Arsen im Boden: Stadt sperrt Beueler Realschulgelände

Gutachter Claus Mayat: Ende der 40er Jahre sind vermutlich mehrere Giftfässer in die alte Kies- und Lehmgrube gekippt worden - Bodenproben werden noch untersucht

  Die Treppe  bleibt begehbar, die arsenverseuchte Böschung hat die Stadt großflächig abgesperrt.

Die Treppe bleibt begehbar, die arsenverseuchte Böschung hat die Stadt großflächig abgesperrt.

Foto: Frommann

Beuel. "Es müssen ein paar Fässer mit Arsen hingekippt worden sein. Es kann sich nicht nur um ein paar Eimer gehandelt haben." Gutachter Claus Mayat spricht von dem Gelände zwischen Gartenschule und Realschule Beuel. "Das war wahrscheinlich, als die Schule noch nicht gebaut war. Wohlmöglich 1949 oder 1950."

Die Folge des illegalen Abkippens: Der Boden ist hochgradig arsenverseucht. Um vor allem während der Ferien dort spielende Kinder zu schützen, hat die Stadt das Gelände weiträumig abgesperrt.

Die Schadstoffbelastung wurde im Zuge der Baugrunduntersuchung für einen Anbau gefunden. Die Realschule Beuel, die seit langem aus allen Nähten platzt, soll in diesem Jahr vergrößert werden. An den 1998 errichteten Erweiterungsbau soll ein zusätzliches dreigeschossiges Gebäude angeschlossen werden.

Schon Mitte der 80er und noch einmal Mitte der 90er Jahre seien bei Bodenuntersuchungen "geringfügige Auffälligkeiten" entdeckt worden, so Ute Zolondek, Leiterin des Umweltamtes der Stadt Bonn, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Stadthaus.

Mit dem Altlastenbericht 1997 wurde das Thema zu den Akten gelegt. Bei der jetzigen Untersuchung der Bodenproben seien mehrere Schadstoffe in ungefährlichen Mengen gefunden worden. Der Arsenwert jedoch sei deutlich erhöht, so Mayat.

Wie das Arsen in den Boden gelangt ist, erklärte er so: Auf dem Gelände zwischen Rölsdorfstraße, Ringstraße und Neustraße befand sich früher eine Ziegelbrennerei. Hier wurde zunächst Lehm ausgehoben, später dann Kies und Sand.

Diese alte Kiesgrube wurde nach und nach aufgefüllt: 1940 das Gelände von Sporthalle und Tennisplatz, 1948/49 das Schulgelände. Vier Meter aufgefülltes Material befinden sich heute über dem Kies, darunter Bauschutt und Asche von Hausbränden. Es handelt sich um eine der Unteren Bodenschutzbehörde "altbekannte Altablagerungsfläche", sagt Zolondek.

Der Boden der arsenbelastete Fläche soll jetzt im Zuge der Bebauung ausgehoben und entsorgt werden. Allerdings zeigen alte Luftbilder, das auf dieser Fläche ehemals eine Anhöhe war, die 1959 begradigt wurde. Die abgetragene belastete Erde wurde versetzt und für die Böschung verwendet, die am Ende des Schulhofes liegt. Hier sind die Arsenwerte besonders stark. Die Böschung ist zwar mit Gras bewachsen, aber es besteht die Gefahr, dass Kinder hier in der Erde buddeln - deshalb die Absperrung.

Auch wenn die endgültigen Messergebnisse erst Ende der nächsten Woche vorliegen, hat die Stadt die Öffentlichkeit bereits jetzt informiert. Neben den Schulleitern wurden sicherheitshalber auch die Anwohner der Rölsdorfstraße von der Arsenbelastung des Bodens in Kenntnis gesetzt.

Aufgrund des Gefälles geht der Gutachter derzeit aber nicht davon aus, dass sich die Schadstoffbelastung auf die privaten Grundstücke erstreckt. Die hohe Schadstoffbelastung sei punktuell, so stellvertretende Stadtsprecherin Monika Hörig.

Aufgrund des nahenden Ferienendes drängt die Zeit. Werner Bergmann, Leiter des Stadtbauamtes, und Reiner Bockshecker, Leiter des Schulamtes, können aber noch nicht sagen, ob der Schulbetrieb behindert werden wird. "Wir müssen erst die Messergebnisse abwarten, um zu wissen, wie lange die Sanierungsarbeiten dauern werden."

Über 100 Bodenproben des gesamten Geländes um die zwei Schulen werden derzeit in privaten Labors untersucht. Besonders wichtig werden die Messergebnisse der obersten Erdschichten sein.

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