Beipackzettel soll Versäumtes nachholen

"Drüber und Drunter" stößt der Mineralwasser-Artikel in der Rhein-Sieg-Kreis-Broschüre kräftig auf

Rhein-Sieg-Kreis. Die druckfrische Broschüre "Gesundheitlicher Verbraucherschutz" schlägt weiter hohe Wellen. "Verärgert" über den Beitrag mit dem Titel "Aus den Tiefen der Erde" ist namentlich der Arbeitskreis "Drüber und Drunter".

Wie der General-Anzeiger berichtete, hatten die Herausgeber - Kreisumweltdezernent Michael Jaeger und Hanns von den Driesch, Leiter des Amtes für Veterinär- und Lebensmittelüberwachung - einen Artikel des Mineralwasserverbandes übernommen, in dem von möglichen Belastungen des Trinkwassers die Rede ist. Die Darstellung hatten Umweltexperte Jürgen Lowis und die Wasserwirtschaft als wenig objektiv kritisiert. Der Arbeitskreis traf sich am Mittwoch in Stockem mit Vertretern der Stadtwerke Troisdorf und Niederkassel zum Gespräch.

Kopfschüttelnd hat Peter Capellmann den Artikel zur Kenntnis genommen. Der Landwirt aus Stockem war lange Jahre Vorsitzender des Arbeitskreises "Drüber und Drunter", in dem sich 70 Landwirte und drei kommunale Wasserwerksbetreiber zum Schutz von Boden und Wasser zusammengeschlossen haben.

"Der Rhein-Sieg-Kreis hat hier einseitig zu Gunsten des Mineralwassers berichtet", sagt Capellmann. "Aus meiner langjährigen Tätigkeit für den Kreis weiß ich, dass wir hier eine hervorragende Trinkwasserqualität haben." Das sei auch der Kreisverwaltung bekannt, zu der der AK seit Jahren enge Kontakte unterhält.

"Warum wird über die gute Qualität unseres Wasser in der Broschüre nicht berichtet und statt dessen Verbraucher mit Begriffen wie Blei und Kupfer oder anderen Kontaminationen im Zusammenhang mit dem Wasser verängstigt?", fragt der Landwirt. "Will man etwa damit absichtlich Angst erzeugen, damit der Wasserkunde statt Trinkwasser Mineralwasser trinkt?"

Kritik kam am Mittwoch auch von den Troisdorfer Stadtwerken. "Warum hat man in dem Artikel nicht auch auf die Trinkwasserverordnung hingewiesen, die außerordentlich streng ist. Wir machen hier zudem noch das Doppelte, was vom Gesetzgeber gefordert wird", sagte Markus Bissel, bei den Stadtwerken zuständig für die oberirdischen Anlagen. "Außerdem hätte man uns bei der Erstellung des Beitrages einbeziehen können. Dafür hätte es bei uns bestimmt Kapazitäten gegeben."

Vorwürfe an die Adresse der Herausgeber formuliert auch Helmut Esch, Erster Beigeordneter und Leiter der Wasserwerke in Niederkassel. Bei einer Kooperation wäre etwa die von ihm heftig kritisierte Bezeichnung "Leitungswasser" aus dem Text gestrichen worden: "Richtig muss es Trinkwasser heißen. Leitungswasser klingt schon ein wenig abwertend."

Reagiert auf die Kritik an der von Nestlé gesponserten Broschüre - dem Lebensmittelkonzern gehören mehrere Mineralwasser-Produzenten - hat man im Kreishaus. Jaeger kündigte an, ein Hinweisblatt in jedes der 8 000 Hefte einlegen zu wollen.

Mit dem Beipackzettel soll auf die hervorragende Qualität des Trinkwassers im Rhein-Sieg-Kreis hingewiesen werden. Das lässt Bissel aufhorchen: "Ich bin gespannt, ob wir vor der Erstellung dieses Blattes einbezogen werden."

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