Flüchtlinge in Bad Honnef "Bei einigen steigt die Nervosität"

BAD HONNEF · Runder Tisch Asyl: Bad Honnef geht bis Ende 2016 von 1300 Flüchtlingen aus

 Am Runden Tisch: Bürgermeister Otto Neuhoff und Nadine Batzella beraten mit Kollegen und Ehrenamtlichen über die Asylproblematik.

Am Runden Tisch: Bürgermeister Otto Neuhoff und Nadine Batzella beraten mit Kollegen und Ehrenamtlichen über die Asylproblematik.

Foto: HOMANN

Beim Runden Tisch Asyl gab Bürgermeister Otto Neuhoff eine Prognose ab. "Ende 2016 rechnen wir mit 1300 Flüchtlingen in Bad Honnef. Das sind fünf Prozent der Bevölkerung", sagte das Stadtoberhaupt im Ratssaal ernst, aber unaufgeregt. Das bedeute nicht nur Unterkünfte schaffen zu müssen, sondern auch Kindergarten- und Schulplätze sowie Vorbereitungsklassen. "Das wird uns vor Herausforderungen stellen, die zur Grenzerfahrung werden."

Neuhoffs Auditorium kennt sich aus mit der Problematik. Handelte es sich doch um jene ehrenamtlichen Kräfte, die der Verwaltung bei der Betreuung der Flüchtlinge immens helfen. Die Helfer erhielten Gelegenheit, Probleme vorzutragen. Neuhoff: "Es ist großartig, wie die Arbeit läuft. Wir werden von Ihnen enorm unterstützt."

Und ja, er bekomme seit der Paris-Tragödie zunehmend kritische Briefe. So schrieb ihm ein Bad Honnefer, die Stadt solle endlich das "Refugees Welcome" auf ihrer Homepage löschen. Neuhoff: "Die Nervosität steigt bei einigen. Ich lasse mich nicht auf weltanschauliche Dinge ein. Mein Fokus ist: Die Leute menschenwürdig unterzubringen. Wir konzentrieren uns auf unsere Aufgabe für die Menschen."

"Der Bedarf wächst dramatisch."

Neuhoff: "Wir brauchen einen Masterplan." Verwaltungsmitarbeiter und ehrenamtliche Kräfte hätten einen Workshop absolviert unter der Prämisse: "Was hilft uns weiter?" Als Handlungsschwerpunkte nannte er die Unterbringung, die Beschäftigung und das Erlernen der deutschen Sprache. "Nichtstun ist die schlechteste Art, Traumata zu überwinden.

Arbeit bringt Integration und Ablenkung." Nur zehn Prozent der Flüchtlinge würden an den Sprachkursen teilnehmen. "Sprache muss sein. Da müssen wir einwirken." Das große Problem sei die Unterbringung. "Der Bedarf wächst dramatisch. Ich bin stolz darauf, dass bei uns kein Flüchtling draußen schlafen muss.

Da kann es dann natürlich auch sein, dass wir Räume überbelegen müssen." Aber: "Wir stehen kurz vor dem Abschluss eines Pachtvertrags über ein größeres Gelände." Nadine Batzella, Teamleiterin für Asylangelegenheiten, informierte: "358 Flüchtlinge haben wir derzeit in Bad Honnef, davon 83 Kinder, von denen 47 schulpflichtig sind. 20 besuchen die Grundschule, 24 weiterführende Schulen, und drei sind Förderschüler. In der Sibi-Turnhalle leben sieben Familien, in dieser Woche kommen zehn Einzelpersonen dazu." Die Stadt habe Gebäude angemietet. "Die Leute sollen schnell aus der Turnhalle heraus."

Viele Fragen und Anmerkungen kamen von den Ehrenamtlichen. So hatte Ursula Voll gehört, dass die Ein-Euro-Jobs für Flüchtlinge nicht erlaubt wären. "Doch, wir haben einige - im Bauhof, im Abwasserwerk, in Altenheimen, Kindergärten, in Schulen, in der OGS, beim Stadtjugendring", so Batzella.

Tafel-Leiterin Dagmar Neugebauer nannte ein Problem: "Auch die Flüchtlinge werden zu Tafelkunden. Die Lebensmittelmenge ist aber die gleiche geblieben. Honnefer Bedürftige erhalten nur noch die Hälfte. Noch haben wir keinen Unfrieden, ich bin aber nicht sicher, ob er nicht kommt."

Auch in diesem Jahr können die Bad Honnefer am 15. Dezember wieder Lebensmittelpakete zu Weihnachten bei der Tafel abgeben. Die Stadtverwaltung hat zwei neue Mitarbeiter speziell für die Flüchtlinge eingestellt. Sonja Comans bietet unter anderem Sprechstunden in den Unterkünften an und ist Ansprechpartnerin für Ehrenamtliche. Felix Sonntag wirkt als Sachbearbeiter. Mitte Dezember wird noch einmal personell aufgerüstet.

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