Wenige Kinder, viele Senioren Auch im Landkreis Ahrweiler schrumpft die Bevölkerungszahl

KREIS AHRWEILER · Erst vor wenigen Tagen wurde ein weiterer Rückgang der Geburtenzahlen im Land Rheinland-Pfalz verkündet: Durchschnittlich 1,37 Kinder je Frau wurden 2011 geboren. Das war nach Angabe des Statistischen Landesamts in Bad Ems die zweitniedrigste Zahl an Geburten in der Geschichte des Landes.

 Mehr Senioren, weniger Schüler, weniger Kindergartenkinder: Die demografische Entwicklung stellt die Politik vor große Herausforderungen - besonders in Sachen Infrastruktur. Fotos: dpa

Mehr Senioren, weniger Schüler, weniger Kindergartenkinder: Die demografische Entwicklung stellt die Politik vor große Herausforderungen - besonders in Sachen Infrastruktur. Fotos: dpa

Über die Folgen dieser Entwicklung und den demografischen Wandel sprach der Landtagsabgeordnete der Grünen, Stadt- und Landschaftsplaner Andreas Hartenfels (Kusel), auf Einladung der Grafschafter Grünen im Ratssaal der Gemeinde in Ringen.

Der seit 2005 zu beobachtende Bevölkerungsrückgang setzt sich also weiter fort. Die Bevölkerungszahl in Rheinland-Pfalz sinkt mittelfristig bis 2030 um 5,8 Prozent auf 3,77 Millionen Einwohner, was dann in etwa der Bevölkerungszahl des Jahres 1990, dem Jahr eins nach der Wende, entspricht.

Die weitere Perspektive: Bis 2060 wird die Zahl der in Rheinland-Pfalz lebenden Menschen auf nur noch 3,2 Millionen absinken. So viel hatte das Land sieben Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, also 1952.

Die Geburtendefizite schlagen vor allem in den Landkreisen durch. Beispiel: der Kreis Ahrweiler. Gab es bereits zwischen 2005 und 2010 einen Bevölkerungsrückgang von 2,3 Prozent, so wird die Bevölkerungszahl bis zum Jahre 2030 um mehr als acht Prozent schrumpfen. Leben derzeit nach Angaben des Landesamts 127.443 Menschen im Kreis, so geht die Prognose von nur noch 97.000 im Jahre 2060 und 117.000 im Jahre 2030 aus.

Landauf, landab dasselbe Problem: Der Anteil der unter 20-Jährigen an der Bevölkerung sinkt, die Zahl der Alten steigt. Die über 65-Jährigen werden mittelfristig 29 Prozent und langfristig mehr als ein Drittel der Bevölkerung ausmachen. Hingegen wird die Zahl der Erwerbstätigen und Einzahler in die Sozialversicherungssysteme bis zum Jahre 2030 um 15 Prozent gedrosselt.

"Der ländliche Raum ist erheblich mehr vom demografischen Wandel betroffen", führte Hartenfels aus. Seine Aussage deckt sich mit den Daten des Statistischen Landesamtes. Danach wird die Bevölkerungsentwicklung regional sehr unterschiedlich verlaufen. Universitätsstädte wie Mainz, Trier oder Landau werden weniger betroffen sein als beispielsweise der Kreis Ahrweiler.

Besondere Problemfelder: Schülerzahlen und Anzahl der Kindergartenkinder. Derzeit werden mit einem Millionenaufwand Räume für Ganztagsbetreuungen geschaffen, um den von der Politik beschlossenen Rechtsanspruch auf Betreuung vom Säuglingsalter bis zur Einschulung zu gewähren. Allerdings: Im Jahre 2060 wird es nur noch halb so viele Kinder geben wie derzeit, bis 2030 wird sich die Schülerzahl zumindest um ein Drittel vermindert haben.

Trotz Bevölkerungsabnahme ist hingegen eine Gebäudezunahme festzustellen. In der Grafschaft beispielsweise hat es in den vergangenen zehn Jahren einen Bevölkerungsschwund von 450 Einwohnern gegeben, aber dort stehen 220 Gebäude mehr als im Jahr 2002.

Hartenfels sagt viele leerstehende, unverkäufliche Häuser voraus. Und natürlich hohe Gebühren für die kommunale Infrastruktur, die von immer weniger Bürgern zu bezahlen sein werden. Schließlich könne nicht davon ausgegangen werden, dass Kanäle zurückgebaut und Straßenlampen demontiert würden.

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