Almauftrieb im Lückert Bayerischer Umzug lockte mehr Teilnehmer als das Dorf Einwohner hat

HENNEF · Die Apfelbäume stehen in voller Blüte, ein Bachlauf quert den Weg, Vogelgezwitscher in der Stille. Pure Idylle. Keine 100 Einwohnern hat Lückert. Aber die sagen von sich selbst, dass sie "100 Prozent Lückert" seien. Was am Samstag in dem Dörfchen am Rande des Uckerather Höhenrückens los war, muss man erlebt haben.

 Kuh Greta und ihr Kälbchen Sarah sind die einzigen echten Rindviecher beim ersten Almauftrieb im Hennefer Örtchen Lückert. Zur Verstärkung wurde auch eine Pappkuh durchs Dort geschoben.

Kuh Greta und ihr Kälbchen Sarah sind die einzigen echten Rindviecher beim ersten Almauftrieb im Hennefer Örtchen Lückert. Zur Verstärkung wurde auch eine Pappkuh durchs Dort geschoben.

Foto: Clausen

Denn mit der beschaulichen Stille war es Punkt 15 Uhr vorbei: Der Almtauftrieb begann. Der erste in der Geschichte Lückerts. Dabei gibt es dort keine Rinderherden. Aber Kuh Greta mit Kälbchen Sarah. Und zwei Lamas. Ponys, auch ein buntes. Zwei Esel. Diverse Hunde unterschiedlicher Herkunft. Einen aufgeregten Haflinger. Und eine Ziege. Und Lückerter. Aber die allein hätten ja längst nicht gereicht - denn schlussendlich zogen mehr als 300 Personen durchs Dorf zum Festzelt.

Und jubelnde Zuschauer gab es auch noch. Wie Herbert, den einzigen "echten" Bayern in Lückert, der von Lückert-TV, dem Dorfsender, natürlich zu seiner Meinung zum Almauftrieb gefragt wurde. Denn da oben gibt es zwar ein paar saftige Wiesen, aber bestimmt keine Alm. "Eine tolle Idee, ja, find ich gut", sagte der Niederbayer und gab damit das wieder, was alle, die mit von der Partie waren, auch meinten.

"Der Almauftrieb findet gemäß der Statuten des Uckerather Prinzenpaares 2012, Christian II. und Dany I. , statt", erklärte Ex-Prinz Freerk Baumann. In Paragraph 7 nämlich steht geschrieben, dass in Lückert ein Almauftrieb stattfinden soll, zu dem die Bürger in bayrischer Tracht erscheinen müssen und das Damenkomitee der KG Remm-Flemm in ihren "Skandaldirndln" für die Bewirtung zuständig sind.

"Eigentlich dachten wir, wir laufen hier mit ein paar Leuten und einer geschmückten Kutsche durchs Dorf. Als wir die befreundeten Vereine einluden, war die Resonanz so riesig, dass wir immer mehr Anmeldungen bekommen haben", freute sich "Ortsbürgermeister" Andreas-Wilhelm Hagen.

Ganz in Bayern wähnte sich die Partygesellschaft zwar nicht, aber für den Rest war von Baumann und Hagen und vielen Helfern bestens gesorgt: Das Blasorchester Uckerath führte den Tross an, die Westerlwaldsterne sorgte für Sicherheit an der Zugstrecke, Krachlederne und Dirndl waren besorgt oder geborgt worden, Filzhüte mit oder ohne Gamsbart bestimmten das bunte Bild. Im Festzelt auf dem Pfingstplatz ging der Spaß weiter: Mit Platzkonzert, Weißwurst, Weißbier vom Fass und später einem Live-Auftritt des "Berglandechos" zeigte das Dörfchen, dass der Slogan "100 Prozent Lückert" mehr als untertrieben ist.

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