Auf den Spuren der Franzosen

Die 34-köpfige Gruppe von Mitgliedern des Partnerschaftsvereins Königswinter-Cognac, die sich vor dem Hahnentor in Köln zusammenfand, war eigentlich zu groß für eine Stadtführung.

 Besuch des Partnerschaftverein Königswinter-Cognac in Köln.

Besuch des Partnerschaftverein Königswinter-Cognac in Köln.

Foto: privat

Königswinter. Die 34-köpfige Gruppe von Mitgliedern des Partnerschaftsvereins Königswinter-Cognac, die sich vor dem Hahnentor in Köln zusammenfand, war eigentlich zu groß für eine Stadtführung.

Nach dem Motto "Et hätt noch immer jot jejange" gelang es dann aber doch, die große Gruppe bei einer interessanten Führung auf den Spuren der Franzosen zusammenzuhalten. Schon das Hahnentor selbst ist ein wichtiges Zeugnis des französischen Köln, waren die Franzosen doch im Oktober 1794 durch dieses Tor in die Stadt eingezogen, die ihnen ohne Gegenwehr die Schlüssel aushändigte.

Die Revolutionsarmee traf auf ein noch mittelalterliches Köln, das weitgehend unberührt von der Aufklärung geblieben war. Die Stadt Köln aus dem Stand vom Mittelalter in die Moderne zu katapultieren - das war die historische Aufgabe der Franzosen. Eine Unzahl von Verordnungen und Erlassen sollte den Alltag der Kölner neu regeln.

So wurde beispielsweise die christliche Zeitzählung mit ihrer Sieben-Tage-Woche abgelöst von der revolutionären, mit einem 10-Tage-Rhythmus; die Tage bekamen neue, an der Natur orientierte Namen - "Rosenmontag"und "Veilchendienstag" sind dauerhafte karnevalistische Veralberungen dieser Vorschrift - und die Zahl der Sonntage (nur noch drei pro Monat) wurde empfindlich reduziert.

Nur widerwillig folgten die Kölner vielen dieser Vorschriften. Am meisten nahmen sie den Franzosen allerdings die Enteignung der Kirchen und Klöster übel. Auch die Einrichtung von Manufakturen oder öffentlichen Krankenhäusern in den ehemals kirchlichen Gebäuden konnte sie nicht versöhnen. An die französischen Straßen- und Kirchennamen, die den deutschen Namen hinzugefügt wurden, mussten sie sich gewöhnen.

Aber die Franzosenzeit hatte für die Kölner auch positive Seiten. Auf dem Neumarkt wurde schon nach wenigen Tagen ein Freiheitsbaum errichtet, und die Kölner feierten den Einzug der Revolution mit einem großen Fest. Eine geregelte Abfallbeseitigung - schon aus medizinischen Gründen ein großer Fortschritt -, die Aufstockung von bislang drei Straßenlaternen auf 300 sowie die Einrichtung des Melaten-Friedhofs sind Beispiele für das fortschrittliche Wirken der französischen Verwaltung.

Vor der ältesten Parfüm-Manufaktur Kölns, dem Haus ?Farina Gegenüber', machte die Gruppe ebenso Halt wie vor dem inzwischen weltweit bekannten Haus Glockengasse 4711, in dem die Kölner Familie Mülhens sich an dem Erfolg des europaweiten Verkaufsschlagers des von Farina eingeführten Duftwassers beteiligte.

Der Markenname war die von den Franzosen eingeführte Hausnummer der Firma. Auf dem Domplatz, dem Ende der Führung, erfuhren die Königswinterer, dass hier der privilegierte Hinrichtungsplatz durch die Guillotine war. Durch einen Besuch in einem der traditionsreichen Kölner Brauhäuser wurde ein informationsreicher Tag auf den Spuren der Franzosen in Köln abgeschlossen.

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