Neuinstallation an Karl-Simrock-Straße in Selhof Aufreger "Porzenkreuz"

SELHOF · Es ist ein Relikt aus jenen Zeiten, als zahlreiche Prozessionen durch die Feldflur zum religiösen Leben gehörten wie die Kirche mitten im Dorf. "An dieser Stelle hat nachweislich schon im 16. Jahrhundert solch ein Holzkreuz gestanden", sagte Peter Limbach, der Vorsitzende des Orts- und Verschönerungsvereins Selhof (OVVS).

Er sagte den Sponsoren des neuen Porzenkreuzes an der Karl-Simrock-Straße ein herzliches Dankeschön. Und auch Vizebürgermeister Peter Profittlich freute es, dass der OVVS immer wieder etwas für die Verschönerung von Selhof tue und sich auch um einen Ersatz für das historische Kreuz kümmerte und sich auch Unternehmen bereitfinden, die Arbeit des Vereins zu unterstützen.

Das waren die Bad Honnef AG, die Stadtsparkasse, die Volksbank Bonn Rhein-Sieg und die Dachdeckerfirma Michael Mohr, die das Kreuz aus Eiche auch baute und aufstellte. 4500 Euro hatte es gekostet. Stadtsparkassendirektor Hellmuth Buhr, Alexander Hartung von der Volksbank, Detlev Mai von der Bad Honnef AG, Michael Mohr und Mitglieder der Arbeitsgruppe des OVVS waren dabei, als Peter Profittlich betonte: "Sie tun etwas für die Bürger. Dankeschön."

In diesem Falle aber finden es offensichtlich nicht alle Bürger toll. "Mir wird gesagt, ich hätte ja wohl eine neue Adresse: ,Golgotha?", sagte Gisela Nölke empört und nutzte die Gelegenheit, um den Spendern und Erbauern während der kleinen Einweihung doch mal ihre Sicht auf das Kreuz zu vermitteln. "Sie haben hier über Nacht ein Ungetüm hingesetzt. Es ist nicht christlich, ohne die Nachbarn zu fragen, so etwas hin zu bauen. Das Kreuz ist zu hoch."

Bei der Erneuerung wurden nämlich die ursprünglichen Maße zugrunde gelegt. Das Kreuz war zwei Mal wegen Fäulnis gekürzt worden, wie Peter Limbach erläuterte. Detlev Mai schaltete sich ein. Er wandte sich an Gisela Nölke: "Ich bin gebürtiger Selhofer. Ich kann ihre Gedanken nicht nachvollziehen. Das Kreuz ist jetzt so wie das Original." Nämlich 5,50 Meter hoch und 2,40 Meter breit.

Zwei weitere Nachbarn, die das neue Porzenkreuz auch eher als Verschandelung, denn als Bereicherung betrachten, kamen ebenfalls. "Was würden Sie tun, wenn ich Ihnen so ein Kreuz vor die Tür stellen würde", fragte ein Mann Peter Limbach. Und eine weitere Frau, die nicht mit Namen erscheinen möchte, sagte: "Der Verein sollte etwas Sinnvolles tun. Dieses Kreuz ist nicht zeitgemäß."

Nölke: "Das Geld wäre besser zur Pflege des Umfeldes eingesetzt worden." Aber da hatte Limbach ja bereits erklärt: Im nächsten Jahr will der Verein auch das Gelände um das Kreuz herum, das auf städtischem Gelände steht, neu gestalten.

Der OVVS-Vorsitzende erklärte auch: "Porzen" bedeute in der Mundart Garten-, Haus- und Hoftore. "Eine alte Bezeichnung aus dem 16. Jahrhundert, nämlich ,Wingarthen bei der zween Poorzen", weisen eindeutig darauf hin, dass der Flecken Menzenberg im Mittelalter von Hecken und Zäunen eingefriedet und an dieser Stelle durch zwei Tore verschließbar war." Ein Tor diente als Zufahrt zum Menzenberg und das zweite sperrte die Zufahrt zum Erbscheid. Da wurde dort überall noch Wein angebaut. Und am Kreuz gebetet.

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