Bezahlt, aber immer noch nicht abgeholt

An den Ennertspazierwegen lagern seit Monaten geschlagene Baumstämme - Revierförster Sommerhäuser nennt als Grund Bedarfslücken in der Holzindustrie

  Warten auf den Abtransport:  Entlang der Spazierwege im Ennert liegen jede Menge schon vor Monaten gefällte Bäume.

Warten auf den Abtransport: Entlang der Spazierwege im Ennert liegen jede Menge schon vor Monaten gefällte Bäume.

Foto: Rechenburg

Beuel. Buchen, Eichen, Fichten - im Ennertwald bei Niederholtorf liegen seit Monaten jede Menge Festmeter geschlagenes Holz, das anfängt, vor sich hin zu faulen. Meist liegen sechs oder sieben Stämme derselben Holzsorte zusammen, alles viele Meter lange, schnurgerade Bäume. Viele davon sind nicht markiert, einige kaum noch zu sehen hinter dichtem Bewuchs.

Ist da was schief gelaufen, hat sich da schon mancher Spaziergänger gefragt. Ist es nicht, sagt Revierförster Bernd Sommerhäuser, der auch für diesen Abschnitt des Waldes zuständig ist. Seine Erklärung: "Es gibt im Holzgeschäft spezielle Gründe, die dazu beitragen, dass die Stämme länger liegen bleiben." Die meisten seien bereits verkauft, und von verfaulen könne keine Rede sein.

"Nichts Ungewöhnliches", sagt auch Wilfried Schneider vom Bonner Holzabsatzfonds, der zentralen Marketingstelle für die bundesdeutsche Holzwirtschaft. Schneider, selbst studierter Forstwirt, geht davon aus, dass Kunden oftmals zu viele Stämme eines Holzes ordern, aber nur so viel abtransportieren, wie letztendlich nötig ist.

"Der Rest bleibt dann im Wald zurück", so Schneider. In der Branche sei es üblich, dass nach gut einem Jahr die Abnehmer dann aufgefordert werden, das Holz abzufahren. "Wenn dann nichts passiert, verkauft der Förster die geschlagenen Stämme als Brennholz". Oder die Stämme bleiben als Totholz zurück und dienen kleinen Tieren und Insekten als Refugium. "Für den Wald kann das sogar von Vorteil sein", ergänzt Schneider.

Ein Blick auf die Holzverwertung allgemein: Zumeist werden Stämme der Größenordnung, wie sie im Ennertwald liegen, qualitativ in drei Abschnitte unterteilt. Ein Drittel geht in die Möbelindustrie, ein Drittel wird als Schnittholz aufbereitet, und der Rest wird industriell zu Spanplatten weiterverarbeitet. Oder eben als Brennholz verkauft. Die Durchschnittspreise, die für Holz in Deutschland gezahlt werden, sind nach Einschätzung des Bonner Absatzfonds seit Jahren relativ stabil: Gerechnet wird in Festmetern, das entspricht rund einem Kubikmeter.

Der Preis für einen Festmeter Buche liegt zwischen 70 und 100 Euro, für Eichen werden rund 80 Euro bezahlt, je nach Qualität. Eher negativ klingt, was Herbert Krämer, Vorsitzender des Verschönerungsvereins Siebengebirge, dazu zu sagen hat. Seiner Meinung nach lohnt sich die Holzwirtschaft in den hügeligen Wäldern unserer Gegend nicht: Die Holzpreise seien so hoch wie in den 50er Jahren, und die Rückekosten - also das, was an die Forstarbeiter fürs Fällen bezahlt werden muss - stammen von heute.

Die Qualität sei im Ennertwald, so Sommerhäuser, leider nicht die beste. Das Schlagen der Bäume hat für ihn somit zwei Ziele: zum einen der Verkauf der Stämme, zum anderen die Verjüngung des Waldes und damit, so hofft er wenigstens, langfristig eine Verbesserung der Holzqualität.

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