Flüchtlings-Demo in Ahrweiler Asylbewerber kritisieren lange Wartezeiten

AHRWEILER · Asylbewerber in Ahrweiler kritisieren lange Wartezeiten. Das Rote Kreuz nennt "Missverständnis" als Ursache.

 Auch ihre Kinder hatten die Flüchtlinge zur Demo mitgebracht. Das Kreishaus war jedoch der falsche Adressat.

Auch ihre Kinder hatten die Flüchtlinge zur Demo mitgebracht. Das Kreishaus war jedoch der falsche Adressat.

Foto: Günther Schmitt

Am 12. September kamen mit zwei Bussen die ersten Flüchtlinge in Ahrweiler an. Mittlerweile leben auf dem Gelände der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) rund 300 Menschen aus mehr als zehn Nationen. Gestern demonstrierten 60 von ihnen, darunter ganze Familien, vor dem Ahrweiler Kreishaus.

"Wir leben seit acht Wochen hier, und wenn wir fragen, wann wir endlich weiterkönnen, dann heißt es immer wieder 'nächste Woche'", beklagte sich ein Flüchtling im Gespräch mit dem General-Anzeiger auf Englisch. Sie seien das Vertrösten "satt". Wobei die AKNZ als solche nur Gastgeber ist.

Sie hat die Menschen auf ein Amtshilfeersuchen des Landes Rheinland-Pfalz hin aufgenommen. Für das Registrierungsverfahren ist die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier zuständig. Dorthin wurden die Flüchtlinge aus Ahrweiler mit Bussen gebracht, um sich dem behördlichen Verfahren zu stellen.

"Dieses ist bereits seit voriger Woche abgeschlossen", erklärte am Dienstagnachmittag ein Sprecher der ADD gegenüber dem GA: "Wir haben unseren Part erledigt." Für die Verteilung der Flüchtlinge sei das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zuständig. Da hapere es wohl.

Registrierung dauert

"Wir wollen nicht mehr warten, das alles dauert viel zu lange. Unsere Freunde, die mit uns nach Deutschland kamen und woanders registriert wurden, leben längst in richtigen Wohnungen", schimpfte ein junger Syrer vor dem Kreishaus. "Wir müssen hier in alten Garagen leben, und das obwohl unsere Kinder krank sind. Hier weiß keiner, was er tut", so sein Vorwurf. Wie zum Beweis hebt ein junges Geschwisterpärchen seine Pullis hoch, zeigte verheilte Wunden von Granatsplittern.

Frank Trömel, Kreisgeschäftsführer des DRK, das seit dem 1. November für die Betreuung der Flüchtlinge in der AKNZ zuständig ist, stellte sich vor dem Kreishaus der Kritik der Flüchtlinge. Trömel sieht die medizinische Betreuung als gewährleistet an. "Wir haben hier drei Arztsprechstunden pro Woche. Für Notfälle ist der Rettungsdienst da." Außerdem sei der Sanitätsdienst des Kreisverbandes täglich vor Ort.

Verständnis zeigte er für die Ungeduld der Flüchtlinge, "endlich aus der Notunterkunft wegzukommen". Doch bei der Verteilung sei eben die zuständige Bundesbehörde gefragt. Der Medizinische Leiter des Roten Kreuzes, Daniel Blumenberg, ergänzte, dass für die Betreuung in der AKNZ ab heute zusätzlich ein Kinderarzt wöchentliche Sprechstunden abhalte.

Ursache der Demo sei ein Missverständnis

Die eigentliche Ursache der Demo vor dem Kreishaus beruhte laut Trömel auf "einem Missverständnis". Trömel: "Unter den Flüchtlingen hatte sich das Gerücht verbreitet, sie müssten zwingend sechs Monate in der AKNZ bleiben. Das konnten wir aufklären." Denn die gesetzliche Regelung sehe einen maximalen Aufenthalt von einem halben Jahr in einer Erstaufnahmeeinrichtung vor, "doch das muss ja nicht die Regel sein", sagte Trömel. Zur Wohnsituation erklärte Trömel, dass sich diese in ein bis anderthalb Wochen verbessere. "Dann sind die ersten der 50 Shelter bezugsbereit", so der DRK-Kreisgeschäftsführer.

Ein Silberstreif am Horizont. Ob die Flüchtlinge es glaubten, konnte nicht ermittelt werden. Aber sie traten nach den Gesprächen mit Trömel und Vertretern der Kreisverwaltung den Rückzug an. Per Bus zur AKNZ.

Die Kreisverwaltung macht indes klar, dass sie nicht für die Flüchtlinge des Landes zuständig sei. Durch das Ausstellen von Bescheinigungen wolle die Kreisbehörde jedoch zum schnelleren Ablauf beitragen.

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