sind", sagt der Swisttaler. Bornheim müsse beim Bürgersolar seinen eigenen Weg finden. Denn die Kommunen im Linksrheinischen gingen beim Bürgersolar unterschiedlich vor.

So habe etwa Rheinbach kommunale Flächen an einen Investor vermietet, der eine private Solaranlage errichtet habe. Schlagheck: "Ich kenne Unternehmen, die suchen händeringend und würden sicher mehr Pacht bezahlen, als viele Bürger, die mit kleinen Beiträgen beteiligt sind." Er favorisiere jedoch die Variante mit mehr Bürgerbeteiligung, schließlich gehe es auch um die Identifikation mit der Kommune.

In Bornheim soll das Bürgersolar auf eine breite Basis unter Regie des Stadtbetriebs gestellt werden. "Wenn es nach mir ginge, würden wir mit der Anlage so schnell wie möglich starten", sagt Rehbann. Mit Blick auf Japan erwartet er eine große Resonanz: "Nachdem von dem Projekt im Planungsausschuss berichtet wurde, hatte ich am nächsten Morgen gleich drei Anrufe."

Diese Tendenz bestätigte auch eine Straßenumfrage des General-Anzeigers. Viele zeigten sich sehr interessiert und würden auch selbst investieren. Andere wünschen sich mehr Informationen zu dem Projekt, um sich eine Meinung bilden zu können. "Ich habe noch nichts davon gehört. Die Idee ist aber wirklich nicht schlecht", sagt Michaela Senf aus Bornheim.

Auch Katharina Hergarten stimmt dem zu: "Mehr Mitbestimmung und dass die Bürger mitreden können, das finde ich sehr wichtig." "Ich bin allgemein gegen Atomenergie - nicht erst seit dem Unglück in Japan", meint der Bornheimer Alexej Lippold (22). Und: "Leider kann ich mir eine Beteiligung finanziell im Moment noch nicht leisten, aber falls Unterschriften dafür gesammelt würden, werde ich dabei sein."

"Grundsätzlich brauchen wir mehr solche Projekte. Es ist gut, dass wir eine Alternative haben, die gab es vor 20 Jahren noch nicht", sagt Gerd Kindermann aus Alfter. Die Befragten sind auch in der Regel bereit, zu investieren, zu teuer dürfte der Betrag, der ebenfalls noch nicht fest steht, aber nicht sein: "Das sind generell sinnvolle Projekte. Ich wäre auch bereit, dafür 200 bis 300 Euro einzusetzen, nur wenn es dreistellig werden sollte, dann ist das für eine Familie eher uninteressant", sagt Uwe Bach aus Bonn.

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