"AW ist auf Vogelgrippe vorbereitet"

Ahrweiler Kreisverwaltung legt ausführlichen Bericht über Notfallvorsorge beim eventuellen Auftreten der Viruserkrankungen vor - Schutz der Menschen ist bei einer Großimpfung erprobt

  Mit einem langen Wattestab  wird einem toten Blässhuhn im Staatlichen Veterinäramt in Krefeld eine Sekretprobe aus dem Rachen entnommen. Im Kreis Ahrweiler waren bisher alle Tierproben negativ.

Mit einem langen Wattestab wird einem toten Blässhuhn im Staatlichen Veterinäramt in Krefeld eine Sekretprobe aus dem Rachen entnommen. Im Kreis Ahrweiler waren bisher alle Tierproben negativ.

Foto: dpa

Kreis Ahrweiler. Ist angesichts der Pannen und Fehler im Umgang mit der Vogelgrippe auf der Insel Rügen die Kreisverwaltung Ahrweiler auf ein eventuelles Auftreten der Tierseuche und einer Grippe-Pandemie vorbereitet? Darum sorgt sich die FWG-Fraktion im Kreistag in einem Antrag. "Der Kreis Ahrweiler ist auf ein mögliches Auftreten der Vogelgrippe vorbereitet", lautete am Freitag selbstbewusst die Antwort der Behörde unter ihrem Chef Landrat Jürgen Pföhler.

Ihre klare Aussage stützt die Kreisverwaltung auf "bewährte Strategien, wie mit einer solchen Notfallsituation umzugehen ist". Intensive Erfahrungen habe sie durch die Wildschweinpest, die Maul- und Klauenseuche oder Rinder-BSE.

Nicht zuletzt, für den Fall einer Pandemie - einer weltweiten Epidemie wie der Hongkong-Grippe 1968 mit geschätzt 700 000 Toten oder seit 1980 bei Aids mit über 25 Millionen Toten - baut die Kreisverwaltung auf ihr Übungsszenario zu einer Pockenseuche vor zwei Jahren auf der Grafschaft.

Bei der Vogelseuche sieht es wie folgt aus: Im Kreis Ahrweiler gibt es sechs kommerzielle Wirtschaftsgeflügelhalter (Legehennen) mit rund 63 000 Tieren in Stallhaltung. 9 000 Stück Geflügel befindet sich in fast 500 Hobbyhaltungen - überwiegend Hühner, aber auch Enten, Gänse und einige Puten. Als "Besonderheit" wird die Straußenfarm in Remagen-Plattborn genannt. Für alle Bestände gilt ab 17. Februar ausnahmslos die Stallpflicht. Die Auflagen werden durch regelmäßige Stichproben überprüft.

In einem "Arbeitsstab Vogelgrippe" wurden die Maßnahmen zur Bekämpfung der Vogelgrippe zwischen Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Veterinäramt und Gesundheitsamt, Katastrophenschutzamt und Polizei besprochen, wie der General-Anzeiger am 23. Februar berichtete. Und es geht im Ernstfall um harte Maßnahmen, wie die Einrichtung von großräumigen Sperrbezirken mit Desinfektionsschleusen, Kontrolle des Seuchenherds oder um die Tötung von Geflügel aus Nutztierhaltung.

Zur Bewältigung hoch ansteckender Tierseuchen wurde zur gegenseitigen Unterstützung eine regionale Vereinbarung zwischen den Kreisen Ahrweiler, Cochem-Zell, Mayen-Koblenz und dem Rhein-Sieg-Kreis getroffen. Der AW-Kreis hat zudem mit sieben Tierärzten eine Unterstützung bei der Bestandsaufnahme und der Probenentnahme vereinbart. Derzeit laufen Gespräche zur Optimierung der Zusammenarbeit zwischen den Kreisen Euskirchen und Rhein-Sieg.

Aus dem Kreis Ahrweiler wurden bis Freitag 25 Wildvögel dem Untersuchungsamt in Koblenz zugeleitet, bisher mit dem Ergebnis: negativ, ohne Befund auf Vogelgrippe, bei drei Vögeln steht das Ergebnis noch aus.

Auch für den gefährlichen Ernstfall eines Übergreifens der Vogelgrippe auf den Menschen sieht sich der Kreis Ahrweiler gerüstet. Seit dem Vorjahr bereitet sich der Kreis auf eine mögliche Grippe-Epidemie vor. Und dabei werden die Erkenntnisse verwertet, die der Kreis bei der Großübung zur Pockenschutzimpfung im Jahr 2003 gewonnen hat.

Diese Großübung wurde im Zusammenwirken mit dem Deutschen Roten Kreuz, der Feuerwehr, dem THW und der Polizei "erfolgreich geprobt". Es galt, das Szenario für eine Impfung von rund 130 000 Menschen im AW-Kreis binnen fünf Tagen zu erproben. Eine gewaltige logistische Anstrengung, die bester Koordination aller Helfer und vieler durchdachter Vorbereitungen bedarf.

Sechs bis acht Impfstellen mit über 110 Einsatzkräften im Schichtdienst sind einzurichten, da ist beispielsweise an Rampen für Rollstuhlfahrer, Impfbescheinigung oder die Betreuung kreislaufschwacher Menschen zu denken.

Und nicht zuletzt auch an die Mediziner, frei praktizierende und in Krankenhäusern angestellte. Denn die Ärzte piksen mit zweizackigen Nadeln sieben bis acht Mal in den Oberarm der "Patienten", und das kostet Kraft und Ausdauer. Dabei müssen alle Helfer mit Schutzkleidung ausgerüstet sein und sollten natürlich selbst fit und nicht grippeerkrankt sein: Ihnen gilt die erste Vorbeugung.

Wenn denn der Impfstoff da ist. Das Land Rheinland-Pfalz hat 500 000 Therapieeinheiten virushemmender Arzneimittel beschafft, das entspricht einem Versorgungsgrad von 12,3 Prozent. Weitere 300 000 Einheiten sollen bestellt werden, um den Versorgungsgrad auf die vom Robert-Koch-Institut empfohlenen 20 Prozent zu erhöhen.

Zur Behandlung an Grippe erkrankter Menschen wird nach einem Notfallplan vorgegangen: Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte haben laut Kreisverwaltung alle notwendigen Informationen erhalten.

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