"Bei mir musste es fetzen"

Reni Schwindt erinnert sich an ihre Karriere als Beat-Sängerin.

"Bei mir musste es fetzen"
Foto: privat

Alfter. (pd) Regina "Reni" Schwindt muss lachen, wenn sie das Foto sieht. Wie sie da von den fünf Cortingas hoch gehoben wird, ja, das waren noch Zeiten. Mehr als 40 Jahre alt ist die Aufnahme. Aber sie kann sich noch genau erinnern, wo sie entstanden ist: in Hürth, in einem Saal, in dem die Alfterer Band aufgetreten ist. Mit ihr als Sängerin.

Als die Cortingas, deren Urbesetzung auf die 60er Jahre zurückgeht, ihr Comeback feierten, war Reni Schwindt nicht dabei. Dass im Zusammenhang mit den jüngsten Auftritten der Band zu hören war, dass sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr auftreten könne, hat sie irritiert. "Ich habe mich doch sehr gewundert, weil es nicht stimmt", sagt sie.

Mit den Bandmitgliedern habe sie in den vergangenen Jahren gar keinen Kontakt gehabt. "Ich habe aus aller Welt Anrufe bekommen von besorgten Menschen, die fragten, was für gesundheitliche Probleme ich denn hätte", berichtet sie. Und kann schon wieder darüber lachen.

So fröhlich und impulsiv wie die inzwischen 65-Jährige ist, kann man sich Reni Schwindt gut als Sängerin auf der Bühne vorstellen. Auch wenn sie ihr großes Hobby längst aufgegeben hat. Geboren in Volmershoven als Tochter eines amerikanischen Soldaten, machte Reni Schwindt in den 60er Jahren Karriere als Sängerin. Bei den Cortingas aus Alfter, aber auch bei Bonner Beatbands.

Zwischenzeitlich habe sich sogar der Produzent Peter Meisel für sie interessiert, der Stars wie Drafi Deutscher oder Manuela empor brachte. "Das war einfach nicht meins", erinnert sich Reni Schwindt, gelernte Fotolaborantin. "Ich wollte keinen Schlager singen, ich hätte nicht dahintergestanden." Die Mutter zweier Kinder sang bei den Jailbirds und später bei der Cat and Dog Company, die sie selbst mitgegründet hatte. "Wir haben alles von Deep Purple bis Shirley Bassey gemacht", sagt die Sängerin, die gerne an große Auftritte wie in der Beethovenhalle zurück denkt.

1983 hing sie ihre Karriere dann an den Nagel: "Wir hatten einen Auftritt, bei dem vorne ein junger Mann saß, dem das alles offenbar gefiel, der sich aber kein Stück rührte", erzählt sie. "Das war damals diese neue, coole Generation. Ich kam damit nicht zurecht. Bei mir musste es fetzen, ich brauchte Feedback vom Publikum."

Sie machte sich mit einer Boutique selbstständig, wanderte nach Australien aus - und wurde dann doch wieder in der Heimat sesshaft. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann in Overath bei Bergisch Gladbach und widmet sich Schmuckdesign und Malerei. Ganz lässt sie die Bühnenvergangenheit aber nicht los: Sie habe wieder Kontakt zu alten Bekannten aus der Bonner Beatszene. Wo sie vielleicht auch noch einmal singt: "Aber nur bei Sessions."

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