Augen zu, Nase auf - und genießen

Roswitha und Manfred Kentenich aus Bornheim-Rösberg gelten bundesweit als Whisky-Kenner - Insgesamt besitzt das Ehepaar 400 Flaschen des edlen Getränks aus Schottland, Irland und auch den USA

  Konzentration:  "Whisky muss man erriechen", sagt Manfred Kentenich.

Konzentration: "Whisky muss man erriechen", sagt Manfred Kentenich.

Foto: Henry

Bornheim-Rösberg. Er teilt die Menschen in drei Kategorien ein. Die einen lehnen das, was er so liebt, kategorisch ab - zu dieser gehörte beispielsweise auch seine Frau. Andere mögen es, wenn auch nur gemixt. Zu der dritten Kategorie zählt er sich selbst: "Das sind die liebenswerten Spinner." Manfred Kentenich aus Rösberg pflegt ein ungewöhnliches Hobby: das Whisky trinken.

Allerdings hat der 48-Jährige nichts mit jenen Klischees gemein, die einem zu diesem Humphrey-Bogart-Getränk einfallen. Vom knallharten Mann ist nichts zu spüren, er tritt auch nicht in Western-Manier auf. Das gilt auch für seine Frau Roswitha, die inzwischen ebenfalls eine echte Whisky-Kennerin ist. Die beiden Chemotechniker, die sich vor mehr als 20 Jahren auf der Arbeit kennen gelernt haben, wirken eher sanftmütig als raubeinig. Und sind beide ausgezeichnete Whisky-Experten.

Im vergangenen Jahr sicherte sich Manfred Kentenich den Titel des "Classic Malt Whisky-Experten". Seine Frau belegte den zweiten Platz beim jüngsten Wettbewerb auf Sylt, wo sich die 41-Jährige gegenüber 1 600 Konkurrenten mit ihrem Wissen und vor allem mit ihrer Nase durchsetzte. Dem Stirnrunzeln von "Whisky-Laien" begegnet das Paar mit Nachsicht. "Keine Sorge wir sind keine Alkoholiker. Man kann uns mit Weinliebhabern vergleichen", erklärt Kentenich. Dabei wird das Verkosten zum Ritual.

Eine halbe Stunde schon sitzen die beiden vor einem mit wenigen Schlücken gefülltem Glas, schwenken es immer wieder und ziehen mit der Nase den Geruch des Whiskys ein. "Die Nase ist das eigentliche Organ, mit dem man genießt. Whisky muss man erriechen." Deshalb trinken sie ihn nicht aus dem üblichen Tummler, sondern aus einem dem Cognac-Schwenker ähnlichen Glas. "Sonst würde das Aroma an der Nase vorbei geleitet."

Lange Zeit hat Roswitha Kentenich das Hobby ihres Mannes lediglich per Riechprobe geteilt. "Als ich ihn kennen gelernt habe, mochte ich nur Wein." Aber jedes Mal, wenn er eine neue Flasche geöffnet hatte, musste sie testen: "Jeder Whisky riecht anders." Ihren Anfang nahm Manfred Kentenichs Fazination, als das Getränk in den 80er Jahren als Mix in Mode kam. "Dann fiel mir ein Fachbuch in die Hände, in der die Unterschiede und die Geschichte erklärt wurden."

Inzwischen kennen die Kentenichs beinahe jede Legende, die sich um schottischen Whisky rankt, die keltische Geschichte und vor allem die Herkunftsländer Schottland, Irland und USA. "Es gibt auch deutschen Whisky, aber wenn man echten schottischen getrunken hat, dann trinkt man keinen deutschen mehr", sagt Manfred Kentenich.

Die beiden Rösberger können blind sagen, aus welchem Land und aus welcher Brennerei ihr Whisky kommt. Sie trinken ihn immer pur und höchstens mit schottischem Quellwasser verdünnt. Unterschiede gibt es nicht nur im Geruch und in der Farbe, sondern auch im Geschmack. In den USA beispielsweise wird Mais mitverarbeitet, in Schottland gemälzte Gerste und in Deutschland Getreide.

Der Alkoholgehalt kann dann deutlich über 40 Prozent liegen. Vor drei Jahren gründeten sie mit anderen Whisky-Liebhabern den Club "Friends of Single Malt Bonn". Der bezeichnet eine reine Whisky-Art, die aus einer einzigen und ganz bestimmten Destillerie kommt.

Die Mitglieder, die auf 32 beschränkt sind, unternehmen zusammen Reisen, Messebesuche oder gönnen sich einen besonderen Tropfen. "Eine gute Flasche kann schon 700 bis 800 Euro kosten. Da legen wir zusammen und probieren ihn auch gemeinsam", verrät Roswitha Kentenich. Nicht ohne sich selbst ein Limit verordnet zu haben, das bei maximal 400 Euro für eine Flasche liegt. "Bei jedem Hobby besteht die Gefahr, dass mit der Zeit die Ansprüche und die Ausgaben steigen."

Das edle Getränk, von dem sie inzwischen mehr als 400 Flaschen besitzen, trinken die beiden nicht allein. Freunde, Kollegen und Interessierte laden sie regelmäßig zu "Tastings", Verkostungen, ein. Besonders gut kommt da der Probier-Tisch, der aus einem alten stilechten Whisky-Fass besteht, an. Jede Flasche ist mit einem farbigen Punkt markiert, der aussagt, wie edel der Tropfen ist. Bleibt nur noch ein Traum vom persönlich höchsten Glück: "In Schottland auf einem Baumstamm sitzen und den Sonnenuntergang mit einem guten Whisky genießen."

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