Barweilerin ist die schnellste Frau im Land

Rennfahrerin Sabine Schmitz gewann zwei Mal das 24-Stunden-Rennen in der Grünen Hölle hält mit 7:07 Minuten den Rundenrekord auf der Nordschleife des Nürburgrings.

Barweiler. "Born to be wild" und "Highway to hell" sind Sabine Schmitz' Lieblingssongs. Wen wundert's, bei der Vita der blonden Rennfahrerin (41) aus Barweiler, die zwei Mal das 24-Stunden-Rennen in der Grünen Hölle gewann und mit 7:07 Minuten den Rundenrekord auf der Nordschleife des Nürburgrings hält.

Die schnellste Frau Deutschlands mit den sympathischen Lachfältchen, die jedem Motorsportler zeigt, wo der Hammer hängt, ist ein Tausendsassa. Zu Hause in Barweiler stolpert der Besucher geradezu über ihre weiteren Passionen: Im Garten steht ein Helikopter, den sie mit ihrem Lebenspartner Klaus Abbelen zu privaten und beruflichen Zwecken nutzt und selbst fliegt, angrenzende Stallungen beherbergen ihre fünf Pferde.

Das weitläufige Areal von zehn Hektar bietet noch Platz für die zwei 300-Kilo-Schweine Borsti und Lisbeth. Sabine Schmitz macht Heu, baut Kartoffeln an und kümmert sich wie eine Farmerin um die Zäune. Der Hund darf in der Küche liegen, die übrigens von einem von ihr selbst gemalten Bild eines Porsches am Streckenabschnitt Wehrseifen verschönert wird.

Mitten in Bergen von Nudelpackungen - sie kocht selbst für ihr zwölfköpfiges Frikadelli Racing Team, in dem sie mit Abbelen seit 2005 auf einem Porsche 911 GT3 RSR mit 495 PS an den Start geht - erzählt sie aus ihrem bewegten Leben, in dem sich immer alles um Pferdestärken gedreht hat.

"Wenn meine Mutter in ihrem Hotel Tiergarten am Ring meine Hilfe brauchte, habe ich oft noch schnell im Fahreranzug die Betten oder die Eisbecher gemacht, dann war ich auf und davon." Ein Wildfang eben, Sternzeichen Stier, der sich im wahrsten Sinne nie bremsen ließ. Was der Mutter gelang, war, die Tochter solide Berufe erlernen zulassen: Hotelfachfrau und Sommelière.

Das kommt ihr bei einem ihrer vielen Standbeine gut zu pass, ihren Ferienwohnungen und ihrem Gästehaus. Hinzu kommt noch ein eigenes Klamotten-Label namens "Speedbee", abgeleitet von "Schneller Bi(e)ne", und - der Motorsport. "Speedbee hat sich sogar eine Frau aus meinem Fanclub auf die Wade tätowieren lassen", prustet sie los.

Sabine Schmitz lacht gern und viel, und so saß auch das Ornat von Prinz Sabine I. im Dreigestirn von Barweiler wie maßgeschneidert. Mit Jungfrau Noemi Zensen und Bauer Bianca Löhr wird sie jetzt eine eigene Band gründen, um dann dort mächtig in die Tasten des Klaviers zu hauen.

Was Sabine Schmitz bewegt, das macht sie meistens am Limit. Als TV-Moderatorin der Sendung "D Motor" auf DMAX lieferte sie packende Challenges: Helikopter gegen Audi TT, Renntruck gegen Ferrari oder Pferd gegen Enduro. Sie flog den Hubschrauber, beschleunigte den Ferrari und ritt das Pferd. "Ich habe nicht immer gewonnen, aber die Wettbewerbe waren spannend", erinnert sich Schmitz.

Und daran, dass beim Duell "Altes gegen neues Wohnmobil" mal ein langes Küchenmesser in der Rückenlehne ihres Fahrersitzes stach, drei Gourmet-Köche während der Fahrt mit Töpfen und Pfannen hantierten und "das Essen am Ende auch noch super geschmeckt hat".

Einem Fahrgast im BMW Renntaxi - man kann mit Sabine Schmitz auch in ihrem privaten Porsche RS mitfahren - hat es einmal gar nicht geschmeckt, dass eine Frau am Steuer saß: "Mit Ihnen fahr' ich nicht, ich will mein Geld zurück." "Aus Angst wohl, ich wäre zu langsam unterwegs", erinnert sich Schmitz, die mitleidig lächelnde Gesichter auch aus ihren Anfängen von den männlichen Motorsportkollegen kannte.

Ihr Bleifuß belehrte den Mann eines Besseren, danach wollte er nur noch mit ihr durch die Grüne Hölle jagen. Und dann war da noch der Ölscheich, der aus einem Land kam, in dem Frauen überhaupt nicht Auto fahren dürfen. Als Sabine Schmitz mit ihm durchs Brünnchen flog, schrie er "It's enough" und am Ziel blieb ihm nur noch Zeit für die Worte "I need a Schnaps".

Glück hat die junge Frau mit dem gefährlichen Beruf, die übrigens trotz Gasfuß keine Punkte in Flensburg hat und mit einem Bugatti Veyron in Abu Dhabi ihre persönliche Höchstgeschwindigkeit von 360 km/h fuhr, immer gehabt: Einmal überschlug sie sich mit einem BMW im Karussell, ein anderes Mal krachte sie in Südafrika frontal in eine Betonwand.

Fast 700 000 Kilometer oder 30 000 Runden hat sie auf der Nordschleife, die ihr im Regen ganz besonders liegt, zurück gelegt, theoretisch knapp 18 Mal die Erde umrundet. Der Ring wird ihre Welt bleiben, "so lange ich schnell bin".

Serien und Erfolge1990: 3. Gesamtrang Ford Fiesta Mixed Cup

1991: Vizemeisterin Ford Fiesta Mixed Cup

1992: Meisterin Ford Fiesta Mixed Cup

1993: Deutscher Veedol Langstreckenpokal auf BMW M3, Fahrerin des legendären Renntaxis

1994: 3.Platz beim DTC-Rennen auf der Berliner Avus; BMW-Werksfahrervertrag

1995: Supertourenwagen Cup Südafrika

1996 und 1997: Gesamtsiegerin 24-h-Rennen Nürburgring

1998: Meisterin Veedol Langstreckenpokal Nürburgring

1999: Sportwagenrennen Brasilien (zwei Mal Gesamtrang 6)

2000 bis 2005: sporadische Einsätze in der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft

2005: 2. Platz Tropheo Maserati mit Fabio Babini

2005 bis heute: Frikadelli Racing Team in BFGLM/RCN/24-h

2008: Tourenwagenrennen in den USA

Sabine Schmitz ist mit 7:07 Minuten die Rekordhalterin auf der Nordschleife für Fahrzeuge mit Saugmotor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort